«Was bedeutet Köniz für Sie?»

«Was bedeutet Köniz für Sie?»

«In the Summertime» von Mungo Jerry ist seit Generationen der Hit aller Sommerhits, obwohl bereits vor 60 Jahren veröffentlicht. Er dient sogar einem Unternehmen («Tsch… Tsch…») als Erkennungsjingle für einen TV-Spot. Der Name des Grossverteilers ist mir gerade entfallen …

Wo trifft man an heissen Tagen viele Leute? Exakt. In der Badi. Weiermatt Köniz, zum Beispiel, wie Hans «Housi» Seiler. Er sitzt allein am Tisch, ich setze mich zu ihm, erkläre, was ich von ihm möchte. Er sagt spontan zu. 

Also denn, Hans Seiler, wo wohnen Sie?

Nur gerade 300 Meter von hier entfernt, da liegt es auf der Hand, dass ich hierher in die Badi komme. Aber es gibt Ausnahmen, wenn ich ins Weyerli gehe. Dort haben sie eine Sauna, das passt mir.

Wo sind Sie aufgewachsen?

Ich bin in Grenchen geboren und dann in Biel zur Schule gegangen. Gelernt habe ich Feinmechaniker in Nidau, danach allerhand «Cheibs» gemacht. Sie sollten mal den Ausdruck meiner AHV-Papiere sehen, ellenlang. Zwischendurch war ich aber auch sesshaft, habe zum Beispiel über 20 Jahre bei Haag+Streit gearbeitet. Seit 25 Jahren wohne ich in Köniz.

Was bedeutet Köniz für Sie?

Ein Neuanfang in allen Lebensbereichen, beruflich und familiär. Aber da kommt mir gerade in den Sinn, dass…

…dass?

Ich war auch fünf Jahre bei den Sportbetrieben der Stadt Bern tätig, zum Beispiel als Badangesteller im Wylerbad, wie das damals hiess.

Was bleibt Ihnen aus jener Zeit in Erinnerung?

Die Zeit im Wylerbad hat mich geprägt, ich habe viel lernen können, insbesondere, was die zwischenmenschlichen Beziehungen angeht. Alles und alle sind da aufeinander geprallt, die Pubertierenden auf die Senioren, die Einheimischen auf die Migranten. Da brauchte es viel Fingerspitzengefühl von uns Angestellten, Konflikte schon gar nicht gross entstehen zu lassen. «Leben und leben lassen» war unser Motto, die meisten Leute haben sich davon überzeugen lassen. Es gab Mitte der 90er-Jahre auch eine Zeit in meinem Leben, da war ich arbeitslos, habe bei Beschäftigungsprogrammen mitgemacht. Auch das: eine lehrreiche Zeit.

Inwiefern?

Ich wurde auch beim Technischen Dienst bei der Kinderpsychiatrie eingesetzt. Das war ein herausfordender Lebensabschnitt, diese Krisensituationen miterleben zu müssen. Ganz ehrlich, ich habe diese Erlebnisse mit nach Hause genommen, konnte deshalb vielfach nur ganz schlecht schlafen. Nicht zuletzt aus dem Grund, dass ich selbst diesen Kindern und Jugendlichen nicht helfen konnte, weil alles andere als ein Fachmann. Klar, ich hätte es auch einfacher haben können, zum Beispiel Leute auf Baustellen rumzuführen, aber diese Herausforderung in der Psychiatrie habe ich selbst gesucht. Sälber tschuld (zieht eine Augenbraue hoch).

Respekt, mehr kann ich dazu nicht sagen. Wie sieht Ihr Alltag heute aus?

Seit zwei Jahren bin ich pensioniert. Aber ehrlich gesagt, ich tue mich noch immer schwer damit, weil ich keine wirklich klaren Strukturen schaffen kann. Verstehen Sie mich nicht falsch. Meine Wohnung ist tipptopp aufgeräumt, Küche inbegriffen (lacht), aber ausserhalb der eigenen vier Wände habe ich den Tritt noch nicht wirklich gefunden. Was ich sicher nicht bin: ein TV-Junkie, der stundenlang irgendwelche Telenovelas schaut. Überhaupt schaue ich wenig Fernsehen, bin viel lieber an der frischen Luft, wie im Moment, da wir uns unterhalten. Aber ich lese viel, bei wissenschaftlichen Büchern angefangen bis hin zu Biografien. Das erweitert den Horizont.

Apropos Horizont. Über Köniz hinaus – reisen Sie auch?

(Spontan) Oh ja. Die Philippinen sind immer wieder ein Thema, meistens von September bis März, um dem Winter hierzulande zu entfliehen, wenn auch nicht jedes Jahr. Ich kenne auf den Philippinen einige waschechte Schweizer, die ich jeweils treffe und längere Zeit bei und mit ihnen verbringe. Mal sehen, ob es dieses Jahr wieder klappt.

Wie erleben Sie die Philippinen?

(Zieht eine Augenbraue hoch, antwortet mit neckischem Blick) Wie meinen Sie das, im Vergleich zur Schweiz? Vergessen Sie diese Gegensätze, dort gelten ganz andere Massstäbe. Es wäre sowieso vermessen und arrogant, zu glauben, dass die Welt am Schweizer Wesen genesen soll. Die Filipinas und Filipinos haben ganz andere Herausforderungen zu meistern, entsprechend verläuft ihr Alltag völlig anders als bei uns. Eines ihrer Hauptprobleme ist die Umwelt, realisieren sie doch, wie sehr sie von der Natur abhängig sind. Nur haben sie nicht die finanziellen Mittel wie wir in der Schweiz, um eingreifen zu können.

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