«Wir trainieren für Menschen in Not»

«Wir trainieren für Menschen in Not»

Der Schweizerische Verein für Such- und Rettungshunde (‹REDOG›) bietet eine umfassende Ausbildung für Rettungsteams an, die aus Mensch und Hund bestehen, und bei der die Suche nach vermissten oder verschütteten Menschen trainiert wird. Dabei engagieren sich rund 750 Mitglieder mit 580 Rettungshunden in Freiwilligenarbeit, unter ihnen auch Markus Willi mit seinen Hunden Billou und Moorley.

«Wenn ich überhaupt mal einen Hund möchte, dann einen Border Collie», sagte er vor 12 Jahren zur Familie, als sie in Südfrankreich, in den Bergen der Ardèche, in den Ferien weilten. Der Nachbar hält dort 250 Geissen, die er mit Border Collies hütet. «Die Arbeit der Hunde faszinierte uns. Ein Jahr später gab es dort Welpen und unsere Kinder erinnerten mich an meine Aussage. So nahmen wir Billou aus der ländlichen Umgebung in die Stadt mit und dachten, das wäre nun der ideale Familienhund», erklärt Markus Willi. Dem war aber nicht so. Der ausgesprochen arbeitsfreudige und leistungsorientierte Hund sei total unterfordert gewesen, so Willi.
Um Billou vielfältiger zu fordern, besuchte er Kurse in «Agility» und «Obedience». Aber auch da war der Border Collie nicht richtig ausgelastet. «Beim Training bemerkte ich, dass er gerne mit der Nase arbeitet. Bei der Suche nach Beschäftigungsmöglichkeiten bin ich auf ‹REDOG› gestossen. Nach einem halben Jahr Schnuppern in der Regionalgruppe Bern war klar, dass für den Hund die Ausbildung als Geländesuchhund bei der Vermisstensuche das Richtige war.» Vor vier Jahren kaufte Willi mit Moorley einen weiteren jungen Border Collie und bildete ihn zum Geländesuchhund aus: «Bei Billou macht sich mit elf Jahren die hohe Belastung langsam bemerkbar. Wir reduzieren das Training nun schrittweise.»

Spannend und vielfältig
Die anspruchsvolle Ausbildung, bis Hund und Mensch einsatzfähig sind, dauert zwischen zwei und vier Jahren. Geländesuchhunde-Teams müssen mehrere Prüfungen absolvieren. Bei der Abschlussprüfung sind die orangen Retterinnen und Retter mit ihren Hunden neun Stunden lang unterwegs, legen bis zu 20 Kilometer zurück und überwinden 2000 Höhenmeter. Der Hund leistet fast das Doppelte, da er beim Suchen immer zwischen seiner Spur und dem Besitzer hin und her läuft. Hundeführerinnen und -führer müssen eine Prüfung in alpiner Technik, in erster Hilfe und in Orientierung ablegen. Auch das Abseilen an einer Felswand oder der Flug mit Hund am Windenseil des Helikopters wird geübt. Die Regionalgruppe Bern trainiert an rund zehn verschiedenen Orten. Jede Woche findet ein Training statt. Einmal im Monat eine Übung am Samstag oder Sonntag sowie vier bis fünf Wochenendtrainings pro Jahr.

Vermisst versus verschüttet
«REDOG» unterscheidet zwischen «Vermisstensuche» und «Verschüttetensuche». Zur «Vermisstensuche» gehört neben der Geländesuche das «Mantrailing». Im Einsatz wird ein Geländesuchhunde-Team von einem «Search and Rescue»-Helfenden begleitet. Unterstützung erhalten sie zudem je nach Situation von Drohnen mit Wärmebildkameras. Hat der Hund die gesuchte Person gefunden, kommt er mit dem «Bringsel» im Mund zurück und signalisiert dem Hundeführenden «Ich hab es gefunden». Bisher leistete Willi mit Billou zehn Ernsteinsätze in der Schweiz.

Ausgleich zum Beruf
Für den Waberer ist das Training mit den Hunden ein wichtiger Ausgleich zum Büroalltag: «Da tauche ich in eine völlig andere Welt ab und vergesse alles andere. Die spielerische Arbeit mit den Hunden an der frischen Luft, die körperliche Betätigung und die vielen Laufkilometer sind für mich gleichzeitig ein ideales Fitness- und Ausdauertraining.» So benötigt er kein Fitnessabo. Die Arbeit im Team mit anderen Mitgliedern sei bereichernd. Zudem muss er absolut konzentriert mit den Hunden arbeiten. «Bin ich mit dem Kopf nicht bei der Sache, spiegeln mir das Billou und Moorley sofort, und die Suchqualität lässt nach. Die beiden sind für mich die besten Psychologen», betont Willi schmunzelnd.

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