Lichtermeer

Lichtermeer

Es ist Nacht. Die meisten Passagiere schlafen, lesen oder schauen sich einen Film an. Ich habe das Glück, an einem Fensterplatz zu sitzen und lasse meinen Blick ins Dunkle schweifen. Das Flugzeug dreht sich langsam und ich sehe nun bis zur Erde hinunter. Ein Meer aus Lichtern gerät in mein Blickfeld. Wir müssen uns am Rande einer Wüste befinden: Eine grosse Stadt ergiesst sich ins Schwarz der Nacht. Lichter, immer mehr, erscheinen und ziehen meine Aufmerksamkeit magisch an. Wohin man blickt, schier endlos, scheint sich dieses Lichtermeer zu erstrecken. Die Wüste schwindet und der Mensch hat sich ihrer bemächtigt.

Ich stelle mir vor, dass bei jedem dieser Lichter mindestens eine Person zu Hause ist. Jedes dieser Lichter steht für eine Seele in dieser grossen Stadt. Jede dieser Seelen ist jeden Tag und jede Nacht mit ihren Herausforderungen beschäftigt. Jeder dieser Menschen hat seine täglichen Aufgaben zu meistern. Jedes Leben dort unten hat seinen Sinn und Zweck.

Wer ist wohl momentan gerade glücklich, wer hadert, wer kämpft und wer geniesst? Es interessiert mich, mit welchen Themen sich diese Menschen in diesem Moment beschäftigen. Welche Gedanken werden nur gedacht, welche davon ausgesprochen und welche davon umgesetzt? Welche Träume und Wünsche wohl bei jenem Licht dort flackern? Welche Worte werden gerade gesprochen? Sind es Worte der Angst oder Worte der Liebe? Gerne würde ich, nur ganz kurz, Mäus­chen sein und mehr erfahren.

Doch es sind so viele Lichter, wohin man blickt, und die Stadt scheint kein Ende zu nehmen. Das Flugzeug fliegt über sie hinweg, als ob sie nicht existieren würde. Ich könnte mich zurücklehnen, die Augen schliessen und keines dieser Lichter wahrnehmen. Ich würde nie wissen, über wie viele davon wir hinweggeflogen sind, nicht wissen, dass es so viele andere auf diesem Planeten gibt. Es wäre so leicht, so einfach, so bequem. Aber nun habe ich den Blick aus dem Fenster gerichtet. Auch wenn ich keinen direkten Einfluss auf diese einzelnen Menschen habe, diese nicht wissen, dass ich in diesem Moment über sie hinwegfliege, bin ich doch gewahr, dass es sie gibt.

Es ist die Zeit der vielen Lichter. Es ist die Zeit vor Weihnachten. Denken wir an jene Menschen, die uns nahe, doch auch an jene, die uns fremd sind. Je heller wir selbst strahlen, desto mehr Menschen werden von unserem Licht erfasst. Bringen wir also gemeinsam stets ein wenig mehr Helligkeit auf diese Erde.

Ich wünsche euch allen von ganzem Herzen eine lichtvolle Weihnachtszeit & alles Liebe, eure Christine

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