Wer diese skurril-heitere Oase noch im Original erleben möchte, muss sich beeilen. Mit einem Besuch an den offiziellen Öffnungstagen oder mit einer persönlichen Gruppenführung durch Gnomenvater Jürg Ernst können Interessierte diese einzigartige Gnomenwelt noch bis Anfang Oktober bestaunen.
Eröffnet wird die Saison 2015 des Gnomengartens am Samstag, 30. Mai. Liedermacher Dänu Brüggemann wird dabei den fünften speziell komponierten Gnomengartensong vorstellen, den «Goldener-Käfig-Song».
Vom Beton zur Malerei
Für diese Saison hat Jürg Ernst keine neue Betonskulptur geschaffen. Er hat Schweissgerät, Spachtel, Zement und Sand mit Farbstiften, Pinsel, Acryl und Tusche getauscht und hat von der dreidimensionalen auf die zweidimensionale Kunst gewechselt. Er muss auf seine Gesundheit achten, um noch weitere Jahre künstlerisch arbeiten zu können. «Ich habe zur altersgerechten Kunst gefunden», bemerkt er augenzwinkernd.
Kunst von Maria Messerli
Im Gnomengarten-Atelier präsentiert Maria Messerli, Ernst’ Lebenspartnerin, ihre oft hintersinnigen Assemblagen, Klein-
skulpturen und Objekte mit liebevollen Namen wie «Hingere gstrählt», «Pönkli auf der schiefen Bahn», «Schlafwandler», «Schachtelnärrli» und viele mehr. Jürg Ernst zeigt erstmals seine 25 surrealen klein- und grossformatigen, zweidimensionalen, farbigen Comics, in welchen sich Gnomen-Skulpturen wiederfinden. Er hat sie in den Wintermonaten gemalt.
Wehmut über Schliessung
Die Folgen eines Hirnschlages im Jahre 2012, Rückenprobleme sowie Bauabsichten des Landbesitzers in unmittelbarer Nähe sind Gründe für die Schliessung. «Ich wurde bereits bei Abschluss des Pachtvertrages vor 15 Jahren vom Landbesitzer informiert, dass irgendwann auf der Nachbarparzelle gebaut werden wird», sagt Ernst. Derweil macht sich bei Gnomengarten-Kennern Wehmut breit. Mit wässrigen Augen erkundigte sich eine Frau bei Jürg Ernst über die Unausweichlichkeit der Schliessung. «Ich bin bislang von Melancholie-Attacken verschont geblieben», sagt der abgeklärt wirkende Künstler und freut sich, den Garten mit seinem Teil-Lebenswerk sauber aufzuräumen. «Es macht ja keinen Sinn, ein Museum vor dem Haus zu haben», ergänzt er ironisch. Etwas liegt Jürg Ernst am Herzen: «Ohne meine Frau, die mich mental aber auch durch ihre berufliche Tätigkeit finanziell unterstützte und ohne die Fronarbeit und die treue Unterstützung von Vorstand und Mitgliedern des Vereins Gnomengarten wäre all dies nicht möglich gewesen.»
Wohin gehen die Gnomen?
Ein kleiner Teil der Skulpturen wird in Familienbesitz bleiben, andere Objekte suchen eine neue Gartenheimat, das heisst, Käufer. Der Schwarzenburger Gemeindepräsident Ruedi Flückiger, gleichzeitig Stiftungsratspräsident des Schlosses Schwarzenburg, sagte auf Anfrage: «Es gibt Leute, die sich für die Realisierung eines Gnomenwegs in oder um Schwarzenburg kümmern. Dabei werden auch geeignete Standorte für einzelne Gnomen oder Gnomengruppen im Dorfzentrum oder der Stiftung Bernaville gesucht. Das Schloss könnte auch ein möglicher Standort sein. Bei den Überlegungen spielen auch die Kosten und der Betreuungsaufwand der möglichen Gnomen-Standorte eine Rolle. Wir stehen erst am Anfang, im Mai findet die erste Sitzung statt.» Die Finissage-Abende vom 16. und
17. Oktober werden Regula Gerber und Stina Durrer mit Liedern von Edith Piaf und anderen musikalischen Darbietungen unter dem Motto «Non, je ne regrette rien» gestalten.
Nach dem letzten öffentlichen Wochenende vom 3./4.Oktober wird sich das Narreneingangstor zum Skulpturengarten definitiv schliessen.