«Nu Dag» – Nu heisst auf Dänisch «jetzt» und Dag «Tag», also ein «carpe diem» oder «packe den Tag!» Ein «Jetzt», das sich immer wieder durch die unmittelbare Musik der Gruppe zieht.
Die Komponistin und Saxophonistin Chili Romer aus Erlach hat «Nu Dag» 2014 zusammen mit der finnischen Geigerin Lotta-Maria Pitkänen, der schwedischen Sängerin Karoline Espas, der dänischen Pianistin Clara Aaholm, dem kamerunischen Bassisten Stephane Meydan, dem Schweizer Pianisten Sebastian Hirsig sowie dem Cellisten Raphael Heggendorn aus Köniz gegründet. Die studierten MusikerInnen und Musikpädagogen legen, wie sie selbst sagen, grossen Wert auf freies, leichtes, energiegeladenes Musizieren.
Im Erasmus-Programm, einem Austauschjahr an der Hochschule für Musik in Aarhus, Dänemark, lernte Chili Romer die beiden Musikerinnen Lotta-Maria Pitkänen und Karoline Espås kennen. Bald entstand die Idee für eine gemeinsame Band. Anstelle der Bassistin und der Pianistin, welche die Band verliessen, kam der Pianist Sebastian Hirsig hinzu. Die Bandmitglieder sehen sich lediglich ein- bis zweimal im Jahr, deshalb haben sie auch den Anspruch, im «Hier und Jetzt» zu musizieren. Chili Romer sagt, dass die Musikerinnen und Musiker während den Tourneewochen keinen Unterricht geben, um sich voll auf die Musik konzentrieren zu können. Die einerseits kurzen, aber sehr intensiven Zeiten des Zusammenseins und die andererseits längeren «Verschnaufpausen» entsprächen der Lebensauffassung der Gruppe: «Ruhe, warten können und nicht sofort», wie Chili Romer es ausdrückt. «So», bestätigen sie und Raphael Heggendorn, «werden die Musik und das Zusammenspiel sehr intensiv.» «Nu Dag» eben!
Die Musik
«Nu Dags» Musik mutet nordisch, besinnlich und harmonisch an. Eine Weite öffnet sich, ein Getragen-Sein von der Musik. Ein Vergleich mit dem norwegischen Hilliard-Vocal-Ensemble mit dem Saxophonisten Jan Garbarek drängt sich auf. Die Musiker selbst sprechen von einer «dringlichen Musik, die grosse Themen besingt und einlädt, die Froschperspektive zu verlassen.»
2018 entschloss sich die Band, eine Vinyl-Platte und eine CD mit dem Namen «Absolut» herauszugeben. Auch dies geschah mit der Überzeugung, aus dem Jetzt zu handeln. «Absolut» wurde nicht digital, sondern auf Tonband aufgenommen und anschliessend gemischt sowie gemastert. Viele Stücke sind ungeschnitten und kommen deshalb sehr unmittelbar daher. «Analoges Aufnehmen schafft mehr Natürlichkeit und Wohlbefinden, unsere Natur ist nicht digital», erklärt Chili Romer. Und Raphael Heggendorn doppelt nach: «Es gibt bei der analogen Aufnahme keine unnatürlichen Möglichkeiten, die Musik zu editieren. Analog aufzunehmen lässt nur sehr beschränkt Möglichkeiten zu, die Musik im Nachhinein zu bearbeiten. Dies schafft mehr Klarheit im Aufnahmemoment.»
Die Band
Der Frauenanteil von 60% und die Tatsache, dass die Band «Nu Dag» weder Bass noch Schlagzeug besitzt, macht sie aussergewöhnlich. Chili Romer, die als ausgebildete Kindergärtnerin Mutter-Kind-Deutschkurse in Köniz unterrichtet, schätzt es sehr, im Jazzumfeld Frauen zuzuhören und mit ihnen zu spielen. «Es ist einfach anders, als eine reine Männerband.»
Die Musiker sprechen englisch zusammen. Instrumente und Singstimme nehmen im Zusammenspiel oft wechselnde Rollen ein. Die Mitglieder der Gruppe schätzen die Inspirationen, die sich aus der Herkunft der Musikerinnen und Musiker ergeben. Darunter beispielsweise den Einfluss der finnischen Volksmusik bei Geigerin Lotta-Maria Pitkänen.
Obschon Chili Romer, die den Master in Jazzkomposition vorweisen kann, kein Leadermensch ist, fällt ihr die Rolle des Band-Führens schon aufgrund ihrer Kompositionen zu. So ist Raphael Heggendorn froh, wenn die 5 unterschiedlichen Musikauffassungen von Chili Romer etwas zusammengehalten werden. Nach langer Arbeit finden die Musiker dann zu einem gemeinsamen Empfinden der Musik. Der Bassist Björn Meyer, der das Ensemble während der CD-Aufnahme gecoacht hat, ist mitverantwortlich für das Gelingen der Musik auf CD und im Konzert. Wohl deshalb verhehlt die Band nicht, dass ihr Album «Absolut» mit der unmittelbaren und geheimnisvollen Musik ein schönes Weihnachtsgeschenk sei.