«Zämeha, zämestah»

«Zämeha, zämestah»

Man sei gerne gewillt, den strengen Anforderungen nachzukommen, um weiterhin hochqualitative Lebenmittel zu produzieren, aber nicht ohne entsprechende Wertschätzung – so tönte es am Abend des 23. Februars beim Tavel-Denkmal in Rüeggisberg. Aber nicht nur dort: Auch in Langenthal, Schüpbach, Kerzers und im Berner Oberland kamen an diesem Abend Landwirte zusammen, um gemeinsam eine Mahnwache zu halten und für alle sichtbar für ihre Anliegen zu demonstrieren.

Organisiert wurde das ganze von einer Gruppe Berner Bauern rund um Urs Haslebacher, Gesamtkoordinator, Landwirt und Gemeindepräsident von Thurnen. In ihrem Ankündigungsschreiben liessen die Verantwortlichen vernehmen, dass man friedlich demonstrieren wolle, ohne die Bevölkerung zu verärgern oder in ihrem Alltag zu behindern. Konkret hiess das: Präsenz zeigen, ohne aufdringlich zu sein, laut sein, ohne Krach zu machen. Die Bäuerinnen und Bauern der Gemeinden Köniz und Neuenegg etwa haben ein Mahnfeuer entzündet, welches weit sichtbar  loderte und dessen Rauch den Unmut, aber auch die Hoffnung der Bauernfamilien nach Bern wehte.

Ein Betrieb weniger – jeden zweiten Tag

Gerade die Bevölkerung sei es, die in der Vergangenheit immer wieder gezeigt habe, dass sie hinter der Schweizer Landwirtschaft stehe, so schreiben die Organisatorinnen und Organisatoren weiter. Es gehe darum, deutlich zu machen, dass die Situation der Schweizer Bauernfamilien stark in Schieflage geraten sei. Verantwortlich dafür seien die aktuelle Agrarpolitik und die Marktbedingungen, die die Zukunft der Landwirtschaftsbetriebe massgeblich gefährden würden. «Jeden zweiten Tag hört ein Milchwirtschaftsbetrieb auf. 2022 sind pro Tag 1,5 Betriebe verschwunden. Das kann so nicht weitergehen», sagt eine Teilnehmerin in Rüeggisberg. Es freue sie sehr, zu sehen, dass so viele Junge an diesem Abend erschienen sind, denn sie seien es, die, wenn sie gemeinsam mit Gleichgesinnten einstehen, die Zukunft verändern könnten.

Auch Nationalrätin Katja Riem (SVP) war am Demonstrationsabend am Tavel-Denkmal anwesend. In einer kurzen Rede bedankte sie sich bei den Bäuerinnen und Bauern für ihre Anwesenheit, denn nur, wenn man in den Dialog miteinander trete, könne man nachhaltig etwas verändern. Es gelte, künftig den Verwaltungen «auf die Finger zu schauen», den diese würden immer wieder unverhältnismässige und unrealistische Forderungen an die Bauernfamilien herantragen. Gleichzeitig räumte Riem ein, dass die Forderungen nach mehr Planungssicherheit und weniger Bürokratie die Politik angehen würden – dies nehme sie gerne als Hausaufgabe mit.

Die Forderungen

In ihrem Communiqué fassen die Bauernfamilien ihre Forderungen wie folgt zusammen:

Die Bauernfamilien müssten sich darauf verlassen können, dass heute ausgesprochene Forderungen auch noch morgen gelten. Zudem müsse sich die Verwaltung bei der Ausarbeitung von agrarpolitischen Revisionen und neuen Massnahmen ihrer Verantwortung für Kontinuität, soziale und wirtschaftliche Verträglichkeit sowie für den administrativen Aufwand gegenüber den Landwirtschaftsbetrieben bewusst sein und diese Verantwortung in die Ausarbeitung miteinbeziehen.

– Der bürokratische Aufwand sei für die Bauernfamilien mittlerweile nicht mehr tragbar, der erforderliche Zeitaufwand gehe auf Kosten der Produktion, Innovation und Lebensqualität. Das jahrelange Versprechen des Bürokratieabbaus müsse umgesetzt werden.

– Die Produktionskosten seien in letzter Zeit enorm gestiegen, die Steigerung der Produzentenpreise habe aber bei weitem nicht im selben Mass zugenommen. Die Produzentenpreise müssten in diesem Jahr im Durchschnitt um mindestens 5 bis 10 % steigen. Die öffentlichen Mittel für die Landwirtschaft müssten in Anbetracht der steigenden Anforderungen mindestens beibehalten werden.

– Die Bauernfamilien seien gewillt, den hohen Produktionsanforderungen, die in der Schweiz gelten, gerecht zu werden und das Land mit hochwertigen Lebensmitteln zu versorgen. Gleichzeitig wünsche man sich aber die entsprechende Wertschätzung und Anerkennung der gesamten Leistungen. Die Landwirtschaft werde immer wieder für alle möglichen Arten von gemeinwirtschaftlichen Problemen an den Pranger gestellt – man solle die Landwirtinnen und Landwirte nach realistischen Zielen arbeiten lassen. Die Reduktion des Antibiotikaeinsatzes um über 50 % in 10 Jahren sei Beispiel dafür, dass die Landwirtschaft mit viel Eigenverantwortung ihre Hausaufgaben mache.

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