Lebhaft, bunt und laut

Lebhaft, bunt und laut

Betreuungsplätze in Kitas sind oft schwer zu finden. Tagesmütter sind eine Alternative, die viele noch nicht kennen. Tanja Rösti etwa ist bei kibe plus angestellt. Seit 15 Jahren nimmt sie Kinder in ihrem Familienalltag mit und hat den Nebenjob vor kurzem zu ihrem Hauptberuf gemacht.

Im Wohnzimmer ist es erstaunlich ruhig, das Radio läuft. In seinem Korb döst Familienhund Milo vor sich hin und am Stubentisch sitzen mit konzentrierten Gesichtern drei Kinder. Mit buntem Garn knoten Julian, Noelia und Nina Armbänder. Ab und zu verheddert sich der Faden, geduldig erklärt und zeigt Tanja Rösti den Kindern, wie es richtig geht. Geduld – das ist ein Begriff, der während dem Besuch bei der Tagesmutter mehrmals fallen wird. Die braucht es im Berufsalltag von Tanja Rösti nicht zu knapp. Die hat sie meistens, da sind sich die 46-Jährige und die Kinder sofort einig. Munter geben die Kinder Einblick in ihre Zeit bei der Tagesmutter, von gemeinsamen Ausflügen in den Ferien, von selbst gebackenem Kuchen und von Spaziergängen mit Milo. «Am Tisch ist sie am strengsten», verrät die achtjährige Nina.

Angefangen mit der Nachbarschaft

Wer Kinder hat und einer Erwerbsarbeit nachgeht, weiss um die Herausforderung, geeignete Betreuungsplätze zu finden. Dass Grosseltern, meistens Grossmütter, tageweise ihre Enkel zu sich nehmen ist keineswegs selbstverständlich. Also braucht es Alternativen. Kita, Tagi, Nannys, Tagesmütter – die Auswahl ist gross, die Plätze begehrt. Rösti ist seit rund 15 Jahren als Tagesmutter tätig, seit einem Jahr nun hauptberuflich und mit einem Pensum von 80%. Dabei kam sie durch Zufall zu ihrem ersten Tageskind. Auf dem Spielplatz wurde sie von einer Mutter angesprochen, die Unterstützung suchte. Aus dem Bauch heraus sagte Rösti zu. «So hat das angefangen, unüberlegt», lacht sie, «wir hatten das Haus sowieso immer voll mit Nachbarskindern und Freunden unserer eigenen Kinder.» Zum ersten Tageskind kamen weitere dazu, wie viele in all den Jahren kann sie gar nicht mehr sagen.

Sympathie als Voraussetzung

Der Alltag einer Tagesmutter ist lebhaft, bunt und laut. Tanja Rösti strahlt, wenn sie von ihrem Beruf erzählt. Für Abwechslung ist gesorgt. Alltagsaufgaben wie einkaufen, gemeinsam essen oder Hausaufgaben erledigen gehören genauso zum Tagesablauf wie spielen, Spaziergänge im Wald oder Zeit auf dem Spielplatz – bei jedem Wetter. In den Schulferien darf es auch ab und zu ein Ausflug sein. Gerade für Eltern, die ihr Kind neu zu ihr bringen möchten, sind Einblicke in den Alltag zentral. «Viele können sich gar nicht vorstellen, wie das so ist», weiss Tanja Rösti. Mit Offenheit und Feingefühl nimmt sie neue Kinder und Eltern mit durch den Tag und gibt ausreichend Zeit zum Kennenlernen. Ein wichtiger Schritt, den man nicht übereilen kann. «Da ist viel auf Sympathie aufgebaut, schliesslich gibt man das Wertvollste, das eigene Kind zu mir», ist sie sich bewusst. Es muss für beide Seiten stimmen. Kinder nehmen oft kein Blatt vor den Mund und erzählen teilweise direkt und offen aus dem Leben zuhause oder bei der Tagesfamilie. Man ist entsprechend eng miteinander verknüpft. «Die Kinder sind bei uns in der Familie drin, sie bekommen ungefiltert mit, wenn irgendetwas los ist», beschreibt Rösti.

Eingebunden in ein Netzwerk

Das Familienleben mit zusätzlichen Kindern ist fordernd. Es braucht die wie schon erwähnte Geduld und ein grosses Herz, die Beziehung zu den Kindern ist eng. «Für mich gestaltet sich die Zusammenarbeit mit den Eltern teilweise schwieriger als mit den Kindern», schmunzelt Rösti. Doch der Einwand ist durchaus ernst zu nehmen. Sie erzählt von Eltern, die sich nicht an Zeiten halten und so ohne Rücksicht ihr Privatleben tangieren oder ihre Arbeit als selbstverständlich hinnehmen. Solche Situationen sind zwar nicht die Regel, aber kommen vor. Oft können Konflikte im Gespräch gelöst werden. Sollte tatsächlich mal etwas aus dem Ruder laufen, dann steht man als Tagesmutter aber nicht alleine auf weiter Flur. Tagesmütter sind eingebettet in ein Netzwerk bei kibesuisse, absolvieren einen Grundkurs und unterliegen in ihrer Arbeit entsprechenden Richtlinien. Einmal pro Jahr ist eine Weiterbildung Pflicht und ebenfalls jährlich gibt es Besuch seitens kibe plus und KESB. Einerseits geht es da natürlich um Kontrolle rund um die Einhaltung der Richtlinien, andererseits aber auch um das Wohlbefinden der Tagesmütter.

Am Stubentisch ist die Konzentration unterdessen etwas abgeflacht. Die Armbänder werden wohl erst nächste Woche fertig. Sollte Tanja Rösti trotz Herzblut irgendwann als Tagesmutter aufhören, wäre das keine einfache Sache. «Das wäre traurig», sagt Nina sofort. Eine neue Tagesmutter hätte da einen schweren Stand. «Sie müsste fein sein zu den Kindern und auch Geburtstage feiern zum Beispiel», zählt Nina auf, «und es wäre gut, wenn sie keine kleinen Kinder mehr hat. Das wäre anstrengend.» Zum Glück erfüllt sie diese Anforderungen rundum und mit viel Herz.

INFO: www.kibeplus.ch

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