Von Zimmerwald bis nach Uganda

Von Zimmerwald bis nach Uganda

Das Hilfswerk Pro Uganda engagiert sich seit 2017, um den Ärmsten der Gesellschaft im Land Prothesen zu ermöglichen. Mit dabei ist die Zimmerwaldnerin Cécile Musinguzi-Neuenschwander, die seit acht Jahren mit ihrer Familie in Uganda lebt und für das Hilfswerk arbeitet.

Es scheint, als wäre das halbe Dorf in der Aula des Schulhauses Wald an diesem Samstagnachmittag im Advent anwesend, um über die Arbeit von Pro Uganda zu hören. Der Kontrast könnte nicht grösser sein: Während draussen langsam winterliche Temperaturen herrschen, mit Aussicht auf die verschneiten Alpen und auf ein feines gut schweizerisches Apéro mit Käse- und Wurstplatte, hören die Gäste Wissenswertes aus dem fernen Uganda, sehen Filme von Kindern und Erwachsenen ohne Arme oder Beine und lassen sich durch die Arbeit von Pro Uganda berühren.

Alles begann mit Stella
Gegründet wurde Pro Uganda vom deutschen Orthopädietechniker Karsten Schulz, der an diesem Nachmittag auch anwesend ist und zusammen mit Cécile Musinguzi-Neuenschwander von der Arbeit in Uganda erzählt. Schulz gründete das Hilfswerk, nachdem er sich auf einer Reise von einer Begegnung mit der jungen Frau Stella berühren liess, deren Unterschenkel bei einem Feuer verbrannte, während sie versuchte, einen Streit zu schlichten. Ihr Schicksal berührte Schulz so sehr, dass er für sie eine Prothese organisierte. Dabei gab er Stella nicht nur ein Bein zurück, sondern auch ihre Würde und eine neue Freude am Leben. Diese Begegnung bewegte den Orthopädietechniker dazu, Pro Uganda zu starten, um noch mehr Menschen den Weg zurück in die Gesellschaft zu ermöglichen.

«Nur ein halbes Jahr»
Etwa zeitgleich war auch Cécile Musinguzi-Neuenschwander in Uganda unterwegs, für einen Volontär-Einsatz in einem anderen Projekt. Was eigentlich nur für ein halbes Jahr angedacht war, wurde zu einem Daueraufenthalt für die gebürtige Zimmerwaldnerin – mittlerweile ist sie mit einem Ugander verheiratet und hat zwei Kinder. Durch eine glückliche Begegnung kam sie zum Hilfswerk Pro Uganda und fing an, in der Administration und im Bereich Finanzen zu arbeiten. Über die Jahre erweiterten sich ihre Kompetenzen – heute ist sie Managerin des 2024 eröffneten Kompetenzzentrums und lebt mit ihrer Familie sogar auf dem Areal, wo sich Aufenthaltsmöglichkeiten für die Patienten, Volontär-Wohnungen, eine Werkstatt und Therapieräume befinden. Das Zentrum bietet Patienten die Möglichkeit, vor Ort zu wohnen, bis sie sich an die neue Prothese gewöhnt haben. Es ist Arbeitgeber geworden für Orthopädie-Mechaniker und eine Ausbildungsstätte für lokale Studenten und Orthopädie-Techniker.

Dem Nächsten dienen
«Unsere Motivation ist klar verankert im Vers aus der Bibel in Matthäus Kapitel 25, Vers 40», erklärt Cécile an diesem Nachmittag, das heisst: dem Nächsten zu dienen, den Geringsten der Gesellschaft. Dabei helfen sie Patienten aller Glaubensrichtungen mit praktischer Lebenshilfe, Traumabehandlung und Gebet. Dass dies für sie weitaus mehr als ein Job, sondern eine Lebensaufgabe und eine Leidenschaft ist, das spürt man an diesem Nachmittag. Zu sehen, wie jemand wieder neue Lebensfreude und durch die Prothese ein würdiges Leben erhält, vom Opfer zum Gestalter des eigenen Lebens wird – das berührt Cécile immer wieder. Eine Begeisterung, die sich am Anlass bei den Besuchenden einprägt.

Ein ganzes Dorf ist involviert
Die Arbeit des Hilfswerks hat aber nicht nur Cécile berührt, sondern auch ihre ganze Familie in der Schweiz. So wurde 2023 von den Eltern Neuenschwander der Verein Pro Uganda Schweiz gegründet, um die Arbeit in der Schweiz bekannt zu machen, finanzielle Mittel zu erwerben und ein Schweizer Netzwerk aufzubauen. Eine erste Schweizerin wurde bereits vom Verein nach Uganda entsendet und arbeitet nun im Kompetenzzentrum. In der Aula Wald zauberte dann auch die Mutter, Madeleine Neuenschwander, ein herrliches Apéro und der Vater, Christian Neuenschwander, leitete durch den Anlass – die Aufgabe des Hilfswerks ist Familiensache geworden. So hat schlussendlich der Schritt einer jungen Frau von Wald nach Uganda dazu beigetragen, dass nun eine ganze Familie und mit ihr ein ganzes Dorf über das Schicksal von Prothesen-Empfängern in Uganda erfahren hat und sich für diese Menschen einsetzen kann.

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