Will man die Anzahl Brauereien hierzulande in Erfahrung bringen, landet man schliesslich auf der Homepage der Eidgenössischen Zollverwaltung EZV. Dort sind jene bereits erwähnten 685 «biersteuerpflichtigen Brauereien» aufgeführt, auch die «Wabräu» in Wabern (Position 178 der Liste), die Fleisch und Brau AG in Düdingen (185), die Brauerei Kocher Bräu, die das «Gantrisch-Bier» in Burgistein herstellt (271) sowie «523» aus Köniz, der Name deshalb, weil auf dieser Position der Tabelle. Daneben lesen wir in der langen Liste Schweizer Brauereien Namen wie «Üelus Homebrew», «Bäsi-Bräu», «Turbinen Bräu» oder «Brasserie des deux Casseroles».
«Wabräu» Wabern
2003 nahmen Andreas Wittwer, Urs Dietler und Yvonne Wittwer an einem Brauseminar teil. Dieses hinterliess einen so starken Eindruck, dass sie sich entschlossen, eine eigene Hobbybrauerei aufzubauen. Da sie sich mit ihren eigenen Unternehmungen auf dem Areal der früheren Gurten-Brauerei eingemietet hatten, war der Ort für ihre Brauerei schnell gefunden, und das im ehemaligen Waschhaus.
Mit viel Aufwand und noch grös-
serer Sorgfalt wurde umgebaut, und ganz zum Schluss entschied man sich für «Wabräu» als Name für das neue Markenbier, das am 8. Februar 2004 sozusagen das Licht der Welt erblickte.
Es ging aber nicht bloss um die Brauerei, denn parallel zu jenen Arbeiten wurden auch das Ober- und das Dachgeschoss mit Überbleibseln der ehemaligen Gurtenbrauerei ausgestattet, mit dem Ziel, Bierliebhaber im passenden Rahmen bewirten zu können. Heute präsentieren sich die Räume als eigentliches Museum.
Da die Gründer der Brauerei als selbstständige Unternehmer an die Grenze ihrer Belastung kamen, mussten sie von Juli 2005 bis Februar 2006 in Sachen Bier ein «Time-out» nehmen, mit dem Resultat, dass Urs Dietler die Firma verliess. Zusammen mit seinem Bruder Christoph sowie Simon Burger und weiteren Begeisterten gab es für Andreas Wittwer und «Wabräu» einen Neustart. Mit Erfolg, denn bereits legendär sind die «Frytig-Schoppe» jeweils ab 17 Uhr in einem aussergewöhn-
lichen Ambiente. Übrigens: Sämtliche Bierrezepte – als Beispiele das amberfarbene Bockbier, das obergärige «IPA» (Indian Pale Ale) oder das neue «Stout», ebenfalls obergärig, aber dunkel – wurden von Andreas Wittwer entwickelt, das «Stout» zusammen mit Peter Bolzli. Und: Das Wabräu-Lokal kann man für private Zwecke mieten. Alle weiteren Infos unter
www.wabraeu.ch
«Kocher-Bräu»:
Das «Gantrisch-Bier»
Roger Kocher – 2005 zusammen mit seinem Vater Hans Initiant des Gantrisch-Biers – braut ebenfalls selber verschiedene Biere, die am Allmendweg 3 in Burgi-
stein gekauft werden können, alle nach dem Reinheitsgebot und ausschliesslich mit Battenheid-Quellwasser gebraut. Anhand dieser Spezialbiere soll an dieser Stelle in einer Kurzfassung aufgezeigt werden, wie Bier denn überhaupt entsteht. Für Weizenbier benötigt man in Burgistein ein Gemisch aus Pilsner- und Weizenmalz, das durch die haus-
eigene Mühle geschrotet wird. Der eigentliche Brauprozess beginnt mit dem Maischen, dabei wird Wasser auf plus/minus 50 Grad aufgeheizt und der geschrotete Malz hinzugefügt, anschliessend stehen gelassen, danach in noch heisserem Wasser weiter bearbeitet. Dabei setzen Enzyme die Stärke aus dem Malz in Maiszucker um, der sich im Gärungsprozess in Alkohol verwandelt. Mit Iod lässt sich feststellen, ob die gelöste Stärke restlos verzuckert ist. Wenn ja, werden Flüssigkeit (das spätere Bier) und der Malzkuchen getrennt, Letzterer dient als Tiernahrung. Der Sud wird abermals aufgekocht, vermischt mit Hopfen. Nach dem Abkühlen wird die Hefe beigemischt, worauf es zum eigentlichen Gärprozess kommt, zuerst ungefähr während einer Woche bei 20 Grad, danach – und unter Druck knapp über der Nullgradgrenze – weitere vier bis acht Wochen, bis das Jungbier zum wirklichen Bier herangereift ist. Weitere Infos unter www.kocher-braeu.ch.
