Meister der verborgenen Kunstpflege

Meister der verborgenen Kunstpflege

Er durfte sich bereits der Wandelhalle im Berner Parlamentsgebäude annehmen, die einzigen Wandmalereien von Arnold Böcklin im Naturhistorischen Museum restaurieren oder das Chorgestühl im Kloster Hauterive wieder instand setzen. Seine Werkzeuge sind Pinsel und Mikroskop. Christoph Fasel gehört einer sehr vielschichtigen Berufsgattung an. Da wird analysiert, recherchiert und sondiert, denn nur so kann für die einzelnen Kunstwerke aus ganz verschiedenen Zeitaltern die optimale Restaurierung gewährleistet werden.

Doch nochmals von vorne – Fasel, 1973 geboren, kam schon früh mit dem Beruf des Malers in Berührung. Bereits der Grossvater war Maler, der Grossonkel Restaurateur sowie Maler und auch der Vater hat den Beruf des Malers ausgeübt. Es ist also nicht verwunderlich, dass Christoph Fasel 1989 die Lehre als Maler gemacht hat. Zehn Jahre hat er in diesem Beruf gearbeitet und sich dann entschieden, in die Restaurierung einzusteigen. Nach einem zweijährigen Praktikum ging es 2001 weiter an die Hochschule der Künste in Bern, wo es einen der vier sehr spezifischen Studiengänge für Konservierung und Restaurierung gibt. 2005 hat er den Abschluss gemacht und mittlerweile ist Fasel seit 20 Jahren mit seiner eigenen Firma selbstständig. Er hat ein grosses Interesse an Architekturoberflächen, Innenraumausstattungen, an Gestaltung und Kunst ganz allgemein. Hinzu kommen viele Fragen – denn wie kann man die ganzen Sachen erhalten und wie gehen wir Menschen damit um? Wie können wir Werke nachhaltig und fachgerecht konservieren? Das seien schwierige Fragen, denn jedes Objekt hat seine eigene Geschichte und seine eigenen Probleme. Es gilt immer, ein neues Konzept zu entwickeln, und es gibt nie einfach genau diese ‹eine› Lösung, die für alle zu restaurierenden Objekte anwendbar ist.

Von überraschenden Anfragen

Das Hochbauamt Basel sucht eine Person, die die Wandmalereien von Arnold Böcklin im Naturhistorischen Museum in Basel restauriert. In Christoph Fasel werden sie fündig. Er geht nach Basel, um sich die Malereien vor Ort anzusehen. Bevor Fasel ein Konzept ausarbeiten kann, müssen diverse Abklärungen gemacht werden. Etwa ob Schäden vorhanden sind und, wenn ja, wie viele und welches Ausmass diese haben. Es gilt die Oberflächenbeschaffenheit zu begutachten: Ist sie schmutzig und wie ist die Materialität? Hinzu kommen Fragen zur Herstellung des Gemäldes: Ist es auf Kalkputz oder auf Gipsputz gemalt, pastös – die Farbe wurde sehr dick und deckend aufgetragen und es entsteht eine reliefartige Oberfläche – oder lasierend – durchscheinende und transparente Schichten der Farbe – und erst wenn all diese Dinge genau geklärt sind, kann ein Konzept entwickelt werden, das optimal auf das zu restaurierende Werk zugeschnitten ist und passt. In einem weiteren Schritt wurde für den Restaurator ein Gerüst aufgebaut, damit die Oberfläche chemisch und damit noch genauer untersucht werden kann. Nach der chemischen Abklärung kann Fasel festlegen, was am Werk gemacht werden darf und mit welcher Technik er auf gar keinen Fall eingreifen sollte. Um die Arbeitsweise eines Konservators oder einer Restauratorin ganz genau zu erklären, bedarf es einiges mehr an Zeit und Vorwissen.

Ein Kunsthandwerker, der Denkmalpflege betreibt

«Man braucht sehr, sehr viel Geduld und Durchhaltewillen für diesen Job, und manchmal sind die Arbeitsbedingungen einfach nur ekelhaft», erklärt Christoph Fasel. Weil Restauratoren viele Arbeitsstunden in kalter und feuchter Umgebung verbringen, leiden viele irgendwann an Gelenkschmerzen bis hin zu Arthrose. Deshalb sei er auch im Sommer immer langärmlig und warm angezogen. Es ist ein Beruf mit einer grossen Verantwortung, denn es geht darum, Kunst und damit unsere Geschichte zu erhalten und zu konservieren. Und genau deshalb hat das Objekt absolute Priorität in seiner Arbeit. Die Zeit der Erschaffungsphase von Objekten, die restauriert werden müssen, spannt sich vom frühen 13. Jahrhundert bis gestern – sprich, bis Anfang 21. Jahrhundert. Eine Restauratorin muss ein vielschichtiges Wissen haben und vielfältig arbeiten können.

Im Petersdom arbeiten?

Fasel hegt den Traum, einmal im Vatikan arbeiten zu dürfen, doch es wird ein Traum bleiben. Denn die Restauratoren und Konservatorinnen, die dort arbeiten, sind fast ausschliesslich italienischer Abstammung. Der Petersdom hat eine Abteilung, die allein dafür zuständig ist, den Dom und die darin enthaltenen Kunstwerke instand zu halten, zu schützen und bei Bedarf zu restaurieren. Christoph Fasel war schon um die 26 Mal in Rom und jedes Mal besucht er eine Kirche, in der sein Lieblingsmaler Michelangelo Merisi da Caravaggio ein Altarbild geschaffen hat. Ganz abseits der Touristenströme kann er dort stundenlang die Ausführung der Pinselstriche und die Farbenvielfalt mit all ihren Details betrachten und immer wieder staunen.

Teilen Sie diesen Bereich

Beitrag:
«Meister der verborgenen Kunstpflege»

Die meistgelesenen Artikel

Kontakt

Datenupload

Der einfachste Weg uns Ihre Daten zu senden!

Werbeberatung

Schritt 1 von 2