Seit Anfang November 2015 wird die unterirdische Zivilschutzanlage in Niederscherli als Notunterkunft für Asylsuchende genutzt. Die Mehrheit der knapp 90 jungen Männern ist bereits seit über einem Jahr dort. Ihr Alltag spielte sich bisher hauptsächlich unterirdisch ab, zwischen kahlen Betonwänden und ohne Tageslicht. Nicht, dass keine Aktivitäten angeboten wurden: Im Sommer etwa organisierte der Verein offenes Scherli Ausflüge. Regelmässig zudem wird gemeinsam Sport getrieben, etwa Fussball und Unihockey, oder zusammen gekocht. Darüber hinaus sind die Freiwilligen des Vereins offenes Scherli für die Deutschkurse zuständig.
«Gerne möchten wir aber noch mehr machen, etwa Computer- oder Nähkurse anbieten», sagte Präsident Jürg Schneider Mitte November. Das Problem waren zu diesem Zeitpunkt die fehlenden Räumlichkeiten. Dadurch sah der Verein die regelmässige Durchführung der Deutschkurse im Kirchgemeindehaus gefährdet. Jedoch standen die von der reformierten Kirche grosszügigerweise gratis zur Verfügung gestellten Räume nur stundenweise zur Verfügung, und spätestens ab dem Jahr 2018 hätte sich die Raumsituation nochmals verschärft. Dann steht ein Totalumbau des Kirchgemeindehauses an. Notfallmässig fanden die Deutschkurse auch schon bei den Lehrkräften zuhause oder im unterirdischen Aufenthaltsraum der NUK statt. Auch Jürg Schneider unterrichtete dort. «15 Personen sitzen in einem kleinen und fensterlosen Raum. Es ist stickig und düster. Keine ideale Lernumgebung», verdeutlichte er.
Gemeinde springt ein
Im Auftrag des Migrationsdienstes des Kantons Bern (MIDI) wird die Unterkunft durch die Heilsarmee Flüchtlingshilfe (HAF) betrieben. Die HAF ist denn auch verantwortlich für die Durchführung der Deutschstunden. Sie koordiniert den Unterricht und sorgt für Lehrmittel, während die Freiwilligen unterrichten. Diese Delegation an Freiwilligen habe sich bewährt, umso enttäuschter zeigte sich der Verein im November ob der ungeklärten Raumsituation. Insbesondere auch, da im Gewerbezentrum von Niederscherli drei leerstehende Räume gefunden wurden, die im Besitz der gemeindeeigenen Pensionskasse Köniz sind. Ein Stolperstein war die Miete in Höhe von monatlich 2000 Franken. Zu hoch, befanden sowohl die HAF wie auch der kantonale
Migrationsdienst.
Doch noch ein gutes Ende
Die Situation schien verfahren, doch dann ging plötzlich alles ganz schnell: Nach monatelanger Suche wurde Ende des letzten Jahres doch noch eine Lösung zur Finanzierung gefunden. In die Bresche springt die Gemeinde Köniz, die sich an den Kosten beteiligt. Sie hat mit dem Verein offenes Scherli einen Mietvertrag bis Ende 2017 abgeschlossen. «Die Mietkosten trägt die Gemeinde auf freiwilliger Basis, die Heilsarmee Flüchtlingshilfe hat ihrerseits eine Beteiligung zugesichert», heisst es in einer Medienmitteilung der Gemeinde. Für die Bewohner der Notunterkunft sowie die Freiwilligen des Vereins offenes Scherli war der positive Entscheid eine Art Weihnachtsgeschenk. In seinem aktuellen Newsletter schreibt der Verein denn auch von einer Geschichte «mit Happy End». Wie es in der Mitteilung weiter heisst, werden die Ausgaben von maximal 20’000 Franken aus der Städtepartnerschaft Köniz-Prijepolje finanziert. Diese wurde Ende 2016 aufgelöst, und der übrig gebliebene Betrag dem Asylbereich zugesprochen.
Klassenzimmer eingerichtet
Einer der drei Räume dient als Aufenthaltsraum, die anderen beiden werden seit Mitte Januar als Klassenzimmer benutzt. Sie sind dank Spenden und Leihgaben bereits vollständig möbliert.An einem Tag der offenen Türe sollen gemäss «offenes Scherli» alle Interessierten die Möglichkeit erhalten, die Räume zu besichtigen und sich ein eigenes Bild zu machen. «Zuerst müssen die Räume aber komplett ausgestattet, fertig eingerichtet und der Betrieb etwas eingespielt sein.»