Schritt für Schritt zum Ziel

Schritt für Schritt zum Ziel

Er weiss genau, was er will und hat sich hohe Ziele gesteckt: Tim Riesen. Er will im Radsport durchstarten – auf der Strasse und auf dem Mountainbike. Ambitioniert wie er ist, sind die Voraussetzungen gut.

Sport mochte der heute 18-Jährige schon immer, so spielte er früher Fussball und Tennis. Auch den GP von Bern und diverse weitere Läufe bestritt er schon. Vor sieben Jahren aber begann seine Geschichte als Velofahrer. «Mein Vater ist früher selbst Rennen gefahren. Einmal sind wir zusammen los. Es hat geregnet, Spass hat es mir dennoch gemacht», erzählt Tim Riesen. Er fing Feuer und ihm war klar, dass er eines Tages Profi werden möchte. Er kaufte sich sein erstes eigenes Rad bei «Thoemus» und fing an zu trainieren.

Ähnlich wie bei der Wahl seines Sports war es bei der Entscheidung für die Lehre: «Ich habe als Kind immer viel gezeichnet. Vor allem Häuser und Grundrisspläne. Beat Schild, der Nachbar meiner Grosseltern, ist Architekt. Da kam ich auf die Idee, ihn zu fragen, ob ich mal bei ihm schnuppern darf.» Er durfte und es gefiel ihm. So habe er sich bei der Schild Architekten AG beworben. «Eine Bewerbung habe ich abgeschickt und direkt meine Lehrstelle erhalten», sagt der junge Sportler. Inzwischen ist er im dritten Lehrjahr zum Zeichner und zog von Muntelier nach Köniz zu seinen Grosseltern. «Damit habe ich nur noch einen Arbeitsweg von
200 Metern», erläutert er.

Zeitgleich mit dem Ausbildungsstart kam die Kaderzugehörigkeit. Er wurde dem Trainingsstützpunkt Solothurn zugeteilt. Damit ging es «richtig los». Damals bot Joris Ryf an, das Training zu übernehmen. Er wurde neben Riesens Vater zu einer der wichtigsten Bezugspersonen in seinem Umfeld. Ryf ist zwar auch noch jung, aber selbst bei Rennen erfolgreich. Damit veränderte sich der Umfang des Trainings, er sei besser und stärker geworden. Vorher habe der Könizer einen groben Wochenplan gehabt, jetzt wird jeder Watt- und Pulswert genau analysiert.

«Dadurch, dass ich erst mit der Lehre in das Kader gekommen bin, habe ich keine Sportlehre in Angriff genommen», meint Riesen. So stehen nach Feierabend noch zwei bis drei Stunden Training an. Am Wochenende sind es samstags meist fünf Stunden innerhalb von zwei Einheiten und sonntags meist zwischen fünf und sieben Stunden. Der Trainingsaufwand neben der Lehre sei schon gross: «Aber ich werde dank der perfekten Ausbildung in meinem Betrieb in diesem Jahr die Abschlussprüfung bestehen.» Nach der Ausbildung möchte sich der junge Radsportler vollkommen auf den Profisport fokussieren.

Stehen Rennen an, dann ist er schon am Freitagabend vor Ort. Damit bleibt nicht viel Zeit für anderes: «Den einen Teil meiner Familie in Muntelier sehe ich eigentlich nur am Wochenende, den anderen Teil in Solothurn leider fast nie.» Aber der velobegeisterte Thomas Riesen begleitet seinen Sohn dafür zu jedem Wettkampf – egal ob in der Schweiz oder im Ausland. Denn seine ersten internationalen Starts hat Tim Riesen schon hinter sich. Angefangen hat er als Mountainbiker, fährt auch noch MTB-Rennen, aber «realistisch gesehen, bin ich auf der Strasse besser». Seine Stärken sind vor allem lange Bergrennen, nur davon gibt es in der Schweiz (erstaunlicherweise) nicht viele. Es klingt schon sehr reif, wenn er sagt: «Man muss wissen, in was man gut ist und worin nicht. Man muss auf seinen Körper hören und so sein Potenzial abrufen.»

Die letzte Saison sei schwierig gewesen, aber das entmutigt ihn nicht. «Wenn ich ein schlechtes Rennen habe, dann enttäuscht mich das zwar, aber spätestens zu Hause bin ich dann wieder im Modus ‹ich will es besser machen› und dann trainiere ich härter als zuvor», erläutert der Radfahrer seine Einstellung. Passend dazu ist sein Lieblingslied, mit dem er sich vor dem Start einstimmt: «Erfolg ist kein Glück». Im Moment passt die mentale Einstellung im Ernstfall noch nicht, daran arbeitet der junge Athlet: «Mein Trainer sagt, ich solle mir fürs Rennen nicht zu viel vornehmen und mir so nicht zu viel Druck machen, sondern lieber danach ein positives Gefühl haben und Erfahrungen sammeln.» So ähnlich klingen auch die Tipps von anderen, die er sich holt: «Zeit lassen, das kommt mit dem Alter.» Trotzdem sind seine Ziele klar: Er will Weltmeister werden – am liebsten in beiden Kategorien (Strasse und Mountainbike) – bei der Tour de France vorne mitfahren, grosse Rennen gewinnen… Schliesslich ist sein Vorbild Mathieu van der Poel. Der Holländer gehört beim MTB, Quer- und Strassenvelo zu den Besten der Welt. Arrogant? Nein. Ambitioniert? Ja.

Träumen darf er davon, schliesslich sind seine Werte überdurchschnittlich gut. Dass er im Vergleich zu anderen, die schon von klein auf im Radsport unterwegs sind, noch weniger Erfahrung hat, ist verständlich. Trotzdem will er sich in seiner ersten U23-Saison möglichst gut präsentieren, um sich im besten Fall für ein Stras­senteam zu empfehlen. 2024 möchte er die Sport-RS machen, dafür muss er in der Nationalmannschaft sein. «Ich stelle alles hinten an. Mit Geduld und Durchhaltewillen nähere ich mich Schritt für Schritt meinen Zielen», macht Tim Riesen deutlich.
Kirstin Burr

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