Über seine Grenzen hinausgehen

Über seine Grenzen hinausgehen

Ende November startet der «IBU-Cup» der Biathleten in Norwegen. Mit dabei ist auch Sandro Bovisi. Er hat im Sommer rund um Niederscherli und in Andermatt trainiert. Im Herbst verschlug es ihn nach Lenzerheide. Der 22-Jährige gewährt einen kleinen Einblick in seine Saisonvorbereitung.

Wer glaubt, dass Wintersportler nur im Winter aktiv sind und in den heissen Monaten Ferien machen, der liegt falsch. «Skifahrer werden im Sommer gemacht» lautet ein bekannter Spruch. Das trifft auf Biathleten genauso zu. Nach der Saison im April nutzte Sandro Bovisi den Schnee noch einmal aus, um Material zu testen und auch um zum Alpinskilaufen zu gehen. «Aber danach bin ich froh, wenn ich nach Hause komme, man ist von November bis März eigentlich nonstop unterwegs», erzählt der junge Biathlet. «Dann geht es in die Ferien, gerne mal an den Strand, sich einfach nicht bewegen müssen. Es ist wichtig, dem Körper nach einer langen Saison Ruhe zu gönnen.»

Die Pause dauert nicht lange, schon im Mai und Juni steht das Grundlagenausdauertraining auf dem Programm. Möglichst abwechslungsreich soll dieses sein, so ist Sandro Bovisi nicht nur mit den Rollski unterwegs, sondern auch viel mit dem Rennvelo. Das Krafttraining darf ebenfalls nicht vernachlässigt werden. Ab Juli steigt der Sportler nicht mehr so häufig aufs Rad, stattdessen läuft er mit Stöcken den Berg hinauf. «Es ist so ähnlich wie Nordic Walking, nur schneller», erklärt Bovisi lachend. Wird am Anfang des Sommers noch lang trainiert, wird es gegen Herbst hin wieder kürzer. Oft dabei ist auch sei Vater Battista, der früher Langläufer im A-Kader war. «Deshalb stand ich schon früh auf Langlaufskiern.» Trotzdem begann Sandro Bovisi seine Karriere als Skispringer und in der nordischen Kombination. Bis Markus Segessenmann, der Biathlon-Disziplinenchef, ins Spiel kam. Sandro Bovisi besuchte den Freund der Familie während Ferien in Realp im nationalen Biathlon-Leistungszen­trum und fing sofort Feuer. «Dieser Mix aus schnellem Laufen und konzentriertem Schiessen fasziniert mich. Du gehst ausdauermässig ans Limit und musst dann total gegensätzlich wieder die Ruhe selbst sein beim Schiessen, um 5 Treffer zu erzielen. Man geht über seine Grenzen hinaus, das ist spannend», antwortet der junge Mann auf die Frage, warum er Biathlet wurde. Auch das Schiessen darf nicht vernachlässigt werden. Ab Juli wird auf Metallscheiben gezielt, im Herbst kommen dann die Intervalle hinzu, um sich wieder an die Belastung zu gewöhnen. Während er vor 2 Jahren noch ungefähr gleich stark beim Laufen und Schiessen war, änderte sich dies letzte Saison. Läuferisch war Bovisi gut drauf, aber am Schiesstand lief es nicht: «Damit war es ein bisschen aussichtslos. Man muss schon extrem schnell sein, um Fehler ausgleichen zu können, denn die Dichte bei den Herren ist gross. Mit einer Trefferquote von unter 80-85% hat man keine Chance.» Darum intensivierte er sein Training. Mit Laser probierte er gemeinsam mit seinem Trainer, die Fehler zu analysieren und sowohl das Grundlagenschiessen als auch die Positionen zu verbessern. «Die Resultate sind deutlich besser geworden und es macht viel mehr Spass», bilanziert der Biathlet. Momentan ist Sandro Bovisi im C-Kader. Er träumt davon, auch einmal im Weltcup an den Start gehen zu dürfen. Das könne schnell gehen, sei aber momentan nicht seine Priorität. Für die kommende Saison hat sich der diplomierte Kaufmann das Ziel gesetzt, mit konstant guten Platzierungen im IBU-Cup auf sich aufmerksam zu machen. Schliesslich ist es nicht einfach für einen jungen Athleten, Sponsoren zu finden. Dank der Sporthilfe, Spitzensportförderung und der Armee sind die Basisausgaben abgedeckt. Ohne diese Unterstützung wäre es schwer, den Sport in dem Masse ausüben zu können.

Hart ist es auch, ständig unterwegs zu sein und sehr wenige freie Wochenenden zu haben. Das nimmt der Athlet für seinen Sport aber gerne in Kauf, ge­niesst es dann umso mehr, wenn er mal zu Hause ist und Zeit mit seinen Freunden und der Familie verbringen kann. Im Sommer springt er gerne in die Aare, ansonsten hat er das Gitarrespielen für sich entdeckt. «Damit habe ich eine ‹Aufgabe› und verbringe meine wenige freie Zeit nicht nur damit, Filme und Serien zu schauen», erläutert der Silbermedaillengewinner der Junioren-Schweizermeisterschaft 2019. Den Sommer verbrachte er zum grossen Teil auf dem Stützpunkt in Realp. Nach jeweils 2 Wochen Training kehrte er für 1 Woche nach Niederscherli zurück. Im Spätsommer wohnte er dann mehrheitlich in der Lenzerheide. «Ich bin sehr heimatverbunden, aber in Graubünden habe ich Topbedingungen. Sie haben eine unglaublich gute Anlage mit einer Rollskibahn, die verlängert werden soll, einem Schiessstand und einem Kraftraum. Trotzdem freue ich mich darauf, vor der Saison zu Hause in Niederscherli noch einmal Kraft tanken zu können», meint Sandro Bovisi. 

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