Namen, die man sich merken muss, oder die grössten Hoffnungen der Region

Namen, die man sich merken muss, oder die grössten Hoffnungen der Region

Das Eidgenössische Schwingfest in Zug war ein voller Erfolg. Über 400'000 Zuschauer fieberten mit den Schwinger mit, zu deren König sich der Berner Christian Stucki krönen liess. Dabei waren auch 3 hoffnungsvolle Talente aus unserer Region.

Für Fabian Staudenmann, Michael Wiget und Severin Schwander war es die erste Teilnahme an einem Eidgenössischen Schwingfest. Während Schwander knapp einen Kranz verfehlte, gelang es den anderen beiden, sich zum Eidgenossen küren zu lassen. Vor allem für Wiget ein grossartiger Erfolg, da der Wünnewiler eine dreijährige Leidenszeit mit einigen Verletzungen hinter sich hat und selbst in Zug nicht schmerzfrei antreten konnte. Staudenmann dagegen gilt nicht nur bei Experten als eine der grössten Nachwuchshoffnungen im Schwingsport. Der 19-Jährige hat 2019 7 Eidgenossen bezwungen, 9 Kränze gewonnen und wurde unter anderem Zweiter beim Freiburger Kantonalschwingfest.Damit belegt er Rang 14 in der Jahrespunktliste. Noch 4 Ränge besser war Michael Wiget. Er bodigte ebenfalls 7 Eidgenossen, holte sich aber einen Kranz mehr.
Im Interview erzählen die beiden von ihren Erfahrungen in Zug.

Michael Wiget, was bedeutet es für Sie, auf Anhieb einen Kranz bei Ihrem ersten Eidgenössischen Schwingfest gewonnen zu haben?
Es bedeutet mir alles. Es ist das Ziel jedes Schwingers, einen Eidgenössischen Kranz zu gewinnen. Das ist das Grösste. Die einzige Stufe, die noch höher ist, ist König zu werden, aber das können ja nicht so viele. Von daher ist es mehr als eine Genugtuung.

Und welchen Preis haben Sie ausgesucht?
Eine Treichel (siehe Foto links). Ich habe zwar zuerst auch überlegt, weil es andere Preise wie z.B. Bargeld gab, die man gut gebrauchen könnte. Aber wenn man so eine grosse Treichel schon mal nehmen kann… Daran hat man in 50 Jahren noch seine Freude. Wenn ich sie anschaue, werde ich immer daran denken, wann ich sie bekommen habe. Es war mir wichtig, von meinem ersten Eidgenössischen so eine Erinnerung mit nach Hause zu nehmen.

Wie war das Schwingfest in Zug für Sie? Was hat Sie besonders beeindruckt?
Es war extrem beeindruckend und überwältigend, wie gross das Ganze ist. Vor 57’000 Leute zu schwingen ist einfach «Wow». Die Stimmung und die Atmosphäre, vor allem bei den Berner Fans, wenn man einen Gang gewonnen hat, das ist einfach unglaublich. Das war ein Wahnsinnsgefühl, es war eins der schönsten, wenn nicht gar das schönste Erlebnis meines Lebens. Dafür trainiert man so hart.

Wie sind Sie zum Schwingsport gekommen?
Im Kindergartenalter habe ich zuerst Fussball gespielt, aber das war nichts für mich. Meine Mutter meinte, dass ich mehr Energie habe als andere Kinder, und entschied daher, dass ich Kampfsport ausprobieren solle. Ausser dem Schwingen besuchte ich noch Judo und Ringen, aber Schwingen hat mir sofort gefallen. Das hat sich bis heute nicht geändert. Diese Verbundenheit mit der Tradition und die Kameradschaft sind einfach toll.

Sie sind Freiburger und wohnen in Wünnewil, Sie schwingen aber für den Berner Schwingclub Laupen. Weshalb?
Meine Mutter ist aus Laupen. Es ist ausserdem näher als Kerzers oder Plaffeien, wo die Freiburger Clubs sind. Von daher war es nie eine Frage, nicht für Bern zu schwingen. Zuletzt haben viele Südwestschweizer Witze gemacht, ich solle doch für sie schwingen, aber ich fühle mich wohl im Berner Team und das hohe Niveau mit den guten Schwingern, auch im Training, bringt mir mehr.
In den letzten 3 Jahren suchte Sie immer wieder die «Verletzungshexe» heim. Wie sehr hat Sie das belastet?
Es war keine einfache Zeit. Gute Kollegen von mir holten Kränze und feierten Erfolge, während ich zum Zuschauen verdammt war. Natürlich gönnt man es ihnen, aber man möchte auch selbst mitmachen. Da habe ich erst gemerkt, wie viel mir das Schwingen bedeutet. Es ist meine Leidenschaft, meine Passion. Ich bin froh, so blöd das klingt, dass es 3 unterschiedliche Verletzungen waren (Anm. der Red.: ein Ermüdungsbruch der Schulter, gerissene Bänder im Ellenbogen und eine Schleimbeutelentzündung im Knie). Ein Kollege von mir hat sich dreimal das Kreuzband gerissen, er kann nicht mehr weitermachen.

