«I packe i mi Rucksack… – ein Sackmesser, ein Zvieri, Regenkleider, Pflästerli, Zeitung zum Feuer machen und ein Pfadifoulard.» So in etwa könnte es am Morgen des nationalen Pfadischnuppertags in einigen Familien in Köniz und Umgebung klingen. 5-jährige Drei-Käse-Hochs werden an diesem Nachmittag bestens ausgerüstet und etwas nervös mit der neuen Biberstufe der Pfadi St. Josef losziehen. Nach Rauch riechend, mit dreckigen Kleidern und einem Lachen im Gesicht am Ende des Nachmittags zurückkehren. Im Rucksack anstatt dem verputzten Zvieri und der in Flammen aufgegangenen Zeitung eine wilde Abenteuergeschichte im Gepäck.
Erfahrenes Leitungsteam
Dass der erste Bibernachmittag der Pfadi St. Josef tatsächlich ein unvergessliches Ereignis wird, darauf arbeiten Michelle Keel und ihr Leitungsteam mit viel Engagement hin. Es sei länger immer wieder thematisiert worden, ob es Sinn macht, auch für die Kleinsten – die sogenannten Biber – eine Pfadigruppe zu eröffnen. «Nun folgen endlich Taten!», freut sich Michelle Keel. «Ajuga», wie sie in der Pfadi genannt wird, ist Teil der Abteilungsleitung der Pfadi St. Josef in Köniz. Ein Leitungsteam zusammen zu trommeln war keine leichte Aufgabe. Diese Hürde hat die Pfadi St. Josef aber mit Bravour gemeistert. «Wir sind nun ein motiviertes Team von Leuten, die alle schon Leitungserfahrung haben», erklärt Michelle Keel. 4 Frauen und 1 Mann tüfteln gemeinsam an den künftigen Biberabenteuern. «Ich finde es wichtig, dass Kinder verschiedene Vorbilder haben», so die Abteilungsleiterin zur Geschlechterdurchmischung, «bei einem guten Leitungsteam haben die Kinder Auswahl.» Ein anderer Knackpunkt für die Planung ist die Gruppengrösse. Schliesslich weiss man nie, wie viele Kinder an einem Schnuppertag teilnehmen – und dann auch regelmässig die Nachmittage besuchen. Michelle Keel ist zuversichtlich und konzentriert sich mit ihrem Team auf das Wesentliche. «Wir haben uns Gedanken gemacht über Rituale, die wir einführen möchten und Ziele, die wir verfolgen wollen», erklärt sie und beantwortet die Frage nach den Zielen gleich selbst: «Kleine Kids für die Pfadi begeistern und dafür, draussen zu sein, den Wald kennenzulernen und Abenteuer zu erleben.»
Familiäre Pfadiabteilung
Eckpunkte und Rahmenbedingungen sind ebenfalls schon aufgegleist, wie etwa die Absprache zur Raumbenützung des Pfarreizentrums Stapfen. Kontakt und Absprachen mit der 2. Pfadiabteilung in der Gemeinde Köniz, der Pfadi Falkenstein, gab es bislang jedoch nicht. Falkenstein hat bereits eine funktionierende Biberstufe. Erfahrungen und Ressourcen, die man miteinander teilt oder doch eher Konkurrenz? Powerfrau Michelle Keel winkt ab. «Wir haben keine Angst, dass es zur Konkurrenz wird. Es mag beides leiden», erklärt sie entspannt und betont: «Die Pfadi Falkenstein ist deutlich grösser, aber wir sind familiärer. Bei uns kennen sich alle.» Auf die ersten Informationen zur Biberstufe kamen denn auch sehr positive Rückmeldungen. Vor allem bei Familien, die bereits Kinder bei den älteren Gruppen haben, dürfte das Angebot für die Kleinsten gut ankommen. Die Eröffnung der Biberstufe kommt der ganzen Abteilung zugute, ist sich die Abteilungsleiterin sicher. Bis jetzt wurden Kinder, die noch zu jung waren, in einzelnen Fällen von Anfang an zu den grösseren Wölfen geschickt. Dadurch gab es in der Gruppe eine grosse Altersspanne, sehr unterschiedliche Bedürfnisse und entsprechend hohe Anforderungen an die Leitenden. Das entspannt sich nun. Das Programm für die jüngsten Pfadikinder ist ruhiger, altersgemäss und mit nur 12 Nachmittagen im Jahr weniger dicht.
Fantasie erwünscht
Vieles ist demnach aufgegleist, einige Punkte bleiben offen bis zum Start. Ob und in welchem Ausmass die Biberstufe der Pfadi St. Josef etwa das offizielle Material der Pfadibewegung Schweiz nutzt, ist für Keel und ihr Team noch unklar. «Wir haben Lust, selber kreativ zu wirken», strahlt sie unternehmungslustig, «das finde ich schön an der Pfadi, dass man selber entwickeln kann und nicht an Leistung oder Lehrmittel gebunden ist.» Eine Biberstufe aufzuziehen bietet viel Spielraum für eigene Ideen. Auch die Ideen der Kinder sind wichtig und willkommen. Die Fantasie von Kindern in dem Alter sei grossartig, schwärmt die künftige Biberleiterin. Und um diese Fantasie in
wilde Geschichten und abenteuerliche Spiele zu verwandeln scheint ein Bibernachmittag genau der richtige Ort zu sein.