Wer rastet, der rostet

Wer rastet, der rostet

Bewegung spielt eine zentrale Rolle in der kindlichen Entwicklung und beeinflusst nicht nur die körperliche Gesundheit, sondern auch die kognitiven Fähigkeiten, soziale Kompetenzen und emotionale Stabilität. Die Kunstturnerinnen-Riege des Vereins «BTV-Bern» eröffnete letzten Herbst eine Kunstturnhalle in der Vidmarhalle in Liebefeld. Ihr Ziel ist sportlich: Zugang für alle und mehr Bewegung in der Gesellschaft.

Es ist Dienstagmorgen, kurz vor halb zehn. Der Himmel ist grau und der eisige Wind bläst um die Ecken der Vidmarhalle. Von allen Richtungen trudeln nach und nach Mütter, Väter und Grosseltern mit ihren warm eingepackten Winzlingen ein. In der Garderobe lassen die kleinen Kinderschuhe und farbigen Winterjäcklein vermuten, dass sich die Turnhalle langsam mit Leben füllt. Zwischen dem Kinderlachen und dem Getobe strahlt eine junge Frau in freudiger Erwartung aus der Menge und begrüsst die Gäste. Es scheint, als würde die werdende Mutter nicht nur die Vorfreude auf ihr Kind geniessen, sondern auch die Möglichkeit, ihre Begeisterung für den Sport mit anderen zu teilen.

Voller Tatendrang

Einige Kinder hüpfen übermütig auf dem Riesentrampolin, andere klettern ehrgeizig Sprossenwände empor oder üben sich in schwungvollen Bürzelbäumen auf den weichen Schaumstoffmatten. «Spielen, klettern, toben und rennen machen nicht nur Spass, sondern schaffen auch die Basis für psychische Gesundheit», weiss Christine Bühler aus eigener Erfahrung. Bereits seit ihrem 4. Lebensjahr habe ihr das Kunstturnen den Ärmel reingenommen. Ihre Turnkarriere startete Bühler beim Könizer Verein «Satus Köniz», später wechselte sie zum BTV-Bern. Während ihrer Jugend trainierte die ambitionierte Kunstturnerin bis zu 16 Stunden pro Woche. Mit dem Start in die Berufswelt und dem Studium von Recht und internationalen Beziehungen entschied sich die ambitionierte Studentin das zeitintensive Kunstturnen aufzugeben und agierte stattdessen beim BTV-Bern als Trainerin. Parallel entdeckte sie an der Uni Bern die Freude an der Tanzakrobatik und nahm an internationalen Anlässen und Wettkämpfen teil. Bühler lacht und meint mit hochgezogenen Augenbrauen schmunzelnd: «Einmal Turnerin, immer Turnerin.» Doch mit der Geburt ihrer ersten Tochter veränderte sich ihr Fokus. «Ich stellte fest, dass man nicht alles haben kann. Mit dem Ausstieg bei der Tanzakrobatik konnte ich mich voll auf das Mamasein und die Nachwuchsförderung bei der Kunstturnerinnen-Riege BTV-Bern konzentrieren.

Investition für die Zukunft

«Es ist mir ein Anliegen junge Menschen für die Bewegung zu begeistern und sie in ihrer Entwicklung zu unterstützen. Nebst einem gesunden Körpergefühl und mehr Selbstvertrauen schenkt uns der Sport auch Freundschaften. Gegenseitiger Respekt und Wertschätzung kann in einem spielerischen Umfeld geübt werden», sagt Bühler überzeugt. Gerade in Zeiten der Digitalisierung sei es wichtig nach draussen zu gehen und echte Kontakte zu pflegen. Ihr Blick schweift zufrieden durch die Halle, bevor sie erneut ausholt: «Eine eigene Turnhalle mit einer gut ausgestatteten Infrastruktur zu betreiben und diese auch Menschen ausserhalb des Vereins zur Verfügung zu stellen, war schon seit längerem eine Vision der Kunstturnerinnen-Riege BTV-Bern. Im letzten Jahr feierten wir unser 50-jähriges Bestehen. Gleichzeitig ergab sich die Möglichkeit, Räumlichkeiten in der Vidmarhalle zu übernehmen. Dank dem Engagement von den vielen freiwilligen Helfenden und den zahlreichen Spenden wurde aus dem Traum Wirklichkeit», erzählt sie und ihre Augen funkeln vor Begeisterung.

Auf der Überholspur

Nicht nur sportlich zeigt die 36-Jährige viel Enthusiasmus. Wie die politische Vergangenheit von der bald zweifachen Mutter zeigt, waren Mitgestalten und Investieren in die Zukunft immer ein wichtiges Anliegen. Schon in jungen Jahren engagierte sie sich beim Jugendparlament Köniz als Co-Präsidentin und gründete easyvote. Dies ist eine elektronische Plattform kombiniert mit einer gedruckten Broschüre, um politische Informationen verständlich zur Verfügung zu stellen und die Beteiligung von jungen Erwachsenen an Abstimmungen und Wahlen zu erhöhen. «Diese Zeit hat mich geprägt und auch gezeigt, dass jeder im eigenen Umfeld etwas bewirken kann.» Politische Ambitionen hegt die Bernerin für den Moment nicht. «Meine Kapazität lässt es nebst Familie, Job und meinem sportlichen Engagement nicht zu. Aber wer weiss, ich schliesse es in der Zukunft nicht ganz aus.»

Bis auf Weiteres gilt die Aufmerksamkeit von Bühler der Förderung des Nachwuchses. Sei dies privat als auch bei der Kunstturnerinnen-Riege: «Unser Ziel ist es zu zeigen, dass Kunstturnen und Turnen im Allgemeinen Spass macht und eine solide Grundlage für weitere Sportarten schafft. Wir sind uns im Verein einig: Die Halle soll vielseitig und polysportiv genutzt werden. Hauptsache die Turnhalle wird mit Leben gefüllt und steht nie leer. Alle haben ein Recht auf Bewegung und wir wollen dieses Recht unterstützen, indem wir für alle aufgeschlossen sind.»

INFO:

9. März: Eröffnungsfest der neuen Turnhalle

www.kutubtvbern.ch

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