Schloss Laupen – jünger als bislang gedacht

Schloss Laupen – jünger als bislang gedacht

Im Gegensatz zur berühmten Schlacht von Laupen, die verlässlich auf den 21. Juni 1339 datiert ist, verliert sich die Entstehungszeit des Schlosses im Dunkel des 10. und 11. Jahrhunderts. Die bis anhin gültige Datierung beruht auf der Annahme, dass um das Jahr 930 auf dem Felssporn über dem Zusammenfluss von Saane und Sense eine Wehrburg aus Holz errichtet worden ist. Das soeben erschienene Buch «Schloss Laupen – Geschichte und Geschichten – eine Hommage» widerlegt diese These.

Für die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse zeichnen der ehemalige Berner Denkmalpfleger Jürg Schweizer und Armand Baeriswyl vom Archäologischen Dienst des Kantons Bern verantwortlich. Die beiden Archäologen und Historiker legen im Buch schlüssige Argumente für die Entstehung im späten 12. oder frühen 13. Jahrhundert vor: «Es gibt keine archäologischen Hinweise auf eine hölzerne Burganlage als Vorgänger der gemauerten Burg des 13. Jahrhunderts. Die bei den archäologischen Untersuchungen entdeckten Holzbauspuren (…) gehören zu einem Gebäude, das beim Bau der ersten Burg im 13. Jahrhundert in der tiefer gelegenen Vorburg errichtet und nach dem Ende der Arbeiten gleich wieder abgebrochen worden war.»

Burg Laupen als unstandesgemässe Wohnstätte

Neben der neuen Datierung, die gemäss Herausgeberin Silla Kamber zu einigen Kontroversen führen dürfte, wartet das neue Buch mit unterhaltsamen Kurzgeschichten zur turbulenten Schlossgeschichte auf. So ist zu lesen, wie im 17. Jahrhundert die adligen Landvögte aus Bern vorerst mit ihren Familien in kleinen dunklen Zimmern über dem Rittersaal untergebracht waren. Als 1643 der neugewählte Landvogt Simeon Nöhtiger, Spross einer Berner Patrizierfamilie, mit seiner Frau und sechs Kindern nach Laupen kam, musste die Familie zunächst sechs schlecht beheizbare Wohnräume über dem Rittersaal beziehen. Kein Wunder, dass sich der adlige Vogt in der Folge bei der Berner Obrigkeit über die prekären Wohnverhältnisse beklagte, die dazu geführt hatten, dass die Kinder den Winter mit der Mutter standesgemäss in Bern verbrachten. Die gnädigen Herren befahlen darauf umgehend die Planung eines neuen Wohnbereiches mit Kachelöfen auf der Nordseite der Burganlage. Nach der dreijährigen Bauphase wohnte man dort ab 1651 allerdings nur bedingt standesgemäss, wie ein Brief der Berner Patrizierin Margarethe von Grafenried aus dem Jahr 1786 zeigt. Die Frau des Landvogtes Emmanuel Friedrich Zehender lobt darin zwar die gute Laupener Landluft und die Nähe zu Bern, beklagt sich jedoch, dass die Gegend «einsam und wild» und der Ort «unfreundlich und düster» sei. 

Chefi, Verliess und Folter

Schloss Laupen diente lange auch als Gefängnis. 1652 wurde die erste «Chefi» in den Rittersaal gebaut. 1775 beschloss die Berner Regierung die Erstellung einer neuen «Strecki» im Verliess des Bergfriedes. Die «Strecki» war eine Folterbank, auf welche die Angeklagten zwecks «peinlicher Befragung» gespannt, gestreckt und gequält wurden. Auf diese grausame Folter im Dienste der Wahrheitsfindung geht übrigens die bis heute geläufige Redewendung «jemanden auf die Folter spannen» zurück.

Neues Leben im Schloss

Es ist das Verdienst des Stiftungsrates, des Schlossvereins und zahlreicher ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer, dass Schloss Laupen heute ein Ort der Begegnung und der festlichen Anlässe ist. Nachdem ab dem 14. Jahrhundert adlige Landvögte und später Berner Regierungsstatt-
halter im Schloss ihren Wohnsitz hatten, durchdringt heute in Form von Konzerten, Hochzeiten, Aufführungen aller Art und rauschenden Festen pulsierendes Leben die Schlossanlage. Im schmucken Trauzimmer finden jeden dritten Freitag im Monat gegen sechs Trauungen statt – und nicht wenige frischgebackene Ehepaare lassen es sich nicht nehmen, nach der Trauung die erste Nacht im Himmelbett des Palast-Schlosszimmers zu verbringen.

 

Schloss Laupen – Geschichte und Geschichten – eine Hommage
29 Autorinnen und Autoren lassen die Lesenden an ihrem geschichtlichen Wissen, den Erlebnissen und Erinnerungen teilhaben und erzählen von ihrer Arbeit und dem Leben auf Schloss Laupen.
Erhältlich bei:
– Boutique Ambiente, Laupen
– Jost-Egge, Bösingen
38 Franken, 440 Seiten, viele Fotos 

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