«…du wirst es verstehen»

«Was geschieht mit mir? Ich bin allein mit Nöli, André, der Erstklässler, ist in der Schule und Peter an der Arbeit. Ein tiefer Seufzer entfährt mir, salzige Tränen lecke ich von meinen Lippen. Ich hebe den Blick und schaue durchs Fenster und nehme erst jetzt diesen wunderbaren Frühlingstag wahr.» Henriette Brun-Schmid beschreibt in ihrem neusten Werk, wie die Mutter eines autistischen Kindes hadert, sich dann wieder voller Liebe fühlt, dann wieder ratlos wird, um erneut Kraft zu tanken und weiterzumachen. Schonungslos ehrlich schreibt Mutter Danielle im Stile eines Tagebuchs ihre Zeit mit Noemi oder wie der Bruder eben zu sagen pflegte: Nöli. Freundin Elsa erhält den Stapel der Niederschrift. Im Dialog der beiden Freundinnen fügt die Autorin wichtige Reflektionen hinzu: Erinnerungen, Einsichten, Einschätzungen. Ob Nöli, hätte sie denn schreiben können, so ähnlich ihre Zeit auf Erden wahrgenommen hätte? Danielle fragt sich das zwar, aber das Buch eröffnet nicht nur jenen Einblick in ein unübliches Familienleben, sondern genauso die Innensicht einer liebenden und gleichwohl getriebenen Mutter. «Calingulambam» ist das einzige Wort, das Nöli aussprach. Es wird zum Inbegriff von etwas Undefinierbarem, Unbegreiflichem und dennoch Einzigartigem. Brun will mit diesem Buch das Alleinsein betroffener Menschen aufbrechen und konfrontiert die Gesellschaft mit Autismus im Alltag. «Wie nur kann ich sie wecken? Ein Kind, das gar nicht schläft, nur nicht schaut, nicht schaut auf die Welt und das verrückte Leben auf ihr. Wie weckt man so ein Kind? Ich knuddle, küsse, knuddle, dringlich, mehr. Und da sehe ich mich von aussen, sehe, wie Nölis Mutter knuddelt, dringlich, hysterisch.»
Das Buch ist im boox-verlag erschienen und per sofort verfügbar. Zudem veranstaltet die Autorin mehrere Lesungen. Am 29. Oktober in der «Heitere Fahne» in Wabern (18 Uhr Essen, 20 Uhr Buchvernissage) oder am 30. Oktober um 19 Uhr an der Kulturnacht im Schloss Köniz.