Beliebter Treffpunkt ist bald nicht mehr

Beliebter Treffpunkt ist bald nicht mehr

Der Wintergarten des Kafi Riggi im Zentrum von Riggisberg ist am Tag unseres Gespräches mit Pächter Roger Marti sehr gut besetzt. Und dennoch ist die Information auf der Homepage und an den Türen unmissverständlich: Ende Jahr schliesst dieser beliebte Treffpunkt. Was ist passiert?

Roger Marti fällt es sichtlich schwer, über den Entscheid zu reden, sein Kafi Riggi schliessen zu müssen. Emotional leidet er heute noch darunter, schliesslich hat er in den vergangenen über fünf Jahren «mit Leidenschaft und mit Herzblut» am Erfolg mitgearbeitet, und das nicht bloss täglich acht Stunden während einer geregelten 5-Tage-Woche.

Wochenenden als Problem

«Jetzt geht es einfach nicht mehr», sagt er resigniert, «vor allem für die Küche und den  Service ist kein Fachpersonal mehr zu finden.» Sein Koch wäre bereits in Pension, «er hat sich jedoch bereit erklärt, bis Ende Dezember noch zu helfen.» Roger Marti hat während Monaten versucht, neue Leute für die Küche und den Service zu finden – vergeblich. Ein Problem, das nicht bloss Roger Marti als «Beizer» betrifft. Ohne der jüngeren Generation die Schuld in die Schuhe schieben zu wollen: Nicht bloss die Gastronomie ist von den sich verändernden Erwartungen gegenüber der Work-Life-Balance, welche die sogenannte «Generation Z» vorantreibt, betroffen, auch die Spitäler oder Altersheime, um nur zwei Branchen zu nennen. Viele Leute würden nicht mehr Vollzeit arbeiten wollen, schon gar nicht an Wochenenden. «Vergolden», so Roger Marti, «kann ich einen Koch nicht, nur damit er in der Küche steht, da geht die Rechnung unmöglich auf.»

Steigende Lohnkosten und Energiepreise erschwerten das BeBetreiben des Cafés zusätzlich. Hinzu komme, dass die Gäste seit der Pandemie unberechenbarer geworden seien – dies habe auch damit zu tun, dass sie selber mit steigenden Lebenshaltungskosten zu kämpfen haben. «In Riggisberg können wir auch nicht Preise wie in der Stadt verlangen.» Heisst: Die Marge ist extrem klein. Zu klein, um noch grosse Investitionen tätigen zu können. 

Warten auf den Glücksfall

Trotz des schwierigen Entscheides, sein Kafi per Ende des Monats aus wirtschaftlichen und personellen Gründen schliessen zu müssen, erinnert sich Marti gerne an die «positive Entwicklung» des Restaurants sowie der Konditorei/Confiserie vor dem 17. März 2020 zurück, als er mit seinem Team «auf dem richtigen Weg» war. Und obwohl er niemanden entlassen musste, sei vor allem nach der Pandemie die Welt nicht mehr wie früher gewesen. Zwar konnte er im Laufe der Monate wieder die Terrasse und später den Innenbereich öffnen – die Konditorei blieb während der ganze Zeit geöffnet – aber die Zurückhaltung der Gäste war und ist nach wie vor spürbar.

Die Frage nach dem «Wie weiter?» geht an Liegenschaftsbesitzer Hanspeter Schmid, der die Probleme in der Gastronomie ebenfalls zu spüren bekommt – findet er doch seit vergangenem Mai keine passende Nachfolgeregelung. Denn: «Ich möchte das bisherige Konzept mit eigener Produktion, Café, zwei bis drei Mittagsmenüs und am Wochenende  geöffnet wenn immer möglich weiterführen und nicht alles über den Haufen werfen, nur weil sich andere Varianten vielleicht besser rechnen.» Ein Entscheid, wie es an der Grabenstrasse 3 weitergehen könnte, sei aber noch nicht getroffen, er hofft noch immer auf den «unerwarteten Glücksfall». 

Roger Marti selbst hat ausserhalb der Gastronomie eine neue Herausforderung angenommen, wie auch einige seiner Mitarbeitenden.

***

«Schlimm, wirklich schlimm.»

Was sagen anwesende Gäste zur bevorstehenden Schliessung? Wir haben uns spontan umgehört.

Ida Marti, die Mutter von Roger Marti, ist mit ihrem Mann Hansruedi anwesend: «Es ist eine Tragödie für unseren Sohn, der sich in den letzten Jahren trotz Einschränkungen während der Pandemie derart Mühe gegeben hat, etwas Eigenes aufzubauen.» 

Nicole Diener, die regelmässig ihren Vater in Riggisberg besucht und mit ihm über Mittag ins Kafi Riggi kommt: «Es war schon unschön, dass das Kafi bereits früher einen Wochentag zusätzlich geschlossen hielt. Und jetzt das. Schlimm, wirklich schlimm.»

Beat Messmer, der im Aargau wohnt und nur zufällig anwesend ist und nichts von der Schliessung weiss. «Diese Entwicklung in der Gastronomie ist besorgniserregend. Ich bin erstmals hier, auf der Durchreise, würde aber sofort wieder kommen. Das Mittagessen war super.»

***

Die neuere Geschichte

Ein Riggisberger Wappen an der Wand erinnert daran, dass das Café Riggi im November 1985 von Beatrice und Rolf Baumann-Leuenberger eröffnet wurde (zuvor war dort die Warenhandlung Hänselmann zu finden). Beatrice ist die Tochter der Gründer der Bäckerei Leuenberger in Riggisberg. Bis 2018 führten die beiden mit ihrem Team Restaurant und Konditorei erfolgreich, übergaben das Geschäft dann aus gesundheitlichen Gründen an Roger Marti.

Teilen Sie diesen Bereich

Beitrag:
«Beliebter Treffpunkt ist bald nicht mehr»

Die meistgelesenen Artikel

Kontakt

Datenupload

Der einfachste Weg uns Ihre Daten zu senden!

Werbeberatung

Schritt 1 von 2