Mehr als nur Fussball

Mehr als nur Fussball

Hinter dem Aufstieg in die 2. Liga interregional Ende Saison 2022/23 steckt nicht nur fussballerisches Können, sondern eine Philosophie, die den FC Ueberstorf auszeichnet: Eigenständigkeit, Identifikation und Gleichbehandlung. Alle, auch die Spieler der ersten Mannschaft, zahlen Mitgliedsbeiträge und helfen im Verein mit. Ihr Lohn: Freude am Fussball, ein gutes Klima und der Zusammenhalt im Klub.

«Ich komme gleich», ruft Richard Schafer vom Tennisplatz aus, der sich in Ueberstorf neben der idyllischen Sportanlage befindet, die von Feldern umgeben ist. Er schwingt sich aufs Velo und fährt die kurze Strecke bis zum Eingang der Buvette, wo wir uns verabredet haben. Obschon es 33 Grad heiss ist an diesem Montagnachmittag, hat ihn die hohe Temperatur nicht davon abgehalten, Tennis zu spielen, «aber nur 60 Minuten», lacht er, streckt die Hand aus und sagt fröhlich: «Ich bin Ritschi.»  Ritschi – Richard Schafer – war bis Ende Juni während elf Jahren Präsident des FC Ueberstorf, dessen starke Saison 2022/23 im Aufstieg in die 2. Liga interregional und damit in die fünfthöchste Spielklasse gipfelte. Aktuell ist der Klub der erfolgreichste im deutschsprachigen Teil des Kantons Freiburg. 

Mit Herzblut dabei

Der Aufstieg sei zwar ein «riesiges Abschiedsgeschenk», aber über allem stehe der Zusammenhalt im Verein: «Unsere Philosophie für die über 300 Mitglieder beruht auf dem Prinzip der Eigenständigkeit, Identifikation und Gleichbehandlung», betont Richard Schafer. «Alle Juniorinnen und Junioren aus dem Dorf und der Umgebung sind bei uns willkommen, unabhängig von ihrer Leistung.» Und, führt er aus: «Die erste Mannschaft ist als Zugpferd Vorbild für die eigenen Junioren. Sie wird mit regionalen Talenten, die zum FCÜ passen, verstärkt. Es werden keine Spieler bezahlt, auch nicht Spesen. Alle entrichten Mitgliederbeiträge und leisten Helfereinsätze, etwa am Grümpelturnier und Herbstfest.» Die jährlichen Trainingslager für Junioren und Juniorinnen in Saas Grund, die seit über 30 Jahren durchgeführt werden, tragen beispielsweise dazu bei, dass der FCÜ mehr ist als ein Fussballklub. Der Dorfverein (Ueberstorf zählt rund 2400 Einwohnerinnen und Einwohner) ermöglicht Begegnungen – auf wie neben dem Fussballplatz. Zahlreiche Mitglieder sind von Kindheit an miteinander befreundet und Teil der FCÜ-Familie. So auch Ex-Präsident Schafer, der schon als Junior das Tor des FC Ueberstorf hütete. Seine Nachfolger Marcel Brülhart und Dominic Quiel, die das Präsidium seit Juli gemeinsam innehaben, kickten als kleine Jungen ebenfalls bereits beim Sensler Verein. Alle drei schafften es bis in die erste Mannschaft; heute spielen Schafer und Brülhart gemeinsam bei den Veteranen. 

Grosser Support

Ein weiteres Puzzleteil, das zur guten Stimmung beim FC Ueberstorf beiträgt, sind die Fans, die einen sehr hohen Stellenwert haben. Der Fan-Club «La Familia» etwa begeistere bei speziellen Spielen und Anlässen mit Stimmung und aufwändigen Choreografien. «Die Fans sind das A und O», fasst Schafer zusammen und erinnert sich mit leuchtenden Augen an die Barragespiele gegen den FC Savièse aus dem Wallis, aus denen zwei Siege resultierten. «Wir sind mit drei Fan-Cars ins Wallis gefahren. Die Stimmung und das Resultat waren ein Highlight», schwärmt der 61-Jährige vom 3:1-Auswärtssieg, der den Grundstein für den Erfolg legte. 

Eigens für das Rückspiel vom 25. Juni wurde ein Festzelt aufgestellt, um die über 1200 Anhänger zu verköstigen. Der Aufwand lohnte sich: Mit dem 4:1-Sieg wurde der Aufstieg Tatsache. Gleich viermal kam das Publikum während dieser Partie in den Genuss des Songs «Hopp und Hüü, FCÜ», der bei allen Heimspielen bei einem Treffer eingespielt wird. 

Viele Änderungen, aber …

Ein neuer Trainer (Polykarp Schaller, bisher Assistenztrainer), ein neuer Assistenztrainer (Thomas Lauper, zusammen mit dem bisherigen Assistenztrainer Stefan Poffet), eine neue Liga mit weiteren Wegen und ein neues Präsidium: In der Saison 2023/24 wird vieles anders sein. «Eines jedoch soll gleich bleiben», betont Schafers Nachfolger Marcel Brülhart, der während des Gesprächs dazugestossen ist (während Co-Präsident Dominic Quiel in den Ferien weilt): «Wir wollen an unserer Philosophie der Eigenständigkeit und Identifikation festhalten und weiterhin alle in die gleiche Richtung ziehen.» Und noch etwas ändere sich nicht: Beim FC Ueberstorf wird während der Saison nicht mehr als zweimal wöchentlich trainiert. «Auch nicht in der höheren Liga», sagt Brülhart schmunzelnd. 

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