Im Moment schreibe ich an meinem Kriminalroman, der nächstes Jahr erscheinen soll (jener für Oktober 2018 ist in der Produktion). Es geht darin unter anderem auch um den internationalen Kunsthandel, in welchem das Zollfreilager Genf bis vor wenigen Jahren eine bemerkenswerte Rolle gespielt hat, um es einmal so zu sagen, ganz unverfänglich… Im Verzeichnis der Oberzolldirektion wird das Genfer Zollfreilager mit zwei verschiedenen Adressen angegeben, die beide die gleiche Telefonnummer aufweisen. Weil ich nichts Falsches schreiben will, rufe ich in Genf an, will wissen, an welcher Adresse sich vor allem Kunst befindet. Die freundliche Dame am Telefon möchte erfahren, weshalb mich das interessiert. Ich erkläre mich. Sie sieht sich ausserstande, mir das zu sagen, man werde mich zurückrufen. Bis zu jenem Rückruf recherchiere ich im Internet und werde bei der NZZ fündig, in einem Bericht über das Zollfreilager Genf. Zwei Stunden später bereits der versprochene Anruf aus Genf. Die freundliche Frau: «Sie haben heute Nachmittag angerufen?» Ich bejahe. «Moment, ich verbinde Sie mit dem Generaldirektor.» Wow! Mit Monsieur le directeur général soi-même. Muss ja eine ganz brisante Frage sein, mit welcher der PDG konfrontiert werden soll. Sekunden später spreche ich mit ihm, muss mich nochmals erklären. Auch er scheint misstrauisch, am Telefon werde er mir das nicht sagen, ich solle in Genf vorbeikommen, damit er mich kennenlernen könne. Weil ja kaum anzunehmen ist, dass er mit mir eine Privatführung durch sein Reich machen wird und ich dabei drauflos fotografieren kann, bedanke ich mich bei ihm, verrate ihm auch, dass ich es in der Zwischenzeit selber herausgefunden habe. Darüber zeigt sich der Generaldirektor «örö», wie er sagt.
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Wer glaubt, die Schoggiköstlichkeiten (nicht nur) von Lindt&Sprüngli würden wie in den Werbespots vorgegaukelt hergestellt, der ist wohl ebenso überzeugt, dass alle Eglifilets, die rund um den Murtensee in den Restaurants auf die Teller kommen, aus dem besagten See stammen. Item: Ich erhalte – etwas verspätet – eine kleine Schachtel mit einem kleinen Schoggihasen und einigen Eiern aus dem Hause L&S geschenkt. Weil immer ein Neugieriger, suche ich nach dem Herstellungsland. Auf gelbem Untergrund – praktisch unlesbar, weshalb sich das hier auch nicht abdrucken lässt – steht in Gold geschrieben, dass es sich um einen deutschen Goldhasen mit rotem Bändeli um den Hals und italienische Lindor-Eier handelt. Merke: Alle übrigen Angaben stehen schwarz auf gelb. Gut lesbar. Weshalb aber dieses Versteckspiel, was die Produktionsstandorte betrifft? Ich frage in Kirchberg nach dem Grund der Verschleierung, schriftlich. Keine Antwort. Eine Woche später «stüpfe» ich nach. Einige Tage später kommt ein Telefonanruf, ich bitte um eine schriftliche Antwort, mündlich gibt es ja immer diese blöden Missverständnisse. Tage danach kommt eine «uuuulange» Mail mit der Erklärung, wie gut L&S ist, einzig meine Frage wird darin nicht beantwortet («Ich hoffe ich konnte Ihre Fragen beantworten. Sollten Sie mich zitieren wollen, bitte ich Sie höflichst, mir die Zitate vorher zuzustellen.»). Da fragt man sich: Wie anders als höflichst bittet man denn? Wie auch immer: Ich schreibe zurück, bedanke mich für die «PR-Sprüchli» und bitte, wenn auch nicht höflichst, meine Frage schriftlich zu beantworten. Es kommt wieder ein Anruf. Ich bleibe stur, verlange eine schriftliche Stellungnahme. Die kommt dann Schluss aller Ends doch noch: «Die goldene Aufschrift auf der Verpackung wurde so gewählt, weil auch das Logo von Lindt&Sprüngli in der gleichen Farbe abgebildet ist – die Farbe erfüllt somit unseren Anspruch an ein ansprechendes Design.» Merke: Wer etwas anderes vermutet, ist ein Schelm.
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Während meiner Berufszeit habe ich täglich zwischen 15-20 Zeitungen durchgeblättert. Im Laufe der Pensionsjahre sind es immer weniger geworden. Heute verbleiben noch die NZZ Wochenendausgabe, die Weltwoche, Bund und BZ. Weil in den beiden Berner Zeitungen praktisch das Gleiche zu lesen ist, Ausnahme Lokales/Regionales, habe ich den Bund-Kundendienst gebeten, mein Abonnement auf den nächstmöglichen Zeitpunkt aufzuheben. Keine Antwort, zwei Wochen später dopple ich nach, bitte um eine Bestätigung. Keine Reaktion. Weitere 14 Tage später ergeht eine dritte Mail an den Abo-Dienst. Stillschweigen, die Zeitung liegt aber jeden Tag «comme il faut» im Briefkasten. Leicht säuerlich bitte ich (wiederum nicht höflichst) einen Nachbarn, Redaktor beim Bund, die Leute zu einer Reaktion zu motivieren. Zwei Tage später keine Zeitung mehr im Briefkasten. Niemand hat sich in der ganzen Zeit die Mühe gemacht, mich anzurufen, um mich zu motivieren, meinen Entscheid zu überdenken oder sogar rückgängig zu machen. Sygseso.