Aufhören, wenn es am schönsten ist – das behauptet zumindest der Volksmund. Die »Loverfield Jazzband» hat sich den Zeitpunkt nach über 30 Jahren gemeinsamen Musizierens selbst ausgesucht. Peter Trachsel, zusammen mit seiner Frau Rita Gründer der Band und Bandleader, blickt zufrieden auf die letzten drei Jahrzehnte zurück. Grund dafür hat er alleweil, die Loverfield Jazzband hat mehr erreicht, als sich das junge musikalische Ehepaar damals bei der Gründung wahrscheinlich vorstellen konnte. Viel Enthusiasmus und eine grosse Portion Glück ermöglichten den Musikern damals Ende der Achtziger den Einstieg.
Rasanter Einstieg
Wo andere Bands jahrelang Klinken putzen bei Clubbetreibern und Konzerthäusern, gelang der «Loverfield Jazzband» 1987 ein echter Glückstreffer. Mit dem Format «FüürwehrChehr» von Radio DRS 1 und in Begleitung von Roli Jeanneret, Jana Caniga und dem Feuerwehr Oldtimer Lisi tourten sie durch die halbe Schweiz. Immer wieder durfte die Band ihr musikalisches Können zum Besten geben und wurde live in alle Schweizer Radios übertragen. Einen besseren Start hätten sich die Jazzer aus dem Liebefeld kaum wünschen können. Es folgte der erste Tonträger und das erste Konzert an den «Lenker Jazztagen». Damit begann eine ganz besondere Beziehung. «Seit es die ‹Lenker Jazztage› gibt, waren wir fast jedes Jahr dabei», so Pesche Trachsel. Ein alljährlicher Höhepunkt, der sich bei ihm und seinen Musikern fest eingebrannt hat. «Wir arbeiteten immer auf diese Konzerte hin, an der Lenk wollten wir gut sein und auch neue Songs bringen», beschreibt der Bandleader. Das gelang der «Loverfield Jazzband» so gut, dass ein Produzent hellhörig wurde und die ganze Crew einlud, in die Niederlande zu fahren. Tatsächlich standen die Musiker nach einer mehrtägigen Tour durch Holland im Profistudio 44 und nahmen die Platte «Swissmade in Holland» auf.
Jammen mit dem Idol
Dass Peter Trachsel eine solche Leidenschaft zu Jazz aufbauen und als Bandleader mit der «Loverfield Jazzband» soweit kommen würde, ist dem Zufall zu verdanken. Niemand sei musikalisch gewesen in seiner Familie, erinnert sich Trachsel schmunzelnd. Als er als Sechsjähriger bei einem Onkel auf dem Dachboden ein Handörgeli entdeckte, war er fasziniert und löcherte seine Eltern so lange, bis sie ihm eines zu Weihnachten schenkten. Mit eiserner Disziplin und spielerischer Neugier brachte sich der Junge das Spiel selber bei. «Ich habe zwar nach Noten gespielt, aber hatte viel mehr Freude am freien Spielen und an Verzierungen», so Trachsel. Elemente, die im Jazz unabdingbar sind. Als ihm im Teenageralter ein Freund eine Platte von Chris Barber, einem grossen britischen Jazzmusiker, abspielte, war es definitiv um Trachsel geschehen. Unvergessen ist für ihn denn auch die Begegnung mit der Legende an einem Festival in Deutschland, die gemachten Fotos zeugen vom denkwürdigen Moment. Dass an den «20. Lenker Jazztagen» die «Loverfield Jazzband» zu Ehren des Anlasses einen Gastmusiker einladen durfte und der Klarinettist von Chris Barber, Ian Wheeler, mit der Gruppe ein grandioses Konzert spielte, wird Trachsel ein Leben lang nicht vergessen. «Das ist mein Höchstes, ich hätte mir nie träumen lassen, dass wir mal zusammenspielen», erzählt der Bandleader heute noch etwas fassungslos.
Der Kreis schliesst sich
Dass eine Karriere so voller einzelner Höhepunkte einen würdigen Abschluss braucht, versteht sich von selbst. Es folgen diesen Sommer noch einige Konzerte in Schweizer Jazzclubs. Abende, die das Ensemble sehr schätzt, da im kleinen Rahmen ein interessiertes Publikum aufmerksam zuhört und aus der gleichen Freude an der Musik da ist, wie die Band selbst. Verleidet wurde der «Loverfield Jazzband» die Zusammenarbeit nie, kleinere Uneinigkeiten liessen sich immer aus der Welt schaffen. Trachsel hat zwar schon vor einigen Jahren ans Aufhören gedacht, seine Frau Rita hat das Ruder aber herumgerissen, so dass es weiterging. «Rita und ich sind der Kern der Band», sagt Trachsel in aller Bescheidenheit, «sie ist mir so eine starke Stütze.»
Dass die Dixie-Jazzer nun trotz allem die gemeinsame Band auflösen, hat denn auch gewichtige Gründe. Letzten Herbst verliessen zwei Musiker aus gesundheitlichen Gründen die Band. «Das gab mir zu denken, wir sind alle nicht mehr zwanzig», so Trachsel. Auch seien mehr als dreissig Jahre als Bandleader genug, er freue sich auf die kommende Zeit ganz ohne Administration und Verantwortung. Doch vorher wird der Abschluss noch würdig zelebriert mit zwei besonderen Konzerten. Ein Abend im Kulturhof Schloss Köniz mit vielen ehemaligen Bandmitgliedern, Gastmusikern und dem alten Team des «FüürwehrChehrs», inklusive Oldtimer Lisi, steht noch an sowie ein allerletztes Konzert an den «30. Lenker Jazztagen», mit denen die «Loverfield Jazzband so viel verbindet.