Suche nach klanglicher Harmonie

Suche nach klanglicher Harmonie

Am Nordabhang des Guggershörnli, dort wo nach der Vreneli-Legende einst Simis Hansjoggeli gelebt haben soll, wohnt und arbeitet einer der letzten Harfenbauer der Schweiz.

«Es ist eng und ich habe etwas ein Puff», entschuldigt sich Christoph Mani, als er die Tür zu seiner Werkstatt öffnet. Sie ist überstellt mit Werkbänken, viel Rohmaterial und einigen Harfen. Eingespannt auf einer Art Bock ein hölzerner Klangkörper, an dem Mani gerade bohrt. Es sieht nach Arbeit aus, vor allem nach Handarbeit. Denn ausser dem Elektrobohrer gibt es kaum Maschinen. «Die Art, wie ich die Holzteile meiner Instrumente anfertige, lässt kaum maschinellen Einsatz zu. Sie erfordert traditionelles Schreinerhandwerk. Einzig das Drechseln vergebe ich auswärts, trotzdem auch ich einen Drechslerkurs besucht habe», erklärt Mani. Für die metallenen Mechanikplatten fertigt er Prototypen an, die dann von einer mechanischen Werkstatt mit computergesteuerten Maschinen in Serie produziert werden. Der Zusammenbau der Einzelteile, das Verzieren und die klangliche Abstimmung macht dann wieder er. «Diese Vielseitigkeit ist das Faszinierende an meinem Beruf. Praktisch sämtliche Arbeitsschritte liegen in meiner Hand», schwärmt Mani. Darin unterscheide er sich von der industriellen Produktion, wo in einer strikten Arbeitsteilung jeder Handwerker nur sein Spezialgebiet abdeckt. «Die Harfe ist ein delikates, charaktervolles Musikinstrument, bei dem es Konstruktion, Klangkörper, Saitenmechanik und weitere Details fein aufeinander abzustimmen gilt. Dabei suche ich nach der optimalen klanglichen und optischen Harmonie und entwickle mich auch handwerklich weiter», verrät der Harfenbauer.
Ein archaisches Instrument
Die Harfe gehört zu den ältesten Instrumenten der Menschheit und kommt nachweislich schon um 3000 vor Christus im Nahen Osten vor. Nach dem Alten Testament soll David mit seinem Harfenspiel König Saul aufgemuntert haben. Im Laufe der Zeit hat sich dieses Zupfinstrument auch in Europa verbreitet und dabei zu unterschiedlichen Typen entwickelt. Vor allem in keltischen Ländern wie Wales, Schottland, Irland, aber auch in der Bretagne, erlebte die Harfe im späteren Mittelalter eine Hochblüte und hat dort noch heute in der Volksmusik ihren festen Platz. In unseren Breitengraden ist die keltische Harfe als Solo- und Begleitinstrument sehr beliebt. Mani bedauert, dass die Harfe in der Schweiz nicht die Tradition hat, wie in andern ehemals keltischen Ländern und auch in der Rock- und Popszene nur selten zu hören ist.

Christoph Mani fertigt drei keltische Harfentypen an, zum Verkaufspreis zwischen 5’500 bis 6’500 Franken. Für die Klangkörper verwendet er hauptsächlich Fichtenholz, für die anderen Teile aber auch andere Hölzer, wie zum Beispiel Bergahorn. Dabei pröbelt er immer wieder mit neuen Varianten. Seine Verkaufspreise entsprächen kaum dem enormen Arbeitsaufwand, den er vor allem für eine hohe Klangqualität einsetze. Am Markt lägen seine Preise aber an der oberen Grenze. Die Konkurrenz sei hart, vor allem aus dem Ausland. In der Schweiz gäbe es nur noch fünf Harfenbauer. Viele Käufer schauten eher auf den Preis, als auf die Qualität. Und für sein Tüfteln bezahle ihm niemand etwas, stellt der Fami
lienvater von drei kleinen Kindern nüchtern fest. Seine Abnehmer sind Private, Musikschulen und Schüler. Alleine vom Harfenbau kann er aber nicht leben. Sein regelmässiges Einkommen bezieht er aus der Vermietung und der Reparatur von Harfen und aus anderen Serviceleistungen.

Prototyp als Lernprozess
Trotzdem Christoph Mani bisher nur kleinere Harfen gebaut hat, steht in seiner Werkstatt eine grosse Konzertharfe. Sein Kommentar dazu: «Das ist ein Prototyp, an dem ich schon seit mehreren Jahren herumlaboriere, immer auf der Suche nach einer noch besseren Abstimmung von Form, Material und Klangqualität. Wann meine Konzertharfe fertig ist und wie sie klingen wird, ist noch absolut offen. Das Projekt ist ein permanenter und spannender Lernprozess». Eine Konzertharfe erreicht – je nach Ausstattung – Preise zwischen 20’000 und 60’000 Franken. Ein Durchbruch mit diesem Instrument würde ihm vielleicht bessere Zukunftsaussichten eröffnen.
Willy Dietrich

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