Bereits in der Antike wurden Gewichte gehoben. Damals waren es Steine, die hochgestemmt wurden. Am Unspunnenfest werden diese nicht nur gehoben, sondern auch geworfen. Kraft, gepaart mit Beweglichkeit, hat seit jeher eine spezielle Ausstrahlung auf uns. Das Gewichtheben gehört seit den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit zum Programm. Es ist eine schwerathletische Sportart. Etwas holprig als Club-Name, fand Selin López, die Präsidentin des Vereins. Genauso wie Gewichtheber-Verein. «In solchen Bezeichnungen stecken gewisse Vorurteile drin. Solche wollen wir abbauen.» Also «Barbell Club». Barbell heisst Langhantel; eine Stange, an deren Enden Gewicht befestigt ist. Ob mehr oder weniger Gewicht, darüber weiss Sabrina López Bescheid. Sie ist Sportwissenschaftlerin, Geschäftsführerin eines Fitnesscenters mit integrierter CrossFit-Halle, Vorstandsmitglied und Kassiererin des jungen Vereins. «Nachdem die Trainings-Methode CrossFit immer populärer wurde, stieg auch die Nachfrage nach gezieltem Training für den Muskelaufbau und damit insbesondere nach Gewichtheben.» Die Trainierenden haben die Möglichkeit, sich an nationalen Wettkämpfen zu messen. «Was jedoch nicht im Vordergrund steht», präzisiert Selin López, «Wir wollen beide Bereiche fördern, also Gewichtheben mit oder ohne Wettkämpfe. Vor allem wollen wir möglichst viele Menschen dazu motivieren.»
Beweglichkeit als Grundlage
Damit meint sie Leute jeden Alters. Insbesondere bei Kindern und Jugendlichen soll das Interesse für die technische Sportart geweckt werden. Der Club will bei Schulen aktiv werden und ist interessiert, sich bei entsprechenden Anfragen einzubringen. Auch deshalb, so die Präsidentin, weil das Bild des Sports verzerrt sei: «TV-Bilder mit richtigen Kolossen von Menschen haben dazu beigetragen.» Um einen Besenstiel zu heben, braucht niemand ein Koloss zu sein. Zu Beginn des Gewichthebe-Trainings kommt vor allem dieser «Broomstick» als Sportgerät zum Einsatz. «Gewichte sind in dieser Phase zweitrangig, es geht vorwiegend um die Technik», so Sabrina López. Gerade für Jugendliche und für Menschen, die keine körperliche Arbeit verrichten, sei ein sanfter Einstieg erst recht wichtig, «weil die Muskulatur nur schwach ausgebildet ist und die passiven Strukturen wie Sehnen und Bänder Zeit benötigen, um sich an die neuen Belastungen anzupassen.» Erst später wird im Training das Bewusstsein für Gewichte gestärkt. Auch für leichte Gewichte, denn: «Die Beweglichkeit spielt eine zentrale Rolle beim Gewichtheben. Wir stellen für unsere Mitglieder individuelle Trainingspläne zusammen, angepasst an die Voraussetzungen und Absichten.» Ansonsten steige die Verletzungsanfälligkeit, was wiederum zu einem kritischen Blick auf den Sport führen könne. Selin Gomez weist darauf hin, dass im «Barbell Club» niemand ohne Aufsicht trainiert, «jedes Mitglied wird betreut.»
Erfolgserlebnisse im Alltag
Früher oder später muss jedoch die Langhantel mit mehr oder weniger Gewicht mit ausgestreckten Armen über den Kopf gestemmt werden, daran führt kein Weg vorbei. Was verspricht sich ein Mensch von diesem freiwilligen Kraftakt? «Der Körper wird beweglicher», antwortet Selin López, «Fussgelenke, Wirbelsäule und Hüften werden in ihrer Mobilität und Stabilität gestärkt. Das macht sich im Alltag positiv bemerkbar.» Gerade nach Verletzungen sei Gewichtheben mit seinen kontrollierten Bewegungen eine ideale Therapie. Dabei spricht sie eine eigene Erfahrung an, nämlich die Phase nach einem operativen Eingriff wegen eines Kreuzbandrisses. «Durch den kontinuierlichen Aufbau im Training war ich schon kurz nach der Operation schmerzfrei.» Sabrina López erwähnt nochmals die Beweglichkeit als wichtigsten Punkt beim Gewichtheben. Was angesichts der äusseren Erscheinung der Athleten, die diesen Sport auf höchstem Niveau betreiben, erstaunen mag. «Einige unserer Mitglieder sind Sportler aus anderen Bereichen, die Gewichtheben als zusätzliches Training nutzen. Sogar mit ihnen arbeiten wir zuerst an einer gesunden Beweglichkeit.»
Zurzeit stellt der «Barbell Club» 2 Trainingsorte zur Verfügung. Einerseits in Köniz in einer stillgelegten Garage, andererseits in der Stadt Bern. Dort kooperiert der Verein mit dem «TST Fitnesscenter» und trainiert in dessen Räumlichkeiten. «Unser Ziel ist es», sagt Selin López, «in Köniz einen definitiven, geeigneten Standort zu finden und aufzubauen. Wir sind auf der Suche.» Woher kommt dieser Optimismus? «Aus den Erkenntnissen der ersten Monate seit der Gründung. Unsere Trainierenden merken, dass der Erfolg des Trainings nicht nur sichtbar ist. Er ist auch spürbar.»