An einem verschneiten Mittwochmorgen im Januar sitzen Susanne Remund und Franziska Herren am Küchentisch und blicken auf die vor ihnen ausgebreiteten Unterlagen. Susanne Remund zeigt auf die Ordner und sagt: «Es ist bemerkenswert, wie pflichtbewusst das Archiv seit der Gründung gepflegt wurde.» Die Mutter von vier Töchtern ist seit 22 Jahren Mitglied beim Frauenverein. Seit zwei Jahren hält sie das Präsidium inne. Ein Hausbrand veranlasste die 61-Jährige, dem Verein beizutreten: «Der Frauenverein stand unserer Familie bei und hat sofort Hilfe angeboten», erinnert sie sich. «Die schnelle und unkomplizierte Unterstützung haben mir imponiert.» Auch Franziska Herren wollte sich in der Gemeinde nützlich machen, als sie sich vor rund 12 Jahren als Mitglied meldete. Unter anderem auch, weil sie sich besser mit den Frauen aus der Umgebung vernetzen wollte. Vor 10 Jahren trat die 57-Jährige dem Vorstand bei. Selbst als die Hauspflegerin in den Kanton Freiburg umzog, blieb sie dem Verein treu.
Zusammenhalt in schwierigen Zeiten
Beide Frauen sind nebst ihrem freiwilligen Engagement in Teilzeit berufstätig und mit familiären Verpflichtungen gut ausgelastet. Doch dies hindert sie nicht, tatkräftig mit anzupacken: «Solange uns die Vereinsarbeit Freude bereitet und nicht zur Belastung wird, machen wir weiter», sagen beide überzeugt. Und sie wissen: Sollte es einmal zu viel Arbeit sein, können die Frauen im Vorstand und Verein aufeinander zählen und helfen sich. Dieser Gedanke, sich zu unterstützen, ist nicht neu und quasi der Grundpfeiler des Frauenvereins. Die Gründung erfolgte aus der Not heraus, als der zweite Weltkrieg ausbrach. «Da die Dörfer in den Gemeinden sehr verstreut sind, konnten sich die Frauen mit dem Zusammenschluss besser organisieren und einander stärken», erklärt Herren und fügt an: «Alle machten mit, von der einfachen Bauersfrau bis zur Pfarrerin.»
Aktuell zählt der Verein um die 100 Mitglieder. 7 davon sind im Vorstand. Es sind alle herzlich willkommen: Ob jung oder alt. Auch politische oder konfessio-
nelle Ausrichtungen spielen keine Rolle. «Wir sind neutral und unabhängig», sagt Herren freundlich, aber bestimmt. Genau diese Unabhängigkeit ermögliche es, schnell und unkompliziert zu handeln. Der Verein finanziert sich selbst. Doch die Mitgliederbeiträge reichen nicht um ein vielfältiges Jahresprogramm auf die Beine zu stellen. Auch hier wissen sich die Frauen zu helfen. Mit den jährlichen Backtagen in den Ofenhäusern Gammen und Rizenbach gelingt es ihnen, einen grossen Teil des Budgets zusammenzutragen. Der Verein übernimmt innerhalb der Gemeinde soziale Aufgaben und ermöglicht an diversen Anlässen vielfältige Kontakte. Sei es am Mittagstisch für gesellige Leute, an Ausflügen für Senioren, beim Adventsbasteln für Familien, als Pausenmilch für Schulkinder oder bei Kursen und Vorträgen zu spezifischen Themen. Auch für ukrainische Flüchtlinge machten sich die Frauen stark und organsierten im letzten Jahr diverse Anlässe.
Mit der Zeit gehen
«Die Gesellschaft verändert sich und dem wollen wir Rechnung tragen», sagt Herren und ihre Kollegin Remund erklärt: «Durch eine altersbedingte Rochade im Vorstand hat es frischen Wind gegeben. Diesen Aufschwung wollen wir nutzen und den Verein schrittweise weiterentwickeln». Man wolle jedoch nicht alles auf den Kopf stellen, sondern auf Erreichtem aufbauen und Ideen der jüngeren Generation neuen Raum lassen. Die zahlreichen positiven Rückmeldungen aus der Bevölkerung treiben die tatkräftigen Frauen an und lassen sie zuversichtlich in die Zukunft blicken: «Wir wünschen uns weiterhin für alle ein aktives Vereinsleben.»
Sich verbinden und voneinander profitieren – so sollte es eigentlich unter Frauen und schlussendlich unter der ganzen Bevölkerung sein. Denn Konkurrenz und Missgunst schadet bekanntlich. Sich zusammenschliessen und verbinden stärkt hingegen. Dies ist auch heute wichtiger denn je, finden Herren und Remund, denn man weiss nie, was einem im Leben noch so erwartet.