Samichlous: Weihnachtsmann und Samichlous, ein- und dieselbe Person?
(Energisch) Überhaupt nicht! Der Weihnachtsmann ist eine Mischung aus Heiligem Nikolaus, volkstümlichen Gestalten und Santa Claus, wie wir ihn auch aus der Coca-Cola-Werbung kennen. Er kommt an Heiligabend/Weihnachten zum Einsatz, in den USA meistens durch den Kamin. Lieber er als ich (lacht).
Und was ist mit dir?
Bigoscht, ich bin doch keine Werbefigur! Ich führe mit Schmutzli und unserem Eseli ein beschauliches Leben im Wald, wo wir in engem Kontakt zur Natur und den Tieren stehen. In der Chlouse-Zyt machen wir uns auf, um Kindern und Menschen mit unserem Besuch vor allem Freude, etwas Zeit und auch einige Kleinigkeiten zu schenken. Das mit den grossen Päckli überlasse ich lieber dem Weihnachtsmann, dem Christkind oder wem auch immer.
Womit wir zur nächsten Frage kommen. Was spielen Myra und Rovaniemi für eine Rolle in den Lebensgeschichten der beiden Herren?
Ob nun mein Kollege, der Weihnachtsmann mit seinen fliegenden Rentieren und dem Zauberschlitten, oder ich: Ganz viele Menschen haben Freude an uns und feiern uns. Da kann es im Eifer manchmal etwas pompös werden. So wie etwa auch der Santa Run in Bern. Mir ist das zu viel Trubel. Im finnischen Rovaniemi, also am Nordpol, wäre es dem Eseli übrigens deutlich zu kalt. Da ist es ihm in Myra, in der heutigen Provinz Antalya in der Türkei, wo ich ursprünglich herkomme, doch deutlich wohler.
Zwischenfrage: Gibt es den Samichlous ebenfalls in der Romandie, im Ticino? Wenn ja, wie heissen die Kollegen?
Als San Nicolao im Tessin bin ich persönlich etwas weniger gefragt. Wenn, dann feiert man am 6. Dezember meinen Tag, aber eher im kirchlichen Rahmen. In der Romandie ist vor allem der Père Noël verbreitet, eben der Weihnachtsmann. Es gibt aber auch grosse Nikolausumzüge, etwa in Freiburg. Der Samichlousbesuch in der Familie ist dort aber als Tradition weniger stark verankert als in der Deutschschweiz.
Zurück zu dir. Wo überall im Lesegebiet dieser Zeitung warst du diesen Dezember?
Von Wabern bis ins Schwarzenburgerland – und auch bis Laupen, Neuenegg und im Sensebezirk war ich unterwegs und noch einiges weiter. Ich darf in der Zeit vom
1. bis zum 3. Advent einige hundert Familien, Gruppen, Klassen und so weiter besuchen.
Was hast du dabei mit den Kleinen erlebt?
Auf einen Besuch freue ich mich jedes Jahr besonders: Im Könizberg-
wald treffen wir zwei Familien mit ihren Kindern. Eines davon ist ein Mädchen, welches sich etwas langsamer entwickelt und sehr ruhig ist. Allerdings hat sie sehr lebendige Augen. Das Strahlen, wenn sie Schmutzli und mich Jahr für Jahr trifft, ist etwas ganz Besonderes!
Hat sich im Verhalten der Kinder im Vergleich zum Jahr 2000 etwas verändert? Sind sie kritischer geworden, spürt man die Infos und Videos aus dem Internet?
Das ist etwas ganz Besonderes und Schönes: Bei Schmutzli und mir sind die Kinder wirklich noch Kinder, die ganz einfach im Moment präsent sind, Freude an unserem Besuch haben und oft auch ein bisschen aufgeregt sind.
Und mit ihren erwachsenen Begleitern?
Die hängen etwas viel an den… wie heissen die Dinger… Handys. Manchmal habe ich das Gefühl, dass sie vor lauter Herumtippen unseren Besuch gar nicht genies-
sen können.
Was möchtest du den Leserinnen und Lesern dieser Zeitung, deren Kindern und auch der Schweiz insgesamt mitgeben?
Ich wünsche ihnen, dass sie sich auf die wirklich wichtigen Dinge konzentrieren können: Manchmal sind ein paar Erdnüssli und ein Lebkuchen mehr wert als grosse Geschenke mit viel Plastik. Ein selbstgebackener Grittibänz ist viel besser als ein gekaufter, insbesondere, wenn er etwas zu dunkel gerät und die Küche danach eine Renovation benötigt. (Schallendes Lachen)
Oder man könnte in der Vorweihnachtszeit – zum Beispiel nach dem Backen – mit der Familie einen Waldspaziergang machen. Nur eine Bitte habe ich. Solltet ihr dabei Schmutzli, mir oder jemand anderem mit einem Eseli begegnen: Nehmt eure Hunde an die Leine. Esel sind keine Fluchttiere, sondern wissen sich gegen den «natürlichen Feind Hund» zu verteidigen.