Wie geht es Ihnen heute?
Das Knie spüre ich immer noch und vor dem Kantonalen Schwingfest bin ich auf die Schulter gefallen, daraufhin hatte ich einen leichten Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule. Deshalb musste ich mich für Zug fitspritzen lassen. Das ist gegangen, aber ich habe es natürlich gespürt und spüre es heute noch. Es wird alles wieder gut, aber ich werde nun 6 bis 8 Wochen Pause machen müssen.

Fabian Staudenmann, was bedeutet es für Sie, auf Anhieb einen Kranz bei Ihrem ersten Eidgenössischen Schwingfest gewonnen zu haben?
Sehr viel! Die Saison lief sehr gut, an den Kranzfesten stimmte die Leistung aus meiner Sicht immer. Daher habe ich natürlich eine Erwartungshaltung gegenüber mir selbst entwickelt, mir gingen viele Gedanken durch den Kopf – mehr als bei anderen Kranzschwingfesten: Was ist, wenn es an den 2 Tagen nicht läuft? In der Zeitung habe ich dann auch noch gelesen, dass ich in 3 Jahren als Favorit gehandelt werden und ich mir problemlos einen Kranz erkämpfen könnte. Nach dem
7. Gang war es wie eine Erlösung. Ich habe vor Freude geweint, da ich mir selbst so viel Druck gemacht hatte. Der Kranz bedeutet mir deshalb sehr, sehr viel.

Wie sehr setzt Sie die Erwartungshaltung von aussen unter Druck?
Es ist schön, dass Leute an mich glauben. Darauf darf man sich nicht ausruhen, nach dem Motto: Es kommt schon gut. Man muss seinen Weg gehen. Es wird sicher eine Saison geben, die nicht so gut läuft wie diese. Auch dann muss dranbleiben. Aus Niederlagen wird man stark und kann etwas daraus lernen.

Wie war das Schwingfest in Zug für Sie? Was hat Sie besonders beeindruckt?
Sicher die Arena. An einem Kantonalen Schwingfest sind auch mal 11’000 Zuschauer, das ist schon sehr gross, aber vor über 55’000 Leute zu schwingen ist nochmals was ganz anderes. Was mir auch in Erinnerung bleiben wird, ist der Zusammenhalt, den wir im Berner Verband haben. Man hört viel «wir Berner sind zusammen stark», dafür werden wir oft belächelt, aber unsere Erfolge sprechen für sich.

Welchen Preis haben Sie sich ausgesucht?
Eine grosse Treichel (siehe Foto links). Es gab auch sonst schöne Sachen und Barpreise, aber ich wollte eine Erinnerung an mein erstes Eidgenössisches Schwingfest mitnehmen und den Kranz haben. So eine Treichel ist zu gross, um sie zu verlieren, und ich habe noch nie gehört, dass eine kaputtgegangen ist. Es ist zwar weit vorausgedacht, aber wenn ich dann mal nicht mehr schwinge oder 50 bin, dann schaut man sie an und erinnert sich an diese 2 Tage, wie schön es war.

Wie sind Sie zum Schwingen gekommen?
Ich sage immer: Ich bin ein Modeschwinger! Seit etwa 10 Jahren gibt es nach dem Eidgenössischen Schwingfest immer einen Schnuppertag für Nachwuchsschwinger. 2010 habe ich in Schwarzenburg beim Schwingkeller vorbeigeschaut und es hat mir so gefallen, dass ich angefangen habe.

Welchen Stellenwert hat das Schwingen für Sie?
Einen sehr, sehr grossen. Während der Saison steht ziemlich alles hinten an. Das ist manchmal nicht ganz einfach und es braucht viel Verständnis von meiner Familie, Freundin und Kollegen. Aber das habe ich zum Glück.

Was sind Ihre Ziele für die nächsten Jahre?
Die nächsten 2 Jahre will ich erst einmal Schritt für Schritt besser werden. Zuerst müssen die Grundlagen stimmen und dann kann man darauf aufbauen. Dieses Jahr konnte ich jedes Mal einen Kranz gewinnen, jetzt möchte ich nächstes oder übernächstes Jahr einen weiteren Schritt nach vorne machen. Mich stetig weiterzuentwickeln und mich bei den Kranzfesten in den vorderen Rängen zu platzieren steht für mich im Vordergrund. Kraftmässig habe ich noch viel Potenzial und auch technisch will ich mich weiter verbessern. Ein Sieg bei einem Kranzfest wäre natürlich sehr schön!

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