Die künstliche Intelligenz verdrängt die natürliche

Die künstliche Intelligenz verdrängt die natürliche

Unterhalten sich zwei Herren. Fragt der eine: «Bereitet Ihnen das keine Sorge, dass die künstliche Intelligenz immer mehr zunimmt?» – «Nein, mir bereitet hingegen der Umstand Sorge, dass die natürliche ständig abnimmt.»

Hand aufs Herz, liebe Lesende, die ihr 60+ seid: Habt ihr auch das Gefühl, die heutige Generation engagiere sich weniger für ihre Arbeitgeberinnen als wir seinerzeit? Mag sogar stimmen. Nur: Wenn man sich in Erinnerung ruft, dass deren Denkvermögen, deren gesunder Menschenverstand, beruflich immer öfter auf «off» bleiben muss, kann es mich nicht verwundern, dass die jungen Menschen nur noch «9 to 5» und anschliessend «Party!» machen.

Bin ich froh, konnte ich vor einigen Jahren bereits aus diesem administrativen Hamsterrad aussteigen. Ich würde in der heutigen Geschäftswelt schlicht durchdreeeeeehen, meine Stelle verlieren, weil Entscheidungen nicht mehr spontan getroffen werden, sondern erst dann, wenn man(n) sich bei anderen links und rechts abgesichert hat. Motto: «Mitgegangen, mitgehangen». Ein Beispiel: Ich war und bin es gewohnt, in einer Sache nur mit einer Person zu kommunizieren, «P2P, person to person». Sollte mein Gesprächspartner intern andere Leute dazu schalten (müssen), dann interessiert mich das nicht. Sein Bier. Kürzlich passiert: In einer bestimmten Angelegenheit will ich etwas Grösseres organisieren. Klappt mit meinem P2P bestens, bis zum Moment, da eine seiner Mails plötzlich an sechs (6!) Leute in cc geht. Zwei dieser «Internen» mailen mich dann an, fragen, worum es denn überhaupt gehen würde, sie wüssten nicht, was sie damit zu tun hätten. Ob richtig oder falsch: Nach diesem Erlebnis habe ich die Sache churzspitz abgeblasen. Ich will weder dem Mann noch mir schon zu Beginn der Übung ein Magengeschwür provozieren.

Ziemlich schlimm ist es im Bereich «ad absurdum ad infinitum» im Gesundheitswesen. Immer neue Vorschriften und Regelungen, meist in einer Etage abgefasst, wo man nicht zu wissen scheint, wem Krankenpflege in Wirklichkeit dienen sollte, nämlich den Patienten. Nicht den Apparatschicks. Mit dem Resultat, dass sich die Pflegenden meist nach ihrer eigentlichen Arbeitszeit (!) abmühen, auch noch der Administration gerecht zu werden. Sie neigen dazu, krank zu werden und aus dem Beruf… auszusteigen. Und unter diesen Begleiterscheinungen will man – liebe Verantwortliche, ich frage Sie! –  neue Pflegende gewinnen? Echt jetzt? Mögliche Pflegende, die bereits beim Schnuppern mit einem «Nei, merci!» die Schürze weglegen? Logisch: Immer sind andere schuld, niemand ist bereit, ein «Hört mit diesem administrativen Schwachsinn auf!» durchzusetzen. Schreibt man(n) hochanständig dem CEO einer Software-Bude (den man sogar kennt) und die im Zentrum des medizinischen Orkans steht, erhält man nicht einmal eine Antwort. Nichts gesehen, nichts gehört, und schon gar nichts gesagt. Es isch eifach eso. Basta.

Auch in den nächsten beiden Fällen ist es «einfach so». Ich kaufe mir etwas voreilig einen kleineren Teppich bei einem Discounter für 99 Franken und 90 Rappen. Zuhause mühe ich mich ab, den Teppich aus seiner grauenhaft verschweissten Kunststoffhaut zu lösen, fast ein Ding der Unmöglichkeit. Fazit: Die Hülle ist schliesslich z’Hudle und z’Fätze. Schlimmer noch: Der Teppich gefällt mir nicht (mehr). Retour 30 Kilometer ins Geschäft, um mich auszahlen und den Teppich zurückzulassen. Geht ohne Originalverpackung nicht, obwohl ich den Kassenbeleg noch besitze. Nichts zu machen. Vorschrift. Die Angestellte ruft ihren Chef an. Der ist anscheinend nicht da, sein Chef ebenso nicht. «Ich bin bloss eine einfache Angestellte», sagt die freundliche Frau, «ich würde Ihnen ja gerne helfen, verstehe Sie auch, aber ich darf das nicht machen.» Eben, nichts zu machen. Ich lasse den Teppich zurück, aus besagten Gründen. Eine Stunde später erhält der Firmeninhaber eine erklärende Mail von mir, eine Mitarbeiterin zeigt sich gnädig und wird mir im Sinne «einer Geste und Ausnahme» einen Gutschein schicken. Aber nicht über 100 Franken, sondern über zehn Rappen weniger, weil die Kasse sonst nicht stimmt.

Kürzlich erhalte ich per Post eine Mahnung über 20 Rappen. Typisch Thomas: Betrag nicht richtig gelesen. Ich rufe die Firma an und frage, ob eine solche Mahnung wirtschaftlich gesehen denn Sinn macht? Falsche Frage. Es geht ums Prinzip – zudem würden diese Differenzen «vom System» gelesen und automatisch moniert. Aha. Und wer sagt dem System, was es zu tun hat? Ich mache kurzen Prozess, schicke die Mahnung retour und lege 50 Rappen in Marken bei. Zu gerne wüsste ich, was meine Unbekümmertheit bei der Bude ausgelöst hat. Eine mögliche Gutschrift über 30 Rappen steht jedenfalls noch aus.

Und Sie?

Vielleicht haben Sie im Bereich der vorgegebenen Prozesse und/oder administrativen Unmöglichkeiten Ähnliches erlebt. Schreiben Sie mir das doch husch – in einer nächsten Kurzgeschichte nehme ich den Ball auf: hc.xmg@resuahnrob.samoht Merci!

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