Weniger Egoismus, mehr Zusammenhalt

Weniger Egoismus, mehr Zusammenhalt

Christian Wohlwend ist ein Name, den man sich im Verteilgebiet dieser Zeitung merken muss. Der Initiant der Genossenschaft Verd startet ein nationales Projekt für Gemeinden. Mitten unter uns, in Riggisberg.

Grün bedeutet auf rätoromanisch Verd. Die Farbe der Hoffnung. Grüne Triebe spriessen im Frühling hervor und beenden den kalten Winter, künden den Start von neuem Leben an. Die Natur erwacht und mit ihr Pflanzen, Tiere und mancher Mensch, der dem Winter wenig abgewinnen kann. Das passt. Denn Christian Wohlwend und die sieben weiteren Gründerinnen und Gründer der Genossenschaft wollen eine Art Ökosystem ins Leben rufen, das dem Wohl der Gesellschaft und Gemeinschaft zukommen soll.

Fünf Franken

«Die Genossenschaft gehört der ganzen Schweiz», erklärt Wohlwend. Wer fünf Franken einzahlt, wird Miteigentümer. Doch diese fünf Franken sorgen nicht für Dividenden, sondern für Projekte, die damit finanziert werden können. «Niemand profitiert für sich selbst, sondern alle zusammen», betont der Initiant. Verd ist die erste privatwirtschaftliche Organisation, die ausschliesslich Projekte für die Bevölkerung finanziert. Die zentrale Rolle spielen die Gemeinden. Die Genossenschaft will nicht von oben nach unten Geld verteilen, sondern die Wünsche und Anliegen der Menschen in den Gemeinden direkt unterstützen. «Es gibt zwei Verteilmechanismen. Direkt in den Dörfern und Quartieren oder aber schweizweit für Projekte von nationaler Bedeutung für alle Menschen», so Wohlwend weiter. Bedingung ist, dass eine Gemeinde bei Verd mitmachen will. Riggisberg geht genau diesen Weg und macht den Anfang.

Viele Franken

Und wieso ist Riggisberg die erste Gemeinde? «Das ist natürlich Zufall», lacht Wohlwend. Nicht ganz. Der Initiant wohnt in Riggisberg und trifft hier auf einen Gemeindepräsidenten, der von dieser Genossenschaftsidee überzeugt ist. «Strukturwandel und eine Gesellschaft, die auseinanderdriftet, das gibt es auch in Riggisberg. Und hier setzt Verd an. Unsere Bewohnenden können partizipieren und Projekte finanzieren», sagt Gemeindepräsident Mike Bürki. Doch selbst viele «Fünfliber» reichen nicht aus, um all die Wünsche der Bevölkerung erfüllen zu können. Deshalb will die Genossenschaft auch Geld verdienen – auf eine Art, die ebenfalls dem Wohl der Gesellschaft dient. Das erste Grossprojekt startet in diesem Jahr mit einer Verd-Bezahlkarte. «Wie eine Kreditkarte oder Twint, nur besser», meint Wohlwend. Der Grund liegt auf der Hand. Jedes Mal, wenn wir die Karte in einem Laden zücken, gehen einige Prozente des Betrags direkt an das Bezahlsystem. Mit der Karte «Verd Cash» reduzieren sich diese Abgaben auf 0,6 %. «Die grossen Anbieter lachen uns derzeit noch aus, vor allem weil wir vorerst ganz einfach mit einer Magnetkarte als Prepaid starten», sagt er. Aber das Lachen könnte ihnen schnell vergehen, denn er musste nicht lange weibeln, bis die ersten Geschäfte grünes Licht gegeben haben. In Riggisberg natürlich.

Erste Anerkennung

Dass weitere Gemeinden dazukommen und auch das Bezahlmittel wächst, das sei schon heute klar. Zwölf Gemeinden sind bereits daran, sich zu registrieren respektive zu aktivieren, wie es bei Verd heisst. Bereits mit dabei sind zudem Heitenried und zwei weitere Gemeinden. Diese Bemühung der Genossenschaft, für mehr Zusammenhalt in der Gesellschaft zu sorgen, blieb auch der Wirtschafts-Vision Gantrisch und dem Naturpark Gantrisch nicht verborgen. Im Rahmen des Innovationspreises gewinnt Verd in der Sparte «Gesellschaft und Soziales» den Preis. «Verd verfolgt einen alternativen Ansatz und ist eine gesellschaftliche Innovation», ehren die Preisgeber die Genossenschaft.

Riggisberg ist der erste grüne Trieb, der seine Knospe bereits öffnet. Unlängst kamen die Genossenschafterinnen und Genossenschafter aus Riggisberg zusammen und evaluierten die ersten Projekte, welche unterstützt werden sollen. Von Blumensäulen im Dorf über ein Pop-up-Café bis zu konkreter finanzieller Unterstützung für gewisse Vereine. Hauptsache nicht egoistisch und für den Zusammenhalt in der Gemeinde förderlich. Bildet Verd von Riggisberg aus Triebe in die ganze Schweiz? Die kommenden Jahre werden es zeigen.

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