Fleisch und Brau AG:
«as Juscht’s»!
In einer kleinen, hauseigenen Brauerei in Alterswil wird das Seisler-Bier gebraut, gelagert und in Flaschen oder in Fässer abgefüllt. Die Fachleute im Freiburgischen legen – wie andere kleinere Brauereien auch – Wert auf Qualität, weshalb die von ihnen hergestellte Menge quantitativ vergleichsweise eher gering ist, dafür umso… exklusiver. Die Sortenvielfalt – mit den jeweiligen Charakteren der verschiedenen Biere – ist enorm und der ganze Stolz der Brauer. Und welche Zutaten kommen dabei zur Verwendung? Inspiration, Freude, Wasser, Malz, Hopfen, Hefe und sehr viel Engagement und Arbeit.
Mit dem «Hellen» fing alles an. Die ausgeprägte Hopfung verleiht diesem Bier einen herben Geschmack und eine natürliche Frische. Das helle «Ale» (Vergärung der Bierwürze bei warmen Temperaturen) überrascht mit einem vollmundigen Aroma mit fruchtigen Geschmacksnoten. Typisch bernsteinfarbig ist das «Amber», mit seinem vollmundigen Aroma ein Bier für Geniesser. Womit wir beim «Fiischters» angelangt wären, tiefschwarz wie die Nacht, angenehm mit einer Caramelnote. Optischer Gegensatz ist das «Weissbier», das vor allem mit Weizenmalz hergestellt wird. Das «Amarillo» ist ein stolzer Wurf des Braumeisters, eigens dafür wird ein spezieller Hopfen aus Texas importiert, der dem Bier ein unverkennbares Aroma verleiht. Während mehrerer Monate reift das «Weihnachtsbier» in Fässern heran und entwickelt dadurch ein einzigartiges Aroma. Dass man auch zu den Hauptmahlzeiten Bier trinken kann, beweist das obergärige «Bénichon». «Last but not least» gibt es auch ein rockiges Bier, das… «Emerald», speziell für die Seisler Heavy-Metal-Band mit gleichem Namen gebraut. Weitere Infos unter
www.fleischundbrau.ch
«523»
Angefangen hat alles damit, dass Andreas Otz alles über Bier erfahren wollte. Und dies nicht nur aus Lehrbüchern, sondern «live»: beim Degustieren von vielen verschiedenen Bieren, natürlich nicht alle auf einmal… Apropos «natürlich»: Das sind die Biere von «523», klassisch gebraut, ohne Extravaganz, ohne «Schischi». Ehrlich. Fazit: «523» aus Köniz kennt das Zusammenspiel zwischen Hefe, Hopfen und Malz aus dem Effeff, nichts von «Hopfen und Malz verloren». Schauen Sie sich selber auf
www.523.ch um: Da werden Sie feststellen können, dass es fast unglaublich viele Sorten gibt. Aber: Weil von jedem Batch nur 200 Liter gebraut werden und der Nachfrage kaum nachzukommen ist, muss man jeweils ziemlich schnell sein, um eines davon zu ergattern. Unser Rat: Sofort bestellen, wenn Sie Aussergewöhnliches wollen, die Augen schliessen, und in Gedanken in die Ferne schweifen, je nach Bier nach Australien, in die USA oder nach Belgien.