«Röntgen heisst eigentlich nichts anderes als reinschauen», sagt Marcel Odermatt. Der Ingenieur ist gewohnt, reinzuschauen. Seit Jahren ist er Produkt-Manager für Röntgentechnik bei der Comet AG und leitete das Projekt «MesoFocus», das im Juni 2021 zur Markteinführung gelangte. Und der Firma den Unternehmenspreis durch die Wirtschaftsförderung des Kantons Freiburg bescherte. Beim medizinischen Röntgen, wie wir es gewohnt sind, geht es zwar um dasselbe wie bei dem Röntgenmodul von Marcel Odermatt und seinem Team, allerdings: «Beim Industrieröntgen müssen oft allerkleinste Fehler in massiven Teilen, beispielsweise aus Metall, sichtbar gemacht werden. Dazu braucht es meist eine wesentlich höhere Energie als bei medizinischen Röntgenaufnahmen.» Dass eine wegweisende Lösung zur Batterieprüfung für die Elektromobilität in Flamatt erforscht, entwickelt und produziert wird, erstaunt nicht, denn die Comet AG ist ein weltweit führendes Technologieunternehmen. Seit 75 Jahren entwickelt die Firma branchenführende Systeme und Komponenten auf der Basis von Röntgen- und Hochfrequenztechnik. Von über 1500 Mitarbeitenden der Comet-Gruppe verteilen sich etwa 1’000 auf Niederlassungen in Nordamerika, Europa und Asien; rund 500 Mitarbeitende sind in Flamatt tätig.
Mehr Energie durch Prüfung
Das Unternehmen wächst kontinuierlich und erfolgreich, entsprechend hoch sind die Ansprüche der Firma an sich selbst: Nicht weniger als ein Beitrag für eine Welt mit mehr Sicherheit, Nachhaltigkeit und Effizienz soll geleistet werden. Dieses ambitionierte Selbstverständnis erscheint gerechtfertigt, wie die Entwicklung der «MesoFocus»-Röntgenröhre zeigt. Diese ermöglicht in der industriellen Produktion von Batterien für Elektrofahrzeuge eine maximale Qualitätsprüfung. Und bietet damit eine Lösung für Verlässlichkeit, Sicherheit und Langlebigkeit der Batterien. Denn diese Schlüsselkomponente der E-Mobilität soll bei gleichbleibender Grösse immer mehr Energie speichern und damit maximale Reichweiten ermöglichen. Die sicherste Methode, um Produktionsfehler in Batterien festzustellen, ist die Röntgenprüfung. «Auf dem Markt der E-Mobilität ist sehr viel Aktivität spürbar«, sagt Marcel Odermatt, «das Ziel von Regierungen wie auch Automobilherstellern ist es, Autos mit Benzinmotoren über die nächsten Jahre durch nachhaltige Antriebstechnologien wie Elektroantrieb zu ersetzen.» Wenn man sich als Vision vorstelle, innerhalb von 10 Jahren komplett auf Elektrofahrzeuge umzustellen, brauche es eine unglaubliche Menge an Batterien, blickt der Ingenieur in die nahe Zukunft. «Weltweit, vor allem im asiatischen Raum, werden riesige Produktionsstätten richtiggehend aus dem Boden gestampft, um die enorme Nachfrage nach Batterien abzudecken.»
Weiterverwertung der Batterien
Zu den produktionstechnischen Ungewissheiten gesellen sich auch Fragen zur ökologischen Seite der E-Mobilität, alleine wegen der Materialien, die zur Herstellung von Batterien nötig sind, Rückstände hinterlassen und in verschiedensten Regionen der Welt abgebaut werden; teils zu Bedingungen, die nicht unumstritten sind. Marcel Odermatt ist sich dessen bewusst, trotzdem ist er optimistisch: «Ich sehe ein grosses Potenzial in der Weiterverwertung von Batterien, je langlebiger sie sind. Wenn die Leistungsfähigkeit einer Batterie für die E-Mobilität nachlässt, hat sie noch genug Kapazität, um in anderen Bereichen eingesetzt zu werden, beispielsweise in Solaranlagen.» Für den Ingenieur ist es eine Selbstverständlichkeit, dass mit den wertvollen Stoffen, die in Batterien enthalten sind, behutsam umgegangen werden muss. Entsprechend wichtig ist für ihn der Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung der E-Mobilität. Die Langlebigkeit der Batterien, die durch die «MesoFocus»-Technologie erreicht wird, leistet dazu einen wesentlichen Beitrag. Ebenso wie effizientes Recycling. «Batterien werden in der Regel sorgfältig rezykliert. Das wertvolle Material, das in ihnen enthalten ist, soll schliesslich möglichst vollständig in den Kreislauf zurückgeführt werden. Und auch hier leisten wir mit unserer Röntgentechnologie einen wertvollen Beitrag. Denn mit Röntgen lassen sich Materialien zur Wiederverwertung effizient sortieren.» Im Streben hin zu einer nachhaltigen Welt sind wir gefordert, unsere Bedürfnisse so abzudecken, dass die Möglichkeiten kommender Generationen nicht eingeschränkt sind. «Der Mensch will immer vorwärtskommen», weiss Marcel Odermatt, «wichtig dabei ist, dass es nachhaltig geschieht.»