Die Pausenglocke läutet den Mittag ein, fröhlich schnatternd und mit wild schlenkernden Schulranzen machen sich die Kinder auf den Heimweg. Der Schulalltag in Mengestorf unterscheidet sich nicht von dem in anderen Dörfern. 4 Klassen beherbergt das altehrwürdige Gebäude, fast 80 Kinder drücken hier die Schulbank. Damit dies auch weiterhin möglich ist, muss das Schulhaus unbedingt saniert und ausgebaut werden – ein langwieriges Unterfangen.
Hitzige Diskussionen
im Parlament
An der Sanierungsbedürftigkeit des Schulhauses Mengestorf herrschte sowohl im Gemeinderat als auch im Parlament Einigkeit. In welcher Form und ob gleichzeitig auch ausgebaut werden soll, daran schieden sich die Geister. Ein erstes Vorprojekt, das dem Parlament im August 2018 vorgelegt wurde, wurde zurückgewiesen. Der Gemeinderat erhielt den Auftrag, weitere Varianten und Möglichkeiten für den Umbau zu prüfen. «Die Vorstellungen der verschiedenen Fraktionen gingen dabei diametral auseinander», so Hannes Wyss, Verantwortlicher der Abteilung Gemeindebauten Köniz. So sei einerseits etwa die Entwicklung der Schülerzahlen in Frage gestellt worden. Wären die Zahlen rückläufig, wäre die Umverteilung der Kinder auf andere Schulhäuser des Schulkreises Sternenberg in den Fokus gerückt. Als Gegenpol dazu stand die Forderung im Raum, im Rahmen der baulichen Massnahmen zusätzlichen Schulraum in Form eines Pavillon-Neubaus zu schaffen. Der Gemeinderat nahm sich des Dossiers erneut an und erledigte seine Hausaufgaben innert Jahresfrist: 6 unterschiedliche und ausgefeilte Varianten zu Sanierung und Ausbau fanden im August den Weg in die Parlamentssitzung. Es wurde heftig diskutiert, welche Variante nun die beste sei. Das Rennen für sich entschieden hat die sogenannte Variante A mit geplantem Dachausbau und einem Ausbau des Sockels. «Der Kosten-Nutzen-Vergleich spricht klar zu Gunsten dieser Variante», erklärt Wyss und fügt schmunzelnd an: «Also genau diejenige Variante, die das Parlament ein Jahr zuvor zurückgewiesen hat!»
Erhaltenswertes Schulgebäude
Dass trotz Meinungsverschiedenheiten einstimmig Variante A gewählt wurde, hat mehrere Gründe. Bei allen Varianten wurden Vor- und Nachteile, Risiken und Chancen sachlich aufgeführt. «Wesentlichen Einfluss hatten die getätigten Vorabklärungen beim Berner Heimatschutz und bei der Bau- und Planungskommission der Gemeinde Köniz», ist sich Wyss sicher. Das Schulhaus Mengestorf gilt als erhaltenswertes Gebäude, weshalb sowohl die Option eines Pavillons als auch ein Anbau wenig Chancen auf eine Bewilligung gehabt hätten. Nach dieser durchaus turbulenten Debatte scheint nun Ruhe eingekehrt zu sein, den dringend nötigen Massnahmen sollte nichts mehr im Wege zu stehen. Hannes Wyss ist mit dem Resultat zufrieden. «Die vorgeschlagene Variante ist kompakt, hat wenig Verkehrsfläche und behält alle Unterrichtsräume unter einem Dach», zählt Wyss die Pluspunkte auf. Trotzdem sieht er bereits einige Hürden, die auftauchen könnten: «Die Herausforderung wird sein, die Arbeiten teilweise bei laufendem Schulbetrieb zu realisieren.»
Voraussichtlicher Baustart 2021
Dafür, dass sich das altehrwürdige Schulgebäude in Kürze in eine Baustelle verwandelt, besteht so rasch keine Gefahr. «Mit dem Entscheid des Parlaments wurde erst der Variantenentscheid gefällt und der Projektierungskredit bewilligt», beruhigt Hannes Wyss. Dieser beläuft sich auf 220’000 Franken. Das Planungsteam wird nun innerhalb eines Jahres das Projekt in allen Details planen und einen entsprechenden Kostenvoranschlag erarbeiten. Dazu gehören auch die Terminierung und das Vorgehen der Realisierung, insbesondere mit Blick auf die bei den Bauarbeiten zu erwartenden Immissionen. Im Herbst 2020 dürfte der Gemeinderat mit einem ausgefeilten Bauprojekt im Parlament erscheinen und den benötigten Ausführungskredit beantragen. Hannes Wyss rechnet mit einem Baustart frühestens im Frühling 2021.
Wie sieht es in den anderen Könizer Schulkreisen aus? Stehen auch in anderen Schulhäusern dringende Sanierungen und Neuerungen an? Hannes Wyss winkt ab: «Die Schulanlagen der Gemeinde sind grundsätzlich in gutem Zustand.» Gesamtsanierungen alle 50 bis 60 Jahre gehören aber zur Norm. Ein Knackpunkt rund um den Schulbetrieb und moderne kinder- und lernfreundliche Gebäude ist die Entwicklung der Schülerzahlen. «Im Liebefeld, in Wabern und im Wangental sind steigende Zahlen zu beobachten, in diesen Gebieten wurde oder wird aktuell neuer Schulraum gebaut», so der Abteilungsleiter Gemeindebauten. Schwieriger abzuschätzen sei der notwendige Platz für boomende Tagesschulangebote. Doch Hannes Wyss ist sich sicher: «Ein laufend aktualisiertes Schulraumkonzept hilft dem Gemeinderat, die mittel- und langfristige Schulraumplanung im Griff zu behalten.»