Die Bürde der Bedeutung

Die Bürde der Bedeutung

GUGGISBERG – 1,6 Mio. Franken muss die kleine Kirchgemeinde aufbringen. Viel Geld für einen kleinen Ort. Doch Guggisberg ist eben kein unbedeutendes Flecklein Erde, sondern ein Dorf von nationaler Bedeutung, in dessen Ortsbild die Kirche eine Hauptrolle spielt.

Das verpflichtet. Und macht doppelte Angst. Einerseits in Sangernboden, weil man befürchtet, dass die finanziellen Mittel nicht ausreichen, um ihre Kirche, die nicht minder das Dorfbild dominiert wie in Guggisberg, zu sanieren. Anderseits in der Kirchgemeinde selbst, weil die Eigenmittel von rund einer halben Mio. Franken längst nicht ausreichen.

Der Opferstock

«Kein Problem», mag die eine oder der andere denken; dafür gibt es doch Hypotheken. Doch so einfach ist es in diesem Fall nicht: «Wir nehmen 200’000 Franken an Kirchensteuern ein, damit müssen wir das ganze Kirchenjahr finanzieren», verrät Julia Läderach (Finanzen). Da bleibt wenig übrig, um Rückzahlungen zu leisten. «Wenn wir die Kirchgemeindesteuer anheben würden, befürchten wir, dass noch mehr aus der Kirche austreten würden», ergänzt Michaela Lichtle (Sekretariat). Deshalb wählt die Kirchgemeinde einen – mit Verlaub – unorthodoxen Weg: sie haben je einen Fonds für die Kirche Guggisberg und für jene von Sangernboden eröffnet und sammeln Geld. Etwas, das jeweils im Gottesdienst Tradition hat, doch nun ist es ausserhalb der kirchlichen Mauern nötig. Und für einmal heisst der gute Zweck der Sammlung: Sanierung der beiden Kirchen.

Die Entfernte

Die Angst der «Sangernbödeler» ist nicht von der Hand zu weisen, wenn man die finanzielle Situation kennt. Es läge ja fast ein wenig auf der Hand, eines nach dem anderen zu machen und mit Guggisberg zu beginnen. Aus diesem Grund erwuchs im entlegenen Ortsteil eine Eigendynamik unter der Ägide des Gasthauses Hirschen und eine beispiellose Sammlung begann. Sogar die Hochzeit des neuen Wirtepaars musste dafür herhalten. Die «Könizer Zeitung | Der Sensetaler» hat darüber berichtet und in der Folge sind weitere Spenden eingegangen. Doch auch Läderach bändigt die Angst: «Es kam zu Verzögerungen, weil man erst den Renovationsbedarf aufnehmen musste. Es verging viel Zeit und da kam der Gedanke des Vergessens dazu. Aber Sangernboden soll etappiert saniert werden. Zwei Verpflichtungskredite, die bereits genehmigt wurden, liegen vor.» Gute Nachrichten für den kleinen Ort, der in der Folge aber sicher gut daran täte, die Kirche wieder zu beleben.

Eins nach dem anderen

Etappierung klingt zudem wie ein Zauberwort. Doch der Zauber verfliegt mit Blick auf die Kosten. Das Projekt kostet bereits mit Etappierung 1,6 Mio. Franken, 600’000 Franken für die neue Schindeleindeckung, die Aufhängung der Glocken, Fassadenanstrich und Läutautomatik in Sangernboden und 1 Mio. Franken für die Sanierung des Turms, des Dachs vom Kirchenschiff, das Glockengeläut, die Turmuhr, Brandmeldeanlage, Elektrik und Absturzsicherung der Empore in Guggisberg. Die Liste ist lang, die letzten Renovationen datieren nämlich aus den 1970er Jahren. Zudem sind beide Gebäude denkmalgeschützt, womit zahlreiche Auflagen zu berücksichtigen sind. «Uns fehlte die Erfahrung dieser Zusammenarbeit und wir haben ziemlich gestaunt, was da alles auf uns zukommt», räumt Läderach ein.

Doch die frohe Botschaft lautet: dank der Etappierung und bereits eingegangenen Geldern beginnen die Projekte noch in diesem Jahr und die Kirchgemeinde ist bereit, den letzten Franken dafür zu investieren. Dennoch hoffen die Guggisberger, dass noch Spenden eingehen. Getreu dem Motto: «Der Batzen in der Kasse klingt, saniert die Kirche geschwind.» Es ist die Bürde und eine Ehre, welche die Kirchgemeinde zu tragen hat, wenn gleich zwei Orte von grosser Bedeutung sind.

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