Neues Leben aus Ruinen

Neues Leben aus Ruinen

Es war ein Morgen, den man nicht so schnell vergessen wird – nicht nur die Betroffenen selbst. Die Feuersäule und der Rauch waren kilometerweit zu sehen. Der Vollbrand eines grossen Gebäudekomplexes im Industriequartier sollte das Leben vieler Menschen auf einen Schlag verändern. Wie präsentiert sich die Situation rund ein halbes Jahr nach dem Vorfall?

Blenden wir kurz zurück auf jenen Dienstag, 20. September 2022, kurz vor 6 Uhr: Grossbrand im Industriegebiet Kehrsatz, gleich neben der Umfahrungsstrasse Richtung Belp. Rund 130 Einsatzkräfte stehen im Dauereinsatz. Von weither ist die Feuersäule zu sehen, wie auch der dunkle Rauch, der in höheren Lagen eine weisse Färbung annimmt, um sich dann in Luft aufzulösen. In Luft aufgelöst: Das hatten sich vorübergehend auch die Intentionen und Hoffnungen von sechs Gewerbetreibenden und ihren Angestellten. Doch das letzte Wort hatten nicht Niedergang und Zerstörung; die Hoffnung auf einen Wiederaufbau und Neubeginn war stärker. In diesen Tagen wird das entsprechende Baugesuch eingereicht.

«Zurück auf Feld 1»

«Wir standen an diesem Morgen nur da und schauten zu, wie alles langsam niederbrennt», schilderte Martin Hodler vom gleichnamigen Malereibetrieb damals den Medien. Das Feuer habe sich durch alle Räume gefressen, sogar durch eine als Brandschutzmauer geltende Zwischenmauer. Hodler weiter: «Als das Feuer aus unseren Bürofenstern schoss, war mir klar: 25 Jahre Arbeit futsch. Zurück auf Feld eins, wir müssen neu beginnen.» Glück im Unglück empfanden die Betroffenen angesichts der grossen Hilfsbereitschaft seitens anderer Gewerbebetriebe und der Gemeindebehörden: Innert kürzester Zeit erhielten praktisch alle Betriebe verschiedene Angebote für vorübergehende Betriebs- und Lagerräume oder Fahrzeuge. Auch die nötigen Parkplätze fürs Personal und die Betriebsfahrzeuge betreffend waren die Behörden rasch mit einem Angebot zur Hand. Trotzdem: «Für das Danach sind Hunderte von Notizen, Anfragen oder Hinweise auf Projekte weg», so Hodler, bis zum Ereignis ebenfalls Präsident von «Belper KMU».

Der Ruf wurde gehört

«Durch einen Grossbrand wurde unser Betrieb vollständig zerstört. Zum Glück wurde niemand verletzt. Wir sind alle wohlauf und motiviert, dass unsere 60-jährige Betriebsgeschichte weitergeht», so das Statement der Schreinerei Fuhrer auf der Website. «Momentan sind wir provisorisch mit unseren Büroräumlichkeiten in Belp einquartiert. Wir haben die Möglichkeit, unsere Arbeiten in der ehemaligen Schreinerei Bachmann auszuführen. Wir sind zuversichtlich, schnellstmöglich den gewohnten Betrieb wieder aufzunehmen.» Damit war die Richtung klar für die Fuhrer Schreinerei AG wie auch für andere betroffene Betriebe.

In den Medien blieb der Aufruf der betroffenen Firmen zur konkreten Unterstützung nicht ungehört. Diverseste Aufträge halfen während der vergangenen Monate mit, die Basis für einen Neuanfang zu legen. Obwohl gemäss Rolf Stauffer nicht wieder alle Mieter im Neubau einziehen werden, wird der Neubeginn Schritt für Schritt gestaltet. Einen Bericht in der «Könizer Zeitung | Der Sensetaler» indes hätte er am liebsten dann, wenn man sieht, wie es wieder aufwärts geht.

… es geht wieder aufwärts

Vor zehn Jahren übernahm Rolf Stauffer seinen ehemaligen Lehrbetrieb und führte die Fuhrer Schreinerei AG erfolgreich weiter. Sein Lebenswerk schien zwischendurch zerstört. Doch das Statement vom 4. April tönt zuversichtlich: «Das Provisorium ist fertig. Wir können nun in Uetendorf wieder unabhängig sämtliche Schreinerarbeiten produzieren. Mit der Zweigstelle in Köniz haben wir unseren Betrieb vorübergehend getrennt. Der Neubau in Kehrsatz schreitet planerisch voran und steht kurz vor der Baueingabe.»

Auch die Firma Kaiser Holzbau teilt die Leidenschaft für Holz. Nach wie vor gilt für sie: «Holz ist der ideale Baustoff. Es ist so vielseitig, dass sich persönliche Vorstellungen und architektonische Wünsche umsetzen lassen. Wir machen den Traum der eigenen vier Wände in Holz wahr.» Wenn alles rund läuft, wird der Traum von den eigenen Gewerberäumlichkeiten am bisherigen Wirkungsort ab Sommer mit dem Hochziehen erster Mauern wieder wahr.

«Die Hoffnung stirbt zuletzt.» Sinnbildlich dafür dürfen die Osterglocken betrachtet werden, die bei Abfassung dieses Berichts einige Meter von den Brandmauern entfernt mit ihrem leuchtenden Gelb etwas Farbe ins omnipräsente Grau bringen. Ihre Botschaft könnte lauten: Das Leben geht weiter, ein Neubeginn ist möglich, es gibt einen Weg. Und irgendwie scheint das sogar zu einem Firmendomizil mit der Bezeichnung «Kirchackerweg» zu passen.

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