«Wir haben ein neues Kirchenmitglied»

«Wir haben ein neues Kirchenmitglied»

Am Workshop 2020 zur Velowegkirche auf der Veloherzroute Nr. 99 zwischen Thun und Laupen gab es den Vorschlag eines Klangvelos. Dieser ist nun Wirklichkeit geworden. In Zusammenarbeit mit verschiedenen Stellen und Menschen ist das Klangvelo entstanden. In seiner Art ist es weltweit einzigartig.

«Wir haben ein neues Kirchenmitglied!», lautete die freudige Überschrift in einem Mail von Martina Hartmann, Sozialdiakonin im Kirchenkreis Niederscherli. «Es ist eine Freude, dass die Kirchenkreiskommission das Projekt unterstützt hat. Der Workshop mit Menschen aus Niederscherli wurde angeleitet durch Fachpersonen von refbejuso (reformierte Kirchen Bern-Jura-Solothurn)», so die 59-Jährige, die den Vorschlag zum Klangvelo im Workshop eingebracht hat. «Über die diversen Vorschläge aus dem Workshop wurde demokratisch abgestimmt», ist ihr wichtig festzuhalten. Absicht der Velowegkirche auf der Veloherzroute (Nr. 99) zwischen Thun und Laupen oder umgekehrt ist es, bei Kirchen, die etwas Besonderes anbieten oder schon lange bestehen, Halt zu machen, die Kirche zu besichtigen und zu rasten. Mit dem Klangvelo, einem Damenvelo, befestigt an einem Eisengestell, das beim Treten verschiedenste Klänge, Gedichte, Ansagen und Denkanstösse vermittelt, verfügt die Kirche Niederscherli seit Mai dieses Jahres über eine Besonderheit.

«Nach ersten Anfragen bei Velohändlern der Region stiessen wir beim «Drahtesel» in Liebefeld auf Interesse und zeitliche Ressourcen zur Umsetzung des Klangvelo-Projektes», so Hartmann. «Wir sagen bei Anfragen selten nein. Zudem fanden wir es eine schöne Idee, ein Velo zu bauen, dass klingt. Zusammen mit Lernenden des Drahtesels war es eine ideale Möglichkeit, ein Gestell zu konstruieren und anzufertigen, bei dem das Hinterrad des Damenvelos frei vom Boden dreht. Damit konnten die Lernenden bei der Umsetzung der Konstruktion in die Praxis von einem wertvollen Lerneffekt profitieren», sagt Splint Leist, Leiter von Veloladen und Werkstatt des «Drahtesel». Dieser ist eines von mehreren Projekten von «Sinnovativ» der Stiftung für soziale Innovation, deren Ziel es ist, Menschen bei der Arbeitsintegration in verschiedenen Berufszweigen zu unterstützen.

Für das «tönende Velo» war Florian Kaufmann – er nennt sich Flo – besorgt. Der 50-jährige Elektroingenieur ist international einer der wenigen Spezialisten für Vinyl-Technologie. Der Solothurner widmet sich in seiner künstlerischen Arbeit der experimentellen Auseinandersetzung mit Elektronik, Musik und Videoinstallationen. Der Kanton Solothurn würdigte Flo im Jahr 2022 für sein beeindruckendes Schaffen mit dem Kunstpreis für multimediale Objektkunst. «Der gebürtige Grenchner war die ideale Besetzung für diesen Teil des Projekts» betont Hartmann. Der «Tüftler» nutzte den Seitendynamo, der bei früheren Velos für das Licht am Fahrrad sorgte, als Generator. «Der Teufel liegt auch da im Detail», sagt Flo, der mehrere Versuche benötigte, bis er mit dem Ergebnis zufrieden war. Der Perfektionist baute in den Scheinwerfer einen Lautsprecher ein. In die Satteltasche packte er die gesamte Elektronik inklusive USB-Anschluss und befestigte sie am Lenkervorbau. Beginnt man auf dem Damenfahrrad mit treten und drückt auf die grüne Taste, beginnt auch das Klangerlebnis. Hört man mit treten auf, versiegt der Ton. Dank des eingebauten Mikrochips kann das Klangerlebnis mit verschiedenen Inhalten neu bespielt werden. So etwa zu kirchlichen Anlässen wie Ostern, Auffahrt, Pfingsten und Weihnachten. Die aktuelle Bespielung beginnt und endet mit einem improvisierten Orgelspiel von Kirchenmusiker Hans Peter Graf. Es folgen zwei Velowitze, Verse und Texte, die zu Denkanstössen animieren. 

Der Weg zur Kirche und zum Klangvelo wurde von Heinz Wenger aus Niederscherli passend mit zwei speziellen Wegweisern gestaltet. Der bekannte Recyclingkünstler fertigt in seinem Atelier «WengerArt» aus Altmaterial kreative Gegenstände für den Wohnbereich und Garten an. «In Arthur Werren hatten wir eine unverzichtbare Fachperson, der das gesamte Projekt begleitete, unter den verschiedenen Stellen vermittelte und in dringenden Fällen stets präsent war», so Hartmann. Der 76-Jährige war ursprünglich Bauführer. Seit 12 Jahren ist er Kreiskommissionsmitglied der Kirche Niederscherli. Das Bistro «Chiuche egge» beim Einkaufszentrum Niederscherli lädt zum Ruhen und Auftanken bei einem Kaffee ein. Dort können auch Akkus von E-Bikes aufgeladen werden. Ebenfalls steht dort auch eine der bislang fünf Velopumpen von «Fuss Velo Köniz» der Gemeinde Köniz zur Verfügung. Sie wurde von der Kirchgemeinde Köniz gesponsert. Die öffentlichen Velopumpen wurden im Auftrag der Gemeinde Köniz vom «Drahtesel» konstruiert und hergestellt.

INFO: 

www.kg-koeniz.ch, www.floka.com

www.drahtesel.ch, www.wengerart.ch

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