Deutsches Volksspiel in moderner Mundart

Deutsches Volksspiel in moderner Mundart

Die Aufführungen des «Thuner Hirtespiels» in Niederscherli, Thun und Spiez bieten Gelegenheit, ein mittelalterliches, deutsches Volksschauspiel in einer modernisierten Mundart-Fassung wiederzuentdecken.

«Christgeburtsspiel» hiess ursprünglich das deutsche Volksschauspiel aus dem 16. Jahrhundert, das Mitte des 19. Jahrhunderts wiederentdeckt wurde und seither neu aufgeführt wird. So auch in Oberscherli – vor über 40 Jahren als «Oberuferer Christnachtspiel» in einer berndeutschen Fassung von Oberstufen-Lehrer Hans Tanner.

Neue Fassung mit aktuellen Themen
Christine Lüthi-Küng, Leiterin des Gemischten Chors Thun hat die heutige, komplett überarbeitete Fassung mit dem Titel «Thuner Hirtespiel» entworfen. Ausgehend vom «Oberuferer Christnachtspiel» wurde ein modernisiertes Hirtenspiel geschaffen, das Spiel, Tradition und Aktualität vereint. Die Neubearbeitung integriert viele altbekannte Advents- und Weihnachtslieder, nimmt jedoch auch aktuelle Themen auf – wie beispielsweise die grosse Angst im Umgang mit Fremden und das Joch der Armut.

«Lueg du jitz drfür»
Im Gespräch erinnert sich Christine Lüthi-Küng an die jahrelange Zusammenarbeit mit dem inzwischen verstorbenen Hans Tanner: «Das ‹Oberuferer Christnachtspiel› wurde damals von den SchülerInnen der Oberstufe unter der Leitung von Hans Tanner an jeder Weihnacht aufgeführt. Viele Scherler haben selber einmal in einer oder mehreren Rollen der schon damals auf Berndeutsch aufgeführten Version des Stücks gesteckt. Ich selber habe als kleiner Strumpf über Jahre keine Aufführung versäumt, jedes Jahr auf den spektakulären ‹Bauchschlitterer des Stichus› gewartet und mich in die Rollen des grossen Engels, der Maria und des Sternsingers geträumt.» Aber dazu kam es nicht. Sie ging auf die Sekundarschule und machte später das Lehrerseminar. Hans Tanner wurde pensioniert. Doch dann kreuzten sich die Wege wieder: «Er half mir, die Wirren der Physik zu verstehen und gab mir manch gemütliche Nachhilfe an seinem Küchentisch.» In dieser Zeit begann eine Freundschaft zwischen der werdenden Lehrerin und dem pensionierten, lebens- und berufserfahrenen Lehrerkollegen. Sie hat bis zu seinem Tod angehalten. Kurz bevor Hans Tanner starb, hat er Christine Lüthi-King seine berndeutsche Fassung des «Oberuferer Christnachtspiels» mit den Worten «We das dir so gfalle het, de lueg du itz derfür, dass es ume ufgführt wird» in die Hände gedrückt. Eine grosse Aufgabe, die sie erst 2017 endlich in die Tat umsetzen konnte.
In der aktuellen Fassung liegt ein modernes Hirtenspiel vor, in dem die alte Grundlage der «Tanner-Version» jedoch noch deutlich erkenn- und hörbar ist. Das aktuelle Thuner Hirtespiel ist von Christine Lüthi-Küng komplett überarbeitet worden. Einzelne Szenen aus der Fassung von Hans Tanner wurden gekürzt oder weggelassen – vor allem diejenigen mit viel anthroposophischer Symbolik. Alle Lieder sind von ihr neu für einen vierstimmigen Chor a capella gesetzt worden. Zudem sind weitere bekannte Weihnachtslieder zum Mitsingen aufgenommen worden.

Teilen Sie diesen Bereich

Beitrag:
«Deutsches Volksspiel in moderner Mundart»

Die meistgelesenen Artikel

Kontakt

Datenupload

Der einfachste Weg uns Ihre Daten zu senden!

Werbeberatung

Schritt 1 von 2