Rebell gegen den Irrsinn

Rebell gegen den Irrsinn

Was war zuerst: das Huhn oder das Ei? Das Unternehmertum oder die Mitarbeitenden? Für Thomas Jungi ist klar: Ohne Firmen gäbe es keine Jobs. Aber das bedeutet im Umkehrschluss auch: Mit Überregulierung und Schikanen gibt es keine Unternehmen mehr.

Und damit auch keine Jobs. Seit zwei Jahren sinken die Gründungszahlen von Unternehmen, im Kanton Bern mit minus 7,5 % so stark wie kaum in einem anderen Kanton in der Schweiz.  Parallel steigen die Zahlen der Konkurse. Auch hier ist der Kanton Bern trauriger Spitzenreiter. Für den Unternehmer Thomas Jungi keine Überraschung: «Wir leiden an einer Überregulierung, welche das Unternehmertum zunehmend belastet, Innovation verhindert und immer mehr zu unternehmerischer Müdigkeit führt.»

Es braucht vier Waschbecken

An Beispielen mangelt es in der Tat nicht. Da wäre etwa eine Saftbar auf wenigen Quadratmetern in einem grossen Einkaufszentrum, die drei Waschbecken hat und ein viertes benötigt, weil das Händewaschen zwingend in einem separaten Becken zu erfolgen hat. Oder dort die neue Firmenbesitzerin, die für den neuen Namen auf demselben Schild am selben Ort eine Baugenehmigung braucht. Und hier will eine Firma einen leerstehenden Raum umnutzen für ein stilles Gewerbe, scheitert aber an den Hürden der Anforderungen und schliesst daraufhin den neuen Geschäftszweig. Alles Beispiele aus dem Kanton Bern. «Ich habe das Gefühl, es wird immer schlimmer», zeigt sich der Eventveranstalter besorgt. Die Fakten geben ihm recht, denn in den letzten 25 Jahren haben sich die Gesetze nahezu verdoppelt. 

Es braucht gesunden Menschenverstand

2015 führte der Grosse Rat deshalb eine Regulierungsbremse ein, um insbesondere die KMU zu schützen. Doch davon ist wenig zu spüren. «Es fehlt oft an gesundem Menschenverstand», kritisiert er insbesondere die Verwaltung. Und wenn sich dann zwei Ämter noch widersprechen, wie das Beispiel einer Sanierung eines Gebäudes im Gantrischgebiet zeigt, erzeugt das Stillstand. «Unternehmer sind innovativ, denken an morgen und wollen etwas bewegen. Und schon fangen die Probleme an. Ich will nicht anklagen, sondern wünsche mir, dass Politik und Verwaltung das Problem endlich grundlegend erkennen und etwas ändern», lautet seine Forderung.

Es braucht einen Rahmen, kein Korsett

Was dieses «etwas» sein könnte, weiss der Unternehmer ebenfalls. Es ist eine Umkehr im Denken: «Firmen sorgen für Jobs und damit für die Steuereinnahmen. Aus diesem Geld bezahlt der Staat seine Verwaltung. Wenn es die Unternehmer nicht mehr gibt, braucht es alle anderen auch nicht.» Getreu dem Motto: Beiss nicht die Hand, die dich füttert. Doch die Verwaltungen erwecken eher den Eindruck, «als seien sie Richter, Polizei und Chef aller Firmen in Personalunion.» Diese Denkart ist dem umtriebigen Neuenegger ein Dorn im Auge. Das KMU als Rückgrat der Gesellschaft läuft Gefahr, zerstört zu werden. «Klar braucht es Regeln, vieles ist wichtig und gut. Aber bitte im Sinne von Rahmenbedingungen und nicht von einem engen Korsett, in dem jegliches unternehmerisches Denken erstickt wird.» 

Es braucht ein Umdenken

Jungi ist keiner, der kuscht. Er lässt sich nicht in die Hand beissen, er knurrt. Mutig wagt er es, das eine oder andere Exempel zu statuieren, um ein Zeichen zu setzen. Er nennt die Probleme beim Namen, er kämpft dagegen an. Ein Einzelkämpfer an einer Front, an der vermehrt Unternehmer resignieren oder gar aufgeben. Die KMU-Verbände haben das Pro-
blem längst erkannt und animieren ihre Mitglieder, sich politisch zu engagieren. Getreu dem Motto: weniger Juristen und Politikwissenschaftler, mehr Unternehmer. Oder mehr Menschen mit Lehrberufen statt Akademiker in die Politik. Doch das ist ein langer Weg mit offenem Ausgang.

In der Zwischenzeit braucht es aber vielleicht genau einen Unternehmer wie Thomas Jungi, der sich getraut, den Mund aufzumachen, und ein Umdenken einfordert. Einer, der nicht müde wird aufzuzeigen, wie wichtig regionale Firmen sind – ein Rebell gegen den Irrsinn der Überregulierung und Widersprüche.

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