Gregory Bedford, sind Sie in der Schweiz aufgewachsen?
Nein, tatsächlich nicht, ich wurde in Durban geboren, in Südafrika, bin auch dort zur Schule gegangen.
Zwischenfrage: Wie haben Sie das Südafrika zu Zeiten von Bischof Tutu oder Nelson Mandela in Erinnerung?
Nicht wirklich in klarer Erinnerung, ich war damals noch nicht mal Teenager, da interessiert Politik nicht wirklich. Heute ist es natürlich anders als zu Zeiten der Apartheid. Und dennoch: Perfekt ist es nicht, Anfang des Jahres unterzeichnete der Präsident ein neues Gesetz zur Landenteignung ohne Entschädigung. Ich glaube nicht, dass es bisher in die Praxis umgesetzt wurde, aber wer weiss, wohin das führen könnte.
Wie ging es dann weiter?
Ich habe eine Ausbildung in Audioengineering abgeschlossen, habe auch einen Bachelor in Musik, Jazz-Gitarre und Elektroakustik. In dieser Funktion war ich auch mit dem südafrikanischen Musiker Matthew Mole unterwegs, als Tontechniker. Auf Youtube kann man Matthew sogar hören und sehen, wenn man seinen Namen
als Suchbegriff eingibt. Im Jahr 2014, also vor über zehn Jahren, gab es eine Wende in meinem Leben.
Nämlich?
Ich war auf einer Arbeitskonferenz in San Francisco, habe in einer Jugendherberge übernachtet.
YMCA?
(Schmunzelt) Nein, nicht YMCA, es war eine andere Kette, ich glaube Downtown Hostel, mitten in der Stadt, am Un-ion Square. Dort hat auch eine Schweizerin übernachtet, wir sind ins Gespräch gekommen.
Ich vermute, was jetzt kommt…
Ja! Aber so schnell ging das dann doch nicht, wir haben uns im Laufe der Zeit etwas aus den Augen verloren, bis 2019, als Matthew Mole mit seiner Band auf Europatournee war, mit Zwischenstation in Luzern. Da habe ich mit «meiner» Schweizerin Kontakt aufgenommen und abgemacht, dass ich eine Woche in die Schweiz komme. Danach haben wir uns noch einige Male besucht. Kurz vor dem Corona-Lockdown hatte ich einen einwöchigen Aufenthalt in der Schweiz geplant. Daraus wurden schliesslich acht Monate, in dieser Zeit haben wir uns halt etwas näher kennengelernt.
Und verlobt.
(Lacht) Das war jetzt aber nicht besonders schwierig zu erraten, zumal unsere Tochter ja neben uns sitzt. Ja, das ist so, und im Zeitraffer: Ich bin nach Südafrika zurückgekehrt, um den Grossteil meines Besitzes zu verkaufen, kam 2021 zurück, um ein neues Kapitel zu beginnen. Vielleicht war es eine ver-
rückte Sache, aber wir tun ja durchaus verrückte Dinge aus Liebe. Nicht wahr? Jetzt, 4,5 Jahre später und im Rückblick gesehen, war es ein wundervolles Abenteuer.
Wo sind Sie heute beschäftigt?
Ich arbeite zu 80 % als Audiotechniker bei Kilchenmann in Kehrsatz. Donnerstag, wie heute, ist immer Papi-Tag, meine Frau arbeitet auch nicht 100 %. Finanziell ist das nicht immer einfach, aber uns ist es wichtig, als Familie aufzuwachsen, füreinander da zu sein, und unserer Tochter dabei zuzusehen, wie sie die Welt entdeckt… Und das in Köniz, in einer wunderschönen Gegend.
Ich spreche Schwyzerdütsch mit Ihnen. Sie verstehen mich, sprechen ausgezeichnet Deutsch. Wo gelernt?
Jetzt bringen Sie mich in Verlegenheit, mein Deutsch ist bei Weitem noch nicht perfekt, von Schwyzerdütsch ganz zu schweigen. Zur Frage: Ich habe Deutsch täglich sozusagen auf der Strasse aufgeschnappt und immer wieder geübt. Auch habe ich einen Sprachkurs bei der Academia belegt. Sprachkenntnisse sind in der Schweiz das A+O. Es ging für mich aber primär darum, eine mir bisher unbekannte Kultur kennenzulernen und anzueignen.
Zu Ihren Hobbies. Ich darf raten: Sie haben mit Musik zu tun.
Ja. Früher war es hauptsächlich Gitarre, die mich fasziniert hat, jetzt habe ich mich ein bisschen der Gegenwart angepasst (schmunzelt), das musikalische Spektrum geöffnet. Was ich auch mache: Ich kreiere Soundeffekte für Games oder Videos, Back-
groundeffekte und Musik, wenn Sie so wollen. Den Einstieg habe ich über Kontakte in Südafrika geschafft. Es sind vor allem kleinere Unternehmen, für die ich arbeite, ausländische, der Schweizer Markt ist dafür zu klein.
(Wir wollen gerade weiterreden, da macht sich seine Tochter auf den Weg zur Spielecke. Mit einem gegenseitigen Lächeln verabschieden wir uns.)


