Während in politischen Gremien immer noch diskutiert wird in welchem Umfang und an welchen Standorten, mit welchen Geldern und unter welchen Bedingungen Photovoltaikanlagen installiert werden sollen, gehen zahlreiche Hausbesitzende und KMUs voran und rüsten ihre Dächer mit Solarpannels aus. Doch ob auf grosser Fläche oder auf dem eigenen Dach, eine Frage bleibt meist dezent im Hintergrund: Wer montiert und wartet die Solaranlagen eigentlich? Bis jetzt gab es dazu kein eigenes Berufsbild, oft fand sich der Weg in die Montage als Quereinstieg. Seit dem 1. Oktober erhält die Branche ein neues und offizielles Berufsbild. Ab Sommer 2024 werden schweizweit erstmals Jugendliche in die dreijährige Lehre zum Solarinstallateur und zur Solarinstallateurin starten.
Eigener Beruf ist an der Zeit
Auch in der Region Köniz sind Lernende gefragt. Jürg Schneeberger, Geschäftsführer von energy unlimited, würde sich über Zuwachs im Betrieb freuen. Dass nun endlich eine spezifische Lehre möglich ist, war ein langer Prozess. «Unsere Branche boomt, Fachkräfte werden gesucht. Trotzdem hatte sie bis jetzt noch kein eigenes Berufsbild», erklärt er. Dabei entspreche der Beruf absolut dem Zeitgeist. «Wir sind noch nicht dort wo wir sein müssten, um die Energiestrategie zu erfüllen. Deshalb ist es wichtig, dass wir die Leute dafür begeistern können», so Schneeberger und schmunzelt mit Blick auf junge rebellische Klimakleberinnen und -kleber: «Wir wollen wirklich etwas machen fürs Klima, nicht nur ankleben.» Wer anpacken und mitgestalten will, muss einiges mitbringen. Der Job ist anspruchsvoll. Die Arbeit findet vor allem draussen statt, wer mit Wind und Wetter nicht umgehen kann oder wer Mühe hat mit Höhenangst ist fehl am Platz. Es brauche Begeisterung für Technik und Freude, draussen zu arbeiten. Handwerkliches Geschick ist gern gesehen.
15 Lehrbetriebe im Kanton Bern
Drei Jahre dauert die Ausbildung zur Solarinstallateur:in EFZ, eine verkürzte Lehre zum Solarmonteur:in EBA ist in zwei Jahren möglich. Dank den bereits besetzten Lehrstellen ist unterdessen auch klar, dass die künftigen Lernenden die Berufsschule in Bern besuchen können – und nicht, wie befürchtet, in die Ostschweiz reisen müssen. Ein Glücksfall. Rund 15 Betriebe bieten im Kanton Bern Lehrstellen für Solarinstallateure und -installateurinnen an, noch sind nicht alle Ausbildungsplätze besetzt. Dass das Berufsbild erst kürzlich offiziell anerkannt wurde, macht die Suche nach Lernenden für nächsten Sommer herausfordernd. Auf Berufsberatungen wie dem BIZ oder in Schulen wurde bis jetzt nicht aktiv auf die EFZ Lehre aufmerksam gemacht. Viele Jugendliche haben nun bereits eine andere Lehrstelle gefunden für nächsten Sommer. Wer sich kurz entschlossen noch für eine Lehre als Solarinstallateur entscheidet, wählt einen Beruf mit viel Potenzial. Nicht nur in der Ausbildung geht es in der Montage bereits hoch hinaus. Neue Produkte kommen laufend auf den Markt, Weiterbildungen und Karriereschritte in Richtung Planung und Projektleitung sind gut möglich.
Noch freie Lehrstellen
Auch «energy unlimited» hat noch eine freie Lehrstelle. Sollte es noch gelingen, diese zu besetzen, wäre die Freude gross. Zuwachs wäre sehr willkommen, das fachspezifische Know How und die Erfahrung im Ausbilden sind da. «Wir sind heute bereits ein riesiger Ausbildungsbetrieb, wir bilden Quereinsteiger aus», gibt Schneeberger Einblick. Dass für Jugendliche der Schritt in den Berufsalltag herausfordernd ist, ist dem Geschäftsführer bewusst. Das Team sei jung und dynamisch, der Betrieb familiär und der Umgang sehr wohlwollend. Der gemeinsame Kaffee zum Start in den Tag gehöre dazu. Es verbindet alle die Leidenschaft für nachhaltige Energie und die Überzeugung, etwas bewirken zu können. «Wir können eine saubere Zukunft schaffen», ist Jürg Schneeberger sicher. Wer dabei künftig mit anpacken möchte, ist als Solarinstallateur oder Solarinstallateurin auf einem guten Weg