«I am full of sunshine», ertönt die Stimme der Berner Musikerin Christine Hasler aus den Lautsprechern der Turnhalle. «Ich bin voller Sonnenschein.» Die 3./ 4.-
Klässlerinnen und -Klässler der Schule Buchsee bewegen sich – mit voller Konzentration und aufgeteilt in vier Gruppen – von verschiedenen Ecken aufeinander zu, finden sich in einer einheitlichen Gruppe wieder, um sich dann wieder aufzulösen. Manchmal zusammengeduckt – immer dann, wenn die Tanzpädagogin Regula Mahler die Anweisung «Schatten» gibt – bei «Sonne» dann wieder gestreckt, mit den Händen nach oben. «Gut macht ihr das. Ja sehr schön so», sagt sie immer wieder. Ihre Erklärungen sind klar, spielerisch und geduldig. Die Schulkinder hören zu, machen mit, führen aus – auch wenn in einer Stunde die Frühlingsferien beginnen.
Mehrere Klassen aus dem Verteilgebiet
Die Freude am Tanzen widerspiegelt sich in der Nachfrage nach den Workshops: 125 Klassen und über 2000 Kinder aus dem Kanton Bern haben sich angemeldet. Davon werden am 12. Mai 63 Klassen ihren grossen Auftritt auf dem Münsterplatz in Bern und auf dem Esplanade Platz in Biel haben. Die Nachfrage ist so hoch, dass die Initiantinnen des Projekts, bestehend aus Regula Mahler, LucÍa Baumgartner, Maja Brönnimann und Agata Lawniczak, die Kurse nicht mehr alle selbst stemmen können. Deshalb erhielten sie dieses Jahr Unterstützung von weiteren Tanzvermittlerinnen. Beim 90-minütigen Tanzworkshop lernen die Kinder alle dieselbe Choreographie von Mahler und ihrem Team. Bestehend aus Elementen des zeitgenössischen Tanzes soll sie für Kinder und Jugendliche zwischen der ersten bis neunten Klasse tanzbar sein. Eine Herausforderung, weiss Mahler. «Es ist schwierig, eine Choreo zu entwickeln, die für alle funktioniert. Dieses Jahr bin ich aber positiv überrascht, bis jetzt musste ich sie nie vereinfachen.» Bereits 667 Klassen aller Altersstufen haben seit 2017 einen Workshop bei den Tanzpädagoginnen besucht. Neben einer weiteren Klasse der Schule Buchsee in Köniz nehmen aus dem Verteilgebiet dieser Zeitung Klassen von Schulen in Wabern und Rümligen daran teil.
Eigenes Feld
Der Unterricht, jeweils an der Schule, in der Aula oder der Turnhalle durchgeführt, wird neben einem Beitrag der Klassen durch Kultur und Schule Kanton Bern finanziert. Bis zum Auftritt haben die Kinder Zeit, sich mittels Tutorials zusammen mit ihren Lehrpersonen weiter vorzubereiten. Gemeinsam mit anderen Klassen, die denselben Workshop besuchten und sich für den Auftritt angemeldet haben, werden sie die Chance haben, das Gelernte aufzuführen. Damit es kein Durcheinander gibt, hat jede Klasse ihr eigenes Tanzfeld, während das Publikum von allen Seiten zuschauen kann. Die Choreo sei so konzipiert, dass sich die Schulkinder in verschiedenen Ecken, zusammen in der Mitte oder auf einer Linie befinden, damit ein graphisches Muster entstehe, so Mahler. «Zusammen gibt es etwas Riesiges und eine tolle Energie.»
Spass vor Leistung
Die Schülerinnen und Schüler sind mittlerweile fast am Ende des Workshops angekommen. Sie stehen, üben, sich gegen alle Seiten einmal zu verbeugen, bis sie schliesslich in der Mitte der Turnhalle Platz nehmen. «Jetzt könnt ihr euch alle einmal auf die Schulter klopfen, ihr habt in zwei Lektionen eine ganze Choreographie gelernt. Das geht nur, wenn alle mitmachen», lobt Mahler. «Die Kinder lernen, sich körperlich und ganzheitlich auszudrücken, sich Abläufe zu merken und etwas in einer Gruppe zu erschaffen, das Spass macht und alleine nicht gleich wirken würde», erklärt die Tänzerin. Sie können hier so sein, wie sie sind, denn Spass zähle mehr, als sich an den richtigen Schritt zu erinnern. «Ich kann gar nicht beschreiben, wie schön es ist, wenn ich dann merke, dass einige Kinder plötzlich den ‹Knopf› aufmachen», lächelt die Choreographin zufrieden.
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Infos zum Tanzfest
Vom 12. bis am 14. Mai findet an verschiedenen Orten der Schweiz, darunter auch in Bern, wieder das Tanzfest statt.
Aufführungen der Klassen:
Fr, 12. Mai, 10 Uhr und 10.45 Uhr, Bern Münsterplatz
Fr, 12. Mai, 10 Uhr und 10.45 Uhr, Biel Esplanade Platz