Ausprobieren erwünscht

Ausprobieren erwünscht

Sechs Handwerksberufe an einem einzigen Tag hautnah erleben? Die Firmen Duens Gerüstbau AG, InnoService AG und Baeriswyl AG machen für Schülerinnen und Schüler erlebbar, was im Klassenzimmer und in der Berufsberatung unmöglich ist.

«Halt! Was müsst ihr zuerst machen?» Etwas hilflos stehen die vier mit Helm und Kletterequipment ausgerüsteten Schüler der Oberstufe Wünnewil zwischen dem Anhänger voll Material und dem angefangenen Baugerüst. «Vielleicht was mit denen hier?», meint einer der Jungs zögernd. Mit etwas Hilfe von Berufsbildner Michael Meyer kommen die Schüler langsam in Schwung, packen an und das Gerüst gewinnt Stück für Stück an Höhe. Der Profi beobachtet und kann sich ab und zu ein Schmunzeln nicht verkneifen. Doch insgesamt ist er zufrieden mit den Jungs. Schliesslich ist es das erste Mal, dass sie ausserhalb des Schulzimmers anpacken und sich als Gerüstbauer versuchen. Im Verlauf des Tages haben sie und ihre Mitschülerinnen Gelegenheit, an sechs Posten während jeweils einer Stunde die Arbeit von Dachdeckern, Abdichterinnen, Spenglern, Fassadenbauerinnen, Gerüstbauern und Entwässerungstechnologinnen auszuprobieren. Dabei arbeiten Mitarbeitende mit den Schülerinnen und Schülern praxisorientiert und beantworten alle möglichen Fragen. 

Berufe ausprobieren

Die Berufserkundungstage in Düdingen sind den Schülerinnen und Schülern der Oberstufe vorbehalten. Stephan Jungo, Geschäftsleiter der Baeriswyl AG und Initiator des Angebots, ist überzeugt, dass ein Handwerk nur in der Praxis kennengelernt werden kann. Dafür setzt er sich zusammen mit der Handwerk-Akademie, einem Zusammenschluss aus sechs regionalen Betrieben im Bereich Gebäudehüllen, ein. «Ein Besuch an der Schule und ein Vortrag über den Beruf bringt wenig», weiss Jungo aus früheren Erfahrungen, «nach den Berufserkundungstagen haben die Schüler erste Einblicke und nicht nur über einen Beruf gelesen, sondern ihn direkt gesehen und ausprobiert.» Die Idee, verschiedene Berufe für die künftigen Lehrlinge an einem Tag praxisnah erlebbar zu machen, kam ihm vor rund sieben Jahren. Zusammen mit der Oberstufe Wünnewil wurde ein erster Versuch gestartet, seither sind die Berufserkundungstage aus dem Jahresprogramm nicht mehr wegzudenken und auch die Oberstufen aus Düdingen, Tafers und Gurmels sind jährlich mit dabei. «Wir wollten unsere Berufe bekannter machen, das ist gelungen. Die Schulen kennen das Angebot und schätzen es», so Jungo, «und wir haben mittlerweile Lehrlinge, die uns an diesen Tagen kennengelernt haben.» Auch nach der diesjährigen Durchführung hätten sich bereits mehrere Jugendliche gemeldet, um einen Schnuppereinsatz zu vereinbaren. Dass dem gegenseitigen Kennenlernen genügend Zeit gegeben wird, ist für ihn wichtig. Bei den Berufswahltagen geht es darum, erste Einblicke zu erhalten und eine erste Vorstellung zu gewinnen, was denn ein Fassadenbauer oder ein Abdichter tatsächlich macht. Springt der Funke und das Interesse an einem der Handwerksberufe ist da, haben die Jugendlichen die Möglichkeit, bei einem Schnuppereinsatz tiefer in den Arbeitsalltag einzutauchen. Dabei schauen sich auch Jungo und sein Team die Jugendlichen an. «Wir betrachten etwa, wie sie sich im Team schlagen, denn Einzelkämpfer funktionieren nicht, man muss in all unseren Berufen teamfähig sein», erklärt er. Auch Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit fallen beim Schnuppereinsatz in die Waagschale – und körperliche Voraussetzungen. Schliesslich ist man täglich draussen und dem Wetter ausgesetzt. 

Gegenseitiges Kennenlernen

Das schulische Niveau ist für den erfahrenen Berufsmann zweitrangig: «Das Gefühl muss stimmen, dass ein Lehrling zu uns passt. Alles Schulische kann man lernen.» Schliesslich brauche es gute Leute auf der gesamten Bandbreite: fähige Büezer, kompetente Objektleitende, umsichtige Gruppenführende. Jungo liegt die Begleitung der Lehrlinge und der Einstieg in die Berufswelt spürbar am Herzen. Doch mit einem Schmunzeln fügt er an: «Das ist auch in gewissem Mass Eigennutz, wir wollen die Lehrlinge so gut wie möglich auswählen.» Gerade in Zeiten, in welchen viel über Fachkräftemangel gesprochen wird, sind gut ausgebildete Handwerkerinnen und Handwerker Gold wert. Sorgfältige Auswahl und Begleitung lohnt sich am Schluss für das ganze Gewerbe.

Der Berufserkundungstag in Düdingen neigt sich für die Oberstufenschüler aus Wünnewil langsam dem Ende zu. Die Jugendlichen haben neues Material kennengelernt, geschraubt und gemessen, gefeilt und gehämmert, ausprobiert und Fragen gestellt. Drei Jungs sind gerade dabei, ihr Können als Fassadenbauer auszutesten. «Arbeiten mit Holz gefällt mir besser», meint einer. Aber die Einblicke seien trotzdem gut, so sehe man auch Berufe, an die man sonst nicht gedacht hätte. «Man kann an einem solchen Tag viel besser in die Berufe reinschauen als auf einer Berufsmesse», erzählt sein Kollege. Letzter Wechsel, letzter Beruf. Die Konzentration lässt langsam nach, der Tag war anspruchsvoll. Ein Schüler fasst zusammen: «Der Tag war gut, aber streng.»

INFO:

www.handwerk-akademie.ch

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