Kürzlich habe ich eine Reportage des Westdeutschen Rundfunks gesehen. Darin wurden drei Frauen unterschiedlichen Alters gezeigt. Was sie alle gemeinsam hatten: einen Körper, der in unserer Gesellschaft nach wie vor weitläufig als «zu dick» bezeichnet wird. Die Frauen erzählten von ihren frühen Kindheitstagen. Davon, wie die eigene Mutter, die ebenfalls Probleme mit dem Selbstbild hatte, diese ihrer Tochter mit Aussagen wie: «Jetzt iss doch nicht so viel» weitergab, während eingeladene Freundinnen weiter munter beim Geburtstagskuchen zulangen durften. Davon, wie sie sich als Schülerinnen irgendwann nicht mehr aus der Umkleidekabine trauten, weil ein Mitschüler sie vor versammelter Klasse beim Schwimmen als «Walfisch» bezeichnete. Von der ersten grossen Liebe und davon, wie sie teure Unterwäsche kauften, um den Freund zu überraschen – nur um dann entgegnet zu bekommen: «Wärst du schlanker, könntest du so etwas tragen», während er sich angeekelt wegdrehte.
Auch wenn es heute Dinge wie die Body Positivity-Bewegung gibt, müssen Frauen vor allem immer noch eines sein: schön. Besser gesagt das, was uns allen über Generationen hinweg in die Köpfe gehämmert wurde, was als Frau schön sein bedeutet. Schlank, glatte und reine Haut, pralle Brüste und am ganzen Körper unbehaart, ausser natürlich auf dem Kopf: Hier soll das Haar in langen, vollen Locken fallen. Aber bitte ohne graue Strähnen. Eine natürliche Ausstrahlung, aber auch nicht zu natürlich, denn ein bisschen Mascara und Concealer braucht doch jede Frau – ein no-Make-up-Make-up-Look eben. Ich wünsche mir, eines Tages noch miterleben zu dürfen, wie Frauen einfach sich selbst sein dürfen, ohne die Angst, nicht geliebt und ausgeschlossen zu werden. Aber ja, dann würde eine ganze Industrie zusammenbrechen und das wär ja dann wieder nicht gut für die Wirtschaft…
