Wie eine geheime «Operation Stöckli»

Wie eine geheime «Operation Stöckli»

Aus Film und Fernsehen kennen wir das. Vorhaben von Militär oder Behörden tragen meist einen geheimen Namen. Diese Geschichte aus dem Amt für Gemeinden und Raumplanung (AGR) könnte dieser Logik folgend als «Operation Stöckli» bezeichnet werden. Nationalrat Thomas Knutti (SVP) über eine Praxis aus der Landwirtschaftszone, die für harte Familienschicksale sorgt.

Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen, besagt ein alter Spruch. Schön, wenn sich ein Amt dieses Spruches annimmt. Nur, was ist mit all dem, was heute noch nicht besorgbar ist und auf morgen verschoben werden muss? Davon zwitschern die Spatzen von jenen Dächern, die bald einmal weichen müssten. Doch der Reihe nach.

Ruinen-Macher

Lieblich verteilen sich viele Gehöfte über die Guggisberger Hügellandschaft. Bauernhäuser und ihre Nebengebäude. Spycher, Stöckli, Schopf oder Hühnerstall. Die gehören zum Landschaftsbild wie das Guggershörnli. Doch das Idyll trügt. Nationalrat Thomas Knutti steht bei einem Stöckli, umrahmt von der Besitzerfamilie und dem Gemeindepräsidenten Niklaus Köpplin. Der alten Liegenschaft soll neues Leben eingehaucht werden. Nun, wo die teuren Aufwendungen am Bauernhaus beendet sind, soll auch das Stöckli wieder bewohnbar werden. Doch da hat die Familie die Rechnung ohne das AGR gemacht. Seit mehr als fünf Jahren ist das besagte Gebäude ungenutzt. Zu lange, befindet das Bauinspektorat und gibt das Gebäude zum Abriss frei. Der Schock sitzt tief, beim Politiker, der Gemeinde und der Familie. Knutti zeigt auf ein Bild und meint: «Das soll eine Ruine sein?» Ein dichtes Dach, gerade Wände. Jeder Zimmermann hätte seine Freude daran, dieses Schmuckstück wieder zum Leben zu erwecken. Aber eine Ruine? Ja, eine Ruine, denn genau so hat das Bauinspektorat dieses Gebäude bezeichnet.

Ungeschriebenes Gesetz

Das Amt stützt sich auf die sogenannte Besitzstandsgarantie. Der Kanton Bern begrenzt diese auf fünf Jahre. Werden diese überschritten, gibt es keine Baubewilligung mehr. «Nur wo bitteschön steht das geschrieben? Es gibt kein Gesetz, das dies so vorschreiben würde», echauffiert sich Knutti. Statt einer sinnvollen Nutzung des Stöcklis muss es weiterhin vor sich hinvegetieren. Klar, mancherorts kommen weitere Probleme dazu. Ist die Liegenschaft erschlossen, gibt es eine Zufahrt? Teure Zusatzkosten, die man auch erst einmal stemmen muss. Aber auf dieser kleinen Anhöhe ist alles vorhanden. Das Vorhaben ist bereit für die Baubewilligung. Und das Treffen mit dem Nationalrat hat noch einen weiteren Grund. Das Bauinspektorat ging vorbei, ohne die Bauverwaltung vorher zu informieren. Die Gemeinde erhält dann den Brief mit dem Verdikt «Ruine» und der Empfehlung, diese doch abzureissen.

Steckt dahinter ein Plan?

Alleine in Guggisberg gibt es mehrere solcher Vorfälle. Andere Gemeinden im Verteilgebiet dieser Zeitung bestätigen das Vorgehen. Steckt da ein Plan dahinter? Ohne Umschweife nickt Knutti. «Solche Praxisregelungen müssten vom Parlament abgesegnet werden. Aber so ist das einfach behördliche Willkür», vermutet er. Weg von Guggisberg hin zu kantonalen Vorgaben. Dass der Kanton es gerne sähe, wenn mehr Gemeinden fusionieren, ist hinlänglich bekannt und war auch schon Bestandteil einer Geschichte in der Könizer Zeitung | Der Sensetaler. Das Gebaren auf verschiedenen Ebenen erinnert schon ein wenig an einen frommen Wunsch aus der warmen Schreibtischstube, man wolle eine Art Ballenberg und den Rest der Bevölkerung gerne nur noch in grossen Ballungszentren bitte. Dass solche Pläne nicht laut gedacht werden ist klar, dass sie existieren aber wahrscheinlich durchaus.

Einen Plan in dem Sinne gibt es sicherlich nicht schwarz auf weiss, aber ein Vorhaben sehr wohl.  Das verdeutlicht jedenfalls diese angewandte Praxis, dass in der Landwirtschaftszone nach fünf Jahren keine Baubewilligung mehr erteilt wird. Für Nationalrat Thomas Knutti unverständlich: «Es geht doch lediglich darum, bestehende Gebäude den heutigen Anforderungen entsprechend nutzen zu dürfen, statt abzureissen und neu bauen zu müssen.» Er wird sich nun auf Bundesebene stark machen, damit man «das klar gesetzlich regeln kann». Und damit die geheime «Operation Stöckli» nicht noch weitere Familien vor harte Schicksalsschläge stellt.

Teilen Sie diesen Bereich

Beitrag:
«Wie eine geheime «Operation Stöckli»»

Die meistgelesenen Artikel

Kontakt

Datenupload

Der einfachste Weg uns Ihre Daten zu senden!

Werbeberatung

Schritt 1 von 2