Wabern
«Wabern hat eine unglaublich gute und günstige Ausgangslage für eine Familie mit zwei kleinen Kindern. Der Gurten gleich hinter unserem Haus in Kleinwabern, das Eichholz hier, die Aare da. Mit dem Tram oder Velo geht’s schnell in die Stadt, in Richtung Oberland kommt man zügig aus der Stadt heraus. Wir versuchen, dieses Paradies zu geniessen. Mein Sohn geht im Morillon zur Schule, die Tochter ins Dorfschulhaus und meine Frau arbeitet im Staatssekretariat für Migration SEM.»
Lebensmotto
«Ich will möglichst viel erleben, bevor ich irgendwann an einem Flüsschen lande und den Steinen am Flussboden zuhöre. Doch vorher möchte ich noch einiges bewegen – solange mir Energie, Gesundheit und die Unterstützung meiner Frau Annette gegeben sind. Sie sagt, sie habe sich zuerst in mein Projekt ‹Open-Marzili-Movie› verliebt, dann in mich und ich mich in sie.»
Schweizer Mentalität
«Hier wird erwartet, dass alles so läuft, wie es laufen soll. Das Leben ist voll durchgetaktet und ausgerichtet auf den ‹hundertprozentig gesunden Menschen›. Da weint kein Kind, niemand ist krank, das Tram fährt pünktlich. Ich geniesse das Privileg, hier das Beste aus meiner Herkunftskultur mit dem Besten von der hiesigen zusammenzubringen.»
Sprachen
«Sprachen faszinieren mich seit meiner Kindheit. Beim Einwandern in die Schweiz habe ich 1987 nur Kurdisch und Türkisch gesprochen. Auf Kurdisch bedeutet ‹Sprache› übrigens auch ‹Zunge› und ‹Türschlüssel› – was so viel heisst wie: Die Zunge ist der Schlüssel, mit dem sich Tür und Tor öffnen lassen. Allein mit Englisch, Französisch und Spanisch kann man sich mit der halben Welt verständigen. Immer wieder entdecke ich in meinem Sprachuniversum neue Finessen. Das türkische Wort für Zapfenzieher kommt beispielsweise vom französischen ‹Tir bouchon› – tönt fast gleich, ist nur anders geschrieben.»
Gastronomie
«Am besten lernt man Land und Leute als Gastwirt in seiner Gaststube kennen – in meinem Fall von 2015–2019 im Restaurant Fischerstübli in der Matte und seit einem Jahr im Restaurant Gross-Wabern. Über die Vergangenheit des ehemaligen BLS-‹Stationshüslis› wusste ich zuerst wenig, erfahre nun immer wieder Spannendes im Gespräch mit meinen Gästen. Ein älterer Herr hat mir einmal mit glänzenden Augen erzählt, dass er 1969 im ‹Stationshüsli› seine Lehre als Bahnwärter angefangen habe.»
Open-Air-Kino Marzilibad
«Das Short-Film-Festival in Sydney hat mich 1999 auf die Idee gebracht, dass man Open-Air-Kino besser im Liegen als im Sitzen geniessen sollte. Der Weg zum Open-Air-Kino im Marzilibad war lang und begann mit einem Fehlstart. Wegen der Jahrhundert-Überschwemmung fiel 2003 die erste Austragung buchstäblich ins Wasser. Unterdessen hat sich das Open-Air-Kino an der Aare längst in der Berner Kulturagenda etabliert. Dieses Jahr flimmern die Filme abends im Marzilibad zum 21. Mal über die Leinwand.»
Laienrichter
«Seit 2002 bin ich als Kurdisch-/Türkisch-Übersetzer beim Gericht und diversen anderen Institutionen tätig, wodurch ich oft in Kontakt mit Laienrichtern, Staatsanwälten und Gerichtsschreibern bin. Im Laufe der Jahre reizte es mich zunehmend, die andere Seite der Justiz kennenzulernen, und ich begann mich schlau zu machen, wie man Laienrichter wird. Da dies ein politisches Amt ist, gehört die Zugehörigkeit zu einer Partei zwingend dazu. Als Mitglied der Grünen Freien Liste GFL bewarb ich mich für das Amt, wurde in der Folge vom grossrätlichen Justizausschuss befragt, vorgeschlagen und schliesslich zum Laienrichter am Strafgericht Bern-Mittelland gewählt.»
Hüssu Matur Weiss
1971
Geboren in Maxsion, Türkei
1987
16-jährig in die Schweiz eingewandert
1994/95
Sprachaufenthalt in Genf
1999/2000
Sprachaufenthalt in Australien
seit 2003
Dolmetscher/Übersetzer in Bern
seit 2004
Veranstalter Open-Air-Kino Marzilibad (marzili-movie.ch)
seit 2007
Fussball ohne Grenzen (fussballohnegrenzen.ch)
seit 2011
Verheiratet mit Annette Weiss, Tochter von Bildererfinder Oskar Weiss
seit 2022
Laienrichter im Strafgericht Bern-Mittelland
seit 2023
Gastwirt im Restaurant Gross-Wabern (grosswabern.ch)