Der Sportclub Schliern, der Sportverein Köniz, die Musikgesellschaft Köniz Wabern, die Dorfmusik Thörishaus, die Westside Band Oberwangen, die Musikgesellschaft Schliern und die Guggenmusik «Tonschiissser», es sind viele Vereine, welche die zitierte Gasse bilden, um Gemeinderat und Parlament beim Einlass in den Rossstall im Schloss Köniz daran zu erinnern, dass ihre Finanzen seit Längerem angespannt sind. Ein wesentlicher Grund sind die Mietpreise der gemeindeeigenen Räumlichkeiten. «Ich bekomme viele Rückmeldungen, dass die Vereine am Anschlag sind», sagte Brigitte Rohrbach (SP), als sie in dieser Zeitung im Juni ein Interview gab. Damals reichte sie eine Motion ein zur «Entlastung der Könizer Vereine durch die Reduktion der Gebühren für die Benützung der Schul- und Sportanlagen». Mehr als die Hälfte der Parlamentarierinnen und Parlamentarier unterzeichneten diese. Damit war schon im Vorfeld klar, dass die Vereine politische Unterstützung erhalten dürften. Deshalb liegt die Spannung eher darin, was der Gemeinderat dazu sagen wird.
100’000 Franken
Der Bericht, den dieser vorgängig zu Handen des Parlaments verfasste, will diese Motion abschliessend als erheblich erklären oder einfach gesagt: Der Gemeinderat ist bereit, Varianten zur Entlastung zu prüfen. Im Jahr 2015 reichte das Parlament eine Mo-tion ein für die «Umgestaltung der Gebühren für Sport- und Freizeitanlagen», eine Erhöhung der Gebühren aus dem Jahre 1999. Daraus resultierten Mehreinnahmen von 100’000 Franken, weil der Gemeinderat den Kostendeckungsgrad bei den Mietkosten von 20 auf 50 % erhöhte. Und damit begann der Leidensweg für viele Vereine. «Der Gemeinderat anerkennt die zentrale Bedeutung der Vereine für Sport, Kultur, Integration und gesellschaftlichen Zusammenhalt», heisst es weiter im Bericht. Er will also Hand bieten, auch im Wissen darum, dass im Parlament von links bis rechts Einigkeit herrscht. «Wir wollen eine faire Umsetzung hinbekommen», sagte in der Debatte der Gemeinderat Hans-Peter Kohler (FDP).
Senkung ist unumstritten
Die Frage ist also nicht, ob es zu Preissenkungen kommt oder nicht, sondern in welcher Form diese erfolgen könnten. Und da gibt es aus dem Parlament einige Eckpunkte. «Wir bitten den Gemeinderat, vom System des Deckungsgrads Abstand zu nehmen», sagte etwa Christina Aebischer (Grüne) und fordert eine Gleichbehandlung aller Vereine. Da könne man auch Schulraum multifunktional nutzen, dieser sei ja am Abend grossteils leer. Katja Streiff (EVP) will das System vom Jahr 2018 nicht in seinen Grundzügen ersetzen: «Man muss genau hinschauen, wer hat finanzielle Not und wo braucht es Anpassungen. Pauschale Senkungen mit der Giesskanne sind sicherlich der falsche Weg.» Roland Hofer (SVP) glaubt, dass sich viele im Parlament vor zehn Jahren der Auswirkungen nicht bewusst waren. «Hier in Köniz wird das Vereinsleben erschwert, in andere Gemeinden ist es sogar gratis.» Sandra Röthlisberger (GLP) erinnert daran, dass die Vereine oft auf solidarische Zusatzeinnahmen angewiesen sind, um die Trainingsmöglichkeiten aufrecht zu erhalten. «Wenn die Solidarität einbricht, beginnen die Probleme.»
Gratis wird es wohl nicht
Nach all diesen Vorzeichen war es keine Überraschung, dass die Motion als erheblich erklärt wurde. Doch was bedeutet dies nun? In erster Linie wird der Gemeinderat beauftragt, dass System aus dem Jahre 2018 anzupassen und zwar dahingehend, dass die Vereine auch wirklich entlastet werden. «Mindereinnahmen von 100’000 Franken sind im Vergleich zu den Leistungen, welche die Vereine erbringen, verkraftbar», ermahnt Brigitte Rohrbach (SP). Ein gutes Signal sendet auch der Gemeinderat Hans-Peter Kohler zum Schluss, als er sagt: «Es ist gut investiertes Geld.» Die Vereine dürfen gespannt sein, wie genau diese Entlastung dereinst aussehen wird. Nur eines ist aufgrund des Berichts des Gemeinderats und der Haltung des Parlaments klar: Ganz gratis wird es nicht.
Wilhelm Tell hatte damals die Armbrust auf den habsburgischen Vogt gerichtet, um die seinen aus der Tyrannei zu befreien. Und da hinkt der Vergleich beträchtlich, denn in Köniz werden Lösungen im politischen Diskurs der beiden Räte geschmiedet und dies respektvoller und konstruktiver als vielerorts. Die Armbrust wegen zu hoher Kosten zielt nicht auf Personen, sondern auf Lösungen. Doch die Vereine mit Wilhelm Tell zu vergleichen, das passt vollends. Sie sind die Helden der Gemeinde und setzen sich für das Gemeinwohl ein. Würde Friedrich Schiller noch leben, er müsste dringend darüber schreiben. Vielleicht mit dem Titel: «Sinkender Preis, statt sinkende Mitgliederzahlen.»


