Schneuwly ward der Erste

Schneuwly ward der Erste

Der Autor und Germanist Beat Hayoz stellt sein Buch «Von Aeby bis Zosso, Entstehung, Bedeutung und Verbreitung der Sensler Familiennamen» vor. Eingeführt wird das Schaffen von Hayoz durch den Präsidenten Franz-Sepp Stulz von Kultur Natur Deutschfreiburg (KUND).

Maria die Blutige, Heinrich der Vogler, Johanna die Wahnsinnige und Alfons der Keusche! Nein, ganz so unliebsam geht es nicht zu und her in Beat Hayoz‘ Buch der Sensler Familiennamen. Diese ausführliche Niederschrift soll hier vorgestellt werden, vieles wird aus dem Buch übernommen, ohne dass es immer speziell erwähnt wird. 

Die kuriosen Übernamen, auch die eher böswilligen wie die «flach bertha» oder «anny ganzkopf» gelten nur für charakteristische Merkmale von Einzelpersonen und können nicht wie ein Familienname vererbt werden. Oft waren es Adlige im 12. und 13. Jahrhundert, die zum Vornamen (Rufnamen) einen Über- oder Beinamen erhielten. Die «niedere» Bevölkerung wurde kaum namentlich erwähnt. Es finden sich im Buch auch Namen mit Berufsbeinamen, wie «kuonrat der ofner», «Kuontzo der smyt» oder «Jaqui der snyder».  Die Familien aus Weilern und Dörfern in den Pfarreien im Sensental (politische Gemeinden gibt es erst seit 1831) konnten z.B. Peter von Schönfels, Chuono de Geratzriet oder Petrus de Lanton heissen.

Wenn Orts- oder Berufsbezeichnungen über Generationen weg dem Rufnamen beigestellt wurden, wechselten die Beinamen im 14. Jahrhundert allmählich zu Familiennamen. Die können als «echt» bezeichnet werden, wenn sie mindestens von zwei Generationen getragen worden sind.  In Mailand und Venedig aber gab es schon im 8. Jahrhundert erbliche Familiennamen. 

Im 15. Jahrhundert setzten sich die Familiennamen immer mehr durch. Dennoch gelten nach wie vor viele Berufsbezeichnungen als Beinamen und nicht als Familiennamen. Hensli und Peter Schuomacher, Peter Harpfenmacher und der lustige Übername Gmuetzli, bei welchem sich auch Hayoz über dessen Bedeutung Gedanken macht. 

Selten wurden Frauennamen aufgeführt. Frauen, Kinder und Knechte galten als unterprivilegiert und mussten nicht namentlich erwähnt werden, wie Beat Hayoz zu bedenken gibt. Auf dem Land waren Familiennamen bis ins 19. Jahrhundert nicht so stark vertreten wie in der Stadt. Im ländlichen Emmental sind noch heute Namen, wie Fritzes Üelu oder Hanses Hans, und nicht deren Familiennamen zu hören. In der Stadt aber hatte im 15. Jahrhundert nur keinen Familiennamen, wer unehelich geboren wurde, fahrend oder randständig in der Gesellschaft war. Wirklich überall sind die Familiennamen erst im 19. Jahrhundert fester Namensbestandteil. Im Sensebezirk trugen alle Personen in den Tauf, Ehe-, und Sterberegistern im 17. Jahrhundert einen Familiennamen. In Friesland forderte Napoleon erst 1811 einen Familiennamen. Zuerst legten sich der Adel, dann das Bürgertum und dann die Landbevölkerung einen zu. Erst spät (18./19.Jahrhundert) haben sich auch Juden einen angeeignet. Dies manchmal nicht nur freiwillig. Früher gab es viele Namenswechsel, vor allem auf dem Land, wenn Haus und Hof den Besitzer wechselten. Rufname und Beiname stehen für ein Individuum. Im Spätmittelalter werden die Beinamen zu erblichen Familiennamen, die Ruf- (oder Vornamen) werden noch von Familie und Freunden beibehalten.

Die ältesten Sensler Familiennamen sind 650 Jahre alt. Dazu gehören Schneuwly (1367 Ullinus Snewli), Brülhart (1445 Ymer Brulhartz) und Hayoz (1421 Ueli Hoeyo de Curslimuot). Aussenstehenden fällt auf, dass Hayoz noch heute von Senslerinnen und Senslern als Hoeyo gerufen wird.

 

Das Buch

Lexikonartig führt der Germanist Hayoz im Buch «Von Aeby bis Zosso» durch die jahrhundertealten Ruf- und Beinamen, welche später zu den im Buch aufgeführten Familiennamen wurden. Nun werden die Beinamen losgelöst von der Person weitergegeben. So kann z. B. des Metzgers Sohn immer noch Metzger als Name tragen, auch wenn er Bäcker geworden ist. Es findet die allmähliche Wandlung zum Familiennamen statt.

Das schön gestaltete Buch beinhaltet zahlreiche Fotos von Weilern und Ortschaften von Paul F. Talman und alte Faksimile.

«Beatus (Höyo) der sryber» präsentiert spannende Einblicke in geschichtliche Zusammenhänge und in den Ursprung der Familiennamen im Sensebezirk.

Das Buch ist im Handel, bei info(at)kund.ch oder beim Autor erhältlich. Weitere Auskünfte: beat.hayoz(at)sensemail.ch

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