Mit Motivation statt Mahnfinger

Mit Motivation statt Mahnfinger

Eine Kampagne der Gemeinde ist Teil eines Massnahmenpakets, das vielen «Elterntaxis» entgegenwirken soll. Es geht auch um Sicherheit – die mitunter verschieden ausgelegt wird.

Das Thema Sicherheit von Schulwegen beschäftigt schweizweit zunehmend Schulleitungen, Eltern und Behörden. Die Zeitschrift «Beobachter» veröffentlichte letztes Jahr anhand von Rückmeldungen aus der Leserschaft eine interaktive Karte von problematischen Schulwegen im Kanton Bern. Auch fahren vermehrt Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule. Damit werden die sogenannten Elterntaxis jedoch ungewollt Teil des Pro-blems, indem sie um Schulhäuser herum nicht nur das Verkehrsaufkommen, sondern auch das Unfallrisiko für Kinder erhöhen.

Bewegung, Erlebnisse, Sicherheit

Auch die Gemeinde Köniz sieht in der Lenkung der Elterntaxis zunehmend Handlungsbedarf, wie Tanja Hug, Projektleiterin von «Fuss Velo Köniz», ausführt: «Wenn Kinder und Jugendliche zu Fuss oder mit dem Velo zur Schule gehen, hat dies zahlreiche Vorteile. Die Lenkung von Elterntaxis ist dabei ein Aspekt, mehr Bewegung und mehr Erlebnisse für die Kinder etwa sind weitere Vorteile.» Eine Arbeitsgruppe mit Vertretern und Vertreterinnen der Kantonspolizei, der Gemeinde Köniz, von Schulleitungen, Lehrpersonen und Elternräten hatte eine Toolbox für Schulen zusammengestellt. Sie beinhaltete eine Auswahl an bewährten Angeboten und Informationen zur Förderung des Fuss- und Veloverkehrs. Teil davon ist die Kampagne «Ich kann das. Ich geh zu Fuss». «Sie ist unabhängig von einer Interessengruppe und wir können sie gemeinsam mit den Schulen weiterentwickeln und an Könizer Bedürfnisse anpassen», so Hug. Ein Pilotprojekt, bei dem organisatorische und infrastrukturelle Massnahmen bei der Schule Schliern-Blindenmoos geprüft werden, ergänzt das Massnahmenpaket zur Lenkung von Elterntaxis.

Höheres Verkehrsaufkommen vor den Schulen

Hug stellt Elterntaxis nicht grundsätzlich in Frage: «Es kann durchaus Gründe dafür geben. Oft hören wir, dass es zeitlich einfach nicht anders zu organisieren sei und daher für den Schulweg auf das Auto gesetzt wird. Wir möchten diese Eltern dazu bringen, nicht direkt vor der Schule anzuhalten. Beim Parkieren an ungeeigneten Stellen, beim Rückwärtsfahren und anderen Fahrmanövern kann es rasch zu gefährlichen Situationen für Kinder kommen – beispielsweise, wenn Eltern beim Wegfahren übers Trottoir Kindern den Weg abschneiden.» Wenn das Kind mit dem Auto zur Schule gefahren werden müsse, werden die Eltern gebeten, es an einem geeigneten Ort aus dem Fahrzeug steigen zu lassen. Das könne bedeuten, dass das Kind noch einige Meter zu Fuss gehen müsse.

Positives Feedback auch seitens der Eltern

Tanja Hug habe zahlreiche Rückmeldungen von Eltern erhalten, die froh seien, dass das Thema von der Gemeinde aufs Tapet gebracht wurde – teils jedoch auch von Anwohnerinnen und Anwohnern, für die kein Durchkommen mit Auto, Velo oder zu Fuss mehr möglich sei, wenn Eltern rund ums Schulhaus unbedacht anhalten oder parkieren.

Diese Rückmeldung eines Vaters habe sie am meisten gefreut: «Er hat mir mitgeteilt, dass seine Frau ihren 7-jährigen Jungen an einem Morgen während der Aktionswochen mit dem Auto zur Schule bringen wollte – dies, weil sie spät dran war und es wie aus Kübeln regnete. Der Junge weigerte sich jedoch, mit dem Auto zu fahren, da er sonst kein goldenes Kleberli bekommen hätte. Die Mutter hat sich kurzerhand mit Regensachen ausgerüstet und den Jungen mit Velo und Anhänger zur Schule gebracht.»

 

Erfolgreiche Schulweg-Kampagne

Bereits 2022 wurde die Kampagne «Ich kann das. Ich geh zu Fuss» mit neun Klassen des Schulhauses Schliern-Blindenmoos getestet. Im Herbst 2023 machten während zwei Aktionswochen 38 Schulklassen mit 4- bis 8-jährigen Kindern in Schliern, Köniz Buchsee und Wangental bei der Kampagne mit. Pro zu Fuss zurückgelegtem Schulweg wurden die Kinder mit einem goldenen Füsschen-Sticker belohnt. Wer 10 Sticker gesammelt und auf die leeren Felder des Belohnungsblattes geklebt hatte, erhielt einen Leuchtorden. Dieser wurde von den Verkehrsinstruktoren und Verkehrs-
instruktorinnen der Kantonspolizei überreicht. 

Die Kampagne soll auch im Herbst 2024 wieder stattfinden.

www.fussveloköniz.ch/ichkanndas

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