Mit dem Velo zum Bahnhof flitzen, sich durchs Rädergewühl kämpfen, eine freie Lücke zum Parkieren ausfindig machen und danach Richtung Perron rennen… Stopp. Es könnte auch anders gehen. Hier die gemütlichere Variante: Zum Bahnhof radeln, dort sein Rad auf Koffergrösse zusammenklappen und Richtung Fahrsteig schlendern. Das Faltrad kann heute mit der Leistungsfähigkeit eines herkömmlichen Velos mithalten, bietet aber zusätzlich den Vorteil, dass es sich zum Paket falten lässt. Bisher sind solche Velos in der Schweiz noch nicht sehr verbreitet, obschon sie Potenzial haben – insbesondere in Verbindung mit dem ÖV, da das Velo gratis mitfährt.
Stadtvelo zum Mitnehmen
Bisher sind Falträder vor allem in Belgien, den Niederlanden und Japan populär, aber auch in Me-
tropolen wie Barcelona oder London. Dass sie sich in der Schweiz noch nicht durchgesetzt haben, liege teilweise an den Falt-
rädern früherer Generationen, die qualitativ schlechter waren als «herkömmliche» Velos, vermutet Jonas Römer von der Faltrad plus GmbH, dem Schweizer Generalimporteur von «Brompton» in Biel. «Die früheren Klapp-
räder sind nicht zu verwechseln mit den heutigen Modellen», betont Römer. «Letztere eignen sich als alltagstaugliche Stadtvelos genauso wie andere Velos auch – mit dem Unterschied, dass Falträder den Ansprüchen mobiler Menschen besser gerecht werden.» Obschon klein – die Mitnahme von Gepäck sei kein Problem. «Dank tiefem Lade-schwerpunkt und der Fixierung direkt am Rahmen lässt sich das Faltrad auch mit schweren Lasten gut manövrieren.» Die kleinsten Modelle eigneten sich hingegen weniger gut für hohe Geschwindigkeiten. Das «Brompton» beispielsweise sei schnell, aber kein Rennvelo. «Von Abfahrten von steilen Alpenpässen, insbesondere wenn Fahrer/-in plus Gepäck über 80 kg sind, raten wir ab, da die kleineren Felgen die Hitze der Bremsen weniger gut abbauen können.»
Klein und schnell?
«Bei den qualitativ hochwertigen Faltvelos gehören ‹Brompton›, ‹Birdy› (‹riese und müller›), ‹Dahon› und ‹Tern› sicher zu den führenden Marken», meint Jonas Römer. Aber: «Leider verkaufen auch Onlinehändler und Grossverteiler Falträder aller Art, die zum Teil kaum den Mindestansprüchen an Sicherheit und Qualität genügen», bedauert «2rad Schweiz», der Branchenverband des Schweizer Fachhandels für Zweiradfahrzeuge. Bereits gibt es übrigens erste Falträder mit elektronischer Unterstützung. Jonas Römer: «Es wird gemunkelt, dass auch ‹Brompton› diesen Herbst oder 2016 das ‹e-Brompton› auf den Markt bringt.» – Was das für die Zukunft heisst, wird sich zeigen. Vielleicht sind die Velos der Zukunft extrem klein und extrem schnell…