«Les absents ont toujours tort.» Dass Abwesenheit ein unverzeihlicher Irrtum war, bewahrheitete sich auch am 17. November. Die Organisatoren freuten sich, dass die seisler.swiss-Labelträger sowie die Mitglieder des Vereins Marke Senseland der Einladung saalfüllend Folge geleistet hatten, und dies gewiss nicht nur wegen den köstlichen Apéro-Riche-Appetizern. Sie alle standen Pate, als Prof. Rudolf J. Merkle, Präsident des Trägervereins des «seisler.swiss»-Preises und Mitglied der 5-köpfigen Fachjury, dem neuen Sieger gratulieren durfte.
Kein «Bahnhofbuffet-Olten-Dialekt»
Senslerdeutsch gilt als «hochalemannische Schweizer Mundart». Etwas exotisch mag es für Auswärtige ja schon klingen. Nicht zuletzt sind es die fundierte Aufbereitung und die leserfreundliche Darstellung, welche dem «Senslerdeutschen Wörterbuch» zu bemerkenswerten Erfolgen verholfen haben. Da die früheren Auflagen vergriffen sind, musste eine vierte her. Daraus herausgepickt:
• Altjaaraabe (m): Al.t-ùf-Nüü (kein Pl.): Silvesternacht: was machschù, Aut-ùf-Nüü.
• aazangge (-et): jmdn. ausschimpfen: epper aazangge
• Gchräbù (n): Gekritzel, Geschreibsel, a) unleserliche Schrift; SYN: Gchratz, Taarggeryy. b) wirre Zeichnung
«Ein wichtiger Teil des Konzepts ist, das Wörterbuch auch für Laien verständlich zu gestalten und sie zum Blättern und Lesen zu animieren. Zahlreiche Rezensionen und Rückmeldungen bestätigen, dass wir dies erreicht haben», so Autor Christian Schmutz. Die neueste, 770 Seiten schwere Ausgabe hat eine Auflage von 920 Exemplaren. Schmutz wirkt als Schriftsteller, Journalist BR, Dialektologe, Bühnenkünstler und Radio-Mundartredaktor. Die Senslerinnen und Sensler, ihre Sprache, Kultur und die Nähe zur Sprachgrenze sind Dauerthemen in seinen Publikationen und Auftritten. Eng arbeitet er mit Uni-Professor Walter Haas zusammen, der sich wissenschaftlich der Deutschschweizer Mundartliteratur verschrieben hat. Beim «Senslerdeutschen Wörterbuch» hat er für den fachlichen Rahmen und die Finanzierung gesorgt und alle Texte und Wörterbuchartikel kritisch gegengelesen. Als neuer Partner kam der Verlag Le Cric, Print + Edition im freiburgischen Marly zum Zug, Unterstützung beim Fundraising leistete die regionale Vernetzungsplattform seisler.swiss.
Authentische Senslerinnen und Sensler
«Wir suchen Kandidaten für den Preis für authentische Senslerinnen und Sensler.» So hatte der Aufruf der Clientis Sparkasse Sense mit Hauptsitz in Tafers sowie der Vernetzungs-Plattform seisler.swiss gelautet. Hauptkriterium für die Verleihung des «Preis Sparkasse Sense»: Das Engagement für den Sensebezirk. Die Spannung war kaum noch zu ertragen, bis der diesmalige Gewinner endlich ausgerufen wurde: Christian Schmutz. Er war sichtlich gerührt, als ihm die Skulptur, auch «Wanderbrätzela» genannt, von Pascal Vonlanthen überreicht wurde. Heute ist der Musiker und Sänger besser bekannt als Gustav; ihm war dieser mit 4000 Franken dotierte Preis im Jahre 2021 verliehen worden. Geschaffen hat die begehrte «Brätzela-Skulptur» der Künstler Guido Meuwly aus Giffers/Tafers. Sein Markenzeichen: die Kombination von altem Holz und Metall, im vorliegenden Fall Messing. Die musikalische Umrahmung: Christian Schmutz trug Texte mit Tiefgang und Humor vor, begleitet von einer Pianistin; «Klavitextle», wie sie es nennen.