38 Mitglieder zählt die Musikgesellschaft «Sternenberg». Sie spielen zehn Blasinstrumente: vom Cornett über die Trompete und die Tuba bis zur Klarinette oder Querflöte. Dazu kommen die Perkussionsinstrumente, das «Schlagwerk». «Im Moment sind die Frauen in Überzahl», lächelt Andreas Schär. Darum das Schmunzeln über die Musikerinnen: Bis 1970 waren sie gar nicht zugelassen. Der Posaunist ist als OK-Präsident verantwortlich für den Mittelländischen Musiktag im Juni, in dessen Rahmen der Geburtstag des Vereins gefeiert wird.
Wandel der Zeit
Heute spielen Männer und Frauen, Jung und Alt selbstverständlich miteinander – im Zentrum steht die gemeinsame Freude an der Musik. Dass dabei die Geschmäcker verschieden sind, erfordert manchmal Kompromissbereitschaft, erweitert dafür Horizonte. Schär sowie zwei der ältesten Mitglieder, Res Schmid und Ueli Aebi, erzählen von Momenten, in denen ihnen ein neues Stück nicht gefällt: «Wenn wir es dann spielen, ist es jeweils doch noch schön.» So finden Generationen zueinander und zeugen von der Kraft ihrer gemeinsamen Leidenschaft.
Von 16 bis 81 Jahren reicht aktuell die Altersspanne. Res Schmid und Ueli Aebi sind seit fast 60 Jahren dabei. Die Anekdoten, die sie erzählen, zeugen vom Wandel der Zeit. Früher fand manch Neuzuzüger dank der Musikgesellschaft Anschluss und Freundschaften. Man unternahm alle paar Jahre zusammen einen Ausflug. Ein Höhepunkt in der Vereinsgeschichte war die Reise ins süditalienische Städtchen Lenola im Juli 1986, während der die Teilnehmenden unter Polizeigeleit und Konfettiregen musizierend durch die Altstadt zogen, wie Aebi sich erinnert. Auch Schmid schaut gerne zurück: «Früher gaben wir nach den Proben draussen oftmals spontan ein ‹Ständli›».
Heute wissen viele Neuenegger kaum von der Existenz der «Musig». Schade eigentlich – hier fänden sie eine bunt durchmischte Gruppe von Menschen, die nicht nur Melodien und Rhythmen mögen, sondern auch Jungmusikanten fördern. Sie erhalten finanzielle Unterstützung für den Besuch der Musikschule. Das Instrument wird ihnen zur Verfügung gestellt. «Wir freuen uns über neue Gesichter», betont Vereinspräsident Christoph Mäder. Ob Wiedereinsteiger oder Anfänger – Plätze hat es aktuell auf allen Registern.
Warum «Sternenberg»?
Wöchentliche Proben, zwei grosse Konzerte pro Jahr und ein «Musiklager» – ein gemeinsames Übungswochenende mit grosszügigem geselligem Teil – zeugen davon: In Neuenegg ist die Musikgesellschaft nicht wegzudenken. Doch warum heisst sie «Sternenberg»? Es gibt keinen Hügel in der Umgebung, der so heisst. «Der Name hat historische Gründe», erklärt Andreas Schär. Von 1388 bis 1798 war das «Landgericht Sternenberg» eine der vier Verwaltungseinheiten der Stadt und Republik Bern.
Heute wird hier nicht mehr Gericht gehalten. Nicht einmal mehr eine Aufnahmeprüfung gibt es für die Aufnahme in die Musikgesellschaft. Ernst genommen wird das Musizieren aber weiterhin. Im Mehrzwecksaal über dem Feuerwehrmagazin üben die Mitglieder jeweils dienstags, vor einem Auftritt zusätzlich auch freitags. Der gesellige Teil folgt im Anschluss.
2012 wurde der letzte Mittelländische Musiktag in Neuenegg ausgerichtet. Diesen Juni ist es wieder so weit. Die Vorbereitungen dazu laufen schon länger, dank zahlreichen Sponsoren und Freiwilligen schaut das OK mit Vorfreude auf das Festwochenende. Die Musikgesellschaft übt derweil etwas Besonderes ein: Der «Neuenegger Marsch», eigens für den Anlass arrangiert, wird am Jubiläumsabend uraufgeführt.