Das «WAHOGA»-Fest – geplant und durchgeführt unter dem Dach von «Forst Gantrisch», «Naturpark Gantrisch», den Burgergemeinden Guggisberg und Wahlern sowie dem Forstkommunalbetrieb Rüschegg – stand nicht nur im Zeichen der regionalen Zusammenarbeit, sondern auch im Zeichen des Zusammenhaltes der Generationen.
Ein Fest für Jung und Alt
Bereits zwei Tage vor dem offiziellen Start des Waldfestes konnten 22 Oberstufen-Schulklassen der umliegenden Gemeinden den drei Kilometer langen Postenlauf absolvieren und so praxisnahe Einblicke in die verschiedenen Waldberufe – vom Förster bis zur Zimmerin – gewinnen. Im Festzelt tanzen derweilen Kinder ausgelassen zu den Klängen der Musikgesellschaft und hören gebannt zu, als WAHOGA-OK-Präsident Erich Schmocker die Klarinette zur Seite legt, zum Rednerpult schreitet und das gutgelaunte Publikum begrüsst. Darunter viele junge Menschen. Es sind denn auch mehrheitlich Jugendliche, die sich auf das Kettensägevelo neben der Schlatthütte schwingen, um mittels schierer Beinmuskelkraft einen dicken Holzstamm zu zersägen. Kindern ab 12 Jahren ist es vorbehalten, auf einem Lastwagen zu «kränlen«, also mit einem kleinen Kran geschickt verschiedene Holzstücke zu verschieben.
Waldbewirtschaftung gestern und heute …
Die Schindelmacher vom Wydenvorsass hoch über Sangernboden zeigen eindrücklich, dass das traditionelle Handwerk heute gefragter denn je ist. Für bewegte Formen in der modernen Architektur sind die Schindeln aus Fichten besonders geeignet. Mit ihnen werden neben Alp-
hütten, Speichern und Hausfassaden auch Kirchendächer und Gartenpavillons bedeckt. Das Schindeln ist reine Handarbeit und richtet sich ausschliesslich nach den Gesetzen der Natur. Für den Holzschlag spielt der richtige Zeitpunkt zwischen Oktober und März bei abnehmendem und «nidsigehendem» Mond eine entscheidende Rolle – ganz nach dem Motto: «Das Leben der Schindeln beginnt im Wald, und das Jahr der Schindelmacher im Herbst». Auf informativen Tafeln zeigt der Naturpark Gantrisch, dass der Forst im Gurnigelgebiet, wie wir ihn heute kennen, keine Selbstverständlichkeit ist. Er ist das Ergebnis langer und harter Arbeit von Forstleuten in der zweiten Hälfte des 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Auslöser war der Hochwasserschutz, dank dem Dörfer und Städte entlang von Bächen und Flussläufen nachhaltig vor Überschwemmungen, Rutschungen und Schlammlawinen verschont bleiben. An verschiedenen Stellen gibt es allerlei schwere Maschinen zu bestaunen, ohne die eine effiziente Waldbewirtschaftung heute unmöglich wäre. Der Posten «Seilbahnholzschlag» führt beispielsweise vor, wie massive Holzstämme durch den Wald «gseilbähnlet» werden.
… und morgen?
Als Vorläufer des WAHOGA-Festes gelten die «Rüschegger Waldtage», die es bis 2019 gab. Für 2020 war quantitativ und qualitativ eine erweiterte Open-Air-Ausstellung mit einem kilometerlangen Postenlauf durch den Wald geplant. Doch Corona machte diesem Plan während zwei Jahren einen dicken Strich durch die Rechnung oder, wie es OK-Präsident Schmocker in seiner Festrede ausdrückt: «Wir gingen 37 Monate mit unserem Kind schwanger. Jetzt im dritten Anlauf hat es endlich geklappt.» Nach der gelungenen «Geburt» in diesem Jahr stellt sich nun zwangsläufig die Frage: Geht 2023 die nächste «WAHOGA» über die Rüschegger Waldbühne? Katrina Ritter, WAHOGA-Kommunikations-Verantwortliche, hebt die Augenbrauen: «Alle Beteiligten haben einen riesigen Aufwand bei Planung und Durchführung der ersten WAHOGA geleistet. In den nächsten Wochen müssen wir dies nun in aller Ruhe zuerst mal analysieren und setzen lassen. Dann sehen wir weiter.»
Aufgeschnapptes
«Der Wald ist nicht auf uns Menschen angewiesen – aber wir sehr wohl auf ihn.»
«Holzschindeln sind wohl das nachhaltigste Baumaterial, das uns weltweit zur Verfügung steht.»
«Jeder Baum, der heute gepflanzt wird, ist eine Investition für – und ein Geschenk – an die kommenden Generationen.»
«Holzheizungen und Wärmeverbunde sind heute weit verbreitet und gewinnen als CO2-neutrale Energiequelle weiter an Bedeutung.»
«Wir spielen Verstecken im Wald, bräteln mit den Kindern, belauschen Vogelgezwitscher, tanken Ruhe und Sauerstoff – und kehren entspannt nach Hause zurück.»
«Wo mitten im Wald Chaos zu herrschen scheint (Totholz, liegengelassene Baumstämme, Asthaufen) wird in Wirklichkeit bewusst die Biodiversität gefördert.»