Wie weiter mit dem Wiedmer-Haus?

Wie weiter mit dem Wiedmer-Haus?

Die Euphorie war bei vielen gross. Das historische, zentral gelegene Haus zu sanieren und der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. So gross, dass sogar der Redaktion dieser Zeitung der Fehler unterlaufen ist, das Volk hätte die Defizitgarantie für den Betrieb gesprochen. In Tat und Wahrheit ist aber das Gegenteil der Fall.

Es haben wohl nur die wenigsten etwas dagegen, mit dem «Wiedmer-Haus» ein Gebäude zu sanieren, dass Vereinen und Dritten öffentlichen Raum zur Verfügung stellt. Ein Treffpunkt dort, wo er hingehört: ins Zentrum. Dass damit aber Risiken abzufedern sind, und das Volk bei einem laufenden Betrieb ein mögliches Defizit übernehmen müsste, das stiess auf Widerstand und fand an der letzten Gemeindeversammlung keine Mehrheit. Was bedeutet das nun?

Der öffentliche Verein
Für eine Antwort muss man das Mülirad ein wenig zurückdrehen. Dasselbe Volk hat vor etlichen Jahren «Ja» gesagt zu diesem Projekt. Es entstand damit ein rechtskräftiger Auftrag zur öffentlichen Nutzung. Die Baukosten können zu einem guten Teil über den Verkauf des ehemaligen Lehrerhauses abgefedert werden, man richtete einen Fonds ein, damit das Geld zweckgebunden zur Verfügung steht. Geplant war in der Folge, dass sich die Leute aus der Bevölkerung zusammentun, um das Ganze zu betreiben. So kam es zur Gründung eines Vereins. Nun ist nachvollziehbar, dass die Bevölkerung Bedenken hegt, wenn ein Verein öffentliches Geld für diese Aufgabe erhält. Jeder andere Verein muss ja schliesslich sein Risiko selbst tragen und hier erhält einer eine Defizitgarantie. Nur liegt der Sachverhalt anders: Der Verein ist lediglich das Gefäss, um den öffentlichen Auftrag auszuführen. «Die Gemeinde schreibt vor, dass dieser Verein Rechnung sowie Budget vorlegen muss und kann jederzeit einschreiten», erklärt Gemeindepräsident Christian Neuenschwander. Man kann diesen Verein demnach mit einem ausgegliederten Bereich wie das etwa in vielen Gemeinden die Wasserversorgung sein kann, vergleichen.

Projekt läuft weiter
Fast hätte man den Eindruck erhalten, es wäre einem Teil der Bevölkerung am liebsten, das Wiedmer-Haus bestünde dereinst nur aus Wohnungen, damit man keine Risiken mehr hat. Nur widerspricht das dem eigentlichen Wunsch nach einer öffentlichen Nutzung, den dasselbe Volk grossmehrheitlich schon abgesegnet hat. Das Projekt sieht zudem vor, dass nicht das gesamte Haus öffentlich genutzt wird, sondern sehr wohl auch eine Wohnung als Mietobjekt eingeplant ist. Diese wird zu den Betriebskosten einen wesentlichen Beitrag beisteuern. Die Defizitgarantie ist so gesehen eine Notwendigkeit mit einem bescheidenen Risiko. Die Gemeinde hat also vorausschauend geplant und genau das umgesetzt, was das Volk bis dato gewünscht hat. Etwas überraschend ist es deshalb schon, dass ein solches langjähriges Projekt wegen einer Defizitgarantie ins Wanken gerät. Eine Patt-Situation, in der man auf der einen Seite einen Volkswunsch hat für die öffenltiche Nutzung und auf der anderen Seite keine Defizitgarantie. Das Baugesuch läuft indes weiter, der Baukredit ist längst bewilligt. Also muss man an der Struktur Änderungen vornehmen.

Neue Trägerschaft?
Die Gemeinde kann eine Leistungsvereinbarung treffen mit der Betreiberin des Wiedmer-Hauses. Das muss nicht zwingend ein Verein sein, sondern kann auch eine andere Trägerschaft sein. Dahingehend prüft der Gemeinderat nun verschiedene Szenarien und Lösungen. Eine Ehrenrunde für ein genehmigtes Projekt, dass auf einem scheinbaren Nebenschauplatz Jahre später angegriffen wird. Das weckt die Frage, ob es denn das Volk inzwischen kein öffentliches Haus mehr will oder die Nachbarn Emissionen fürchten, Parkplatzprobleme vermuten, Gründe gibt es einige, doch sie kommen reichlich spät. Konkret während dem ein bewilligtes und vom Volk abgestimmtes Projekt bereits läuft.

Wie weiter mit dem Wiedmer-Haus? Eigentlich wie bis anhin, gefährdet ist vorerst nur das System mit einem Verein als Träger. Gemeindepräsident Neuenschwander fasst es so zusammen: «Wir brauchen einen Ort, an dem die Leute zusammenkommen können und den hat Wald eigentlich nicht.» Das Wiedmer-Haus steht stellvertretend für ein Stücklein Identität. Projekte wie das Wiedmer-Haus machen die Einzigartigkeit aus.

